Aus dem Obstgarten in die Flasche: Albert Bücheles Edelbrände

Ob Whiskey, Obstbrand oder Gin. Hinter Albert Bücheles Edelbränden stecken Geduld, Erfahrung und einer Liebe zur Qualität.
Von Christine Moosmann-Hämmerle
neue-redaktion@neue.at
Albert Büchele gehört bereits zur fünften Generation, die auf dem Michelehof lebt und arbeitet. Gemeinsam mit seiner Frau Lisa betreibt er dort eine Landwirtschaft mit Obstanbau und Milchwirtschaft, außerdem stellt er hochwertige Spirituosen her. Die erwachsenen Töchter Katharina und Anna und studieren beide in Wien. „Eigentlich“, sagt er, „manage ich drei Betriebe.“ Die Produkte aus dem 1,2 Hektar großen Obstgarten und der Brennerei werden direktvermarktet. Das Obst und die Brände werden direkt an die Gastronomie geliefert und im hofeigenen Laden vertrieben. An einem kleinen Stand neben dem Hof wird Obst und Süßmost verkauft.

Das Wohnhaus auf dem Hof hat eine bewegte Geschichte, denn ein Teil davon stammt wie eine Vorfahrin Albert Bücheles aus Sulzberg. Ob das aus Holzbalken gestrickte Haus ein Erbstück oder Hochzeitsgeschenk war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach aber wurde es in die einzelnen Balken zerlegt und gelangte über den Wasserweg auf der Bregenzer Ache nach Hard, wo es um 1838 wieder aufgebaut wurde. Ein Teil des alten Hauses ist immer noch erhalten, der Bau wurde im Laufe der Jahre erweitert. Vor 20 Jahren errichtete die Familie hinter dem Wohn- und Stallgebäude einen Neubau.Darin sind ein Verkaufsraum, die Brennerei, das Lager und ein Raum zur Verkostung seiner Brände untergebracht.

„Die Brennerei macht mir Riesenspaß und mittlerweile ist das Lager so gut gefüllt, dass ich nur noch das nachproduzieren muss, was ausgeht.“
Albert Büchele
Berufswunsch: Landwirt
Schon während seiner Zeit an der Handelsakademie, hatte der Harder den Wunsch auf die Landwirtschaftsschule zu wechseln und Bauer zu werden. Sein Wunsch erfüllte sich zunächst nicht und er arbeitete nach der Matura mehrere Jahre auf einer Bank, er habe aber bemerkt, dass dort „mein Herzblut nicht fließt“, erzählt er. Mitte der 90er Jahre schließlich wandte er sich ganz der Landwirtschaft zu und übernahm den elterlichen Hof. Eines seiner ersten Produkte, der Birnenschaumwein gewann den landwirtschaftlichen Innovationspreis. Im Laufe der Jahre sollten noch viele Preise und Prämierungen folgen.

Albert Bücheles Leidenschaft ist die Brennerei. „Die Brennerei macht mir Riesenspaß und mittlerweile ist das Lager so gut gefüllt, dass ich nur noch das nachproduzieren muss, was ausgeht“, erzählt der 59-Jährige. Schnaps habe die Familie auf dem Hof schon immer gebrannt. Durch den Obstanbau und die Produktion von Tafelobst hat bereits sein Vater die Weichen für die Herstellung von Spirituosen gestellt. „Als ich wusste, dass ich den Betrieb übernehmen und weitermachen möchte, habe ich mir ernsthaft überlegt, was ich für Möglichkeiten habe, um ihn auf eine Basis zu bringen, auf der man mittel- und langfristig davon leben kann“, sagt er. Sein Ziel war es, das Brennen zu intensivieren und die Qualität der Produkte zu steigern.

Als Albert Büchele damit anfing, musste er zuerst einmal lernen, wie ein guter Brand schmeckt und welche Fehler bei der Herstellung vermieden werden müssen. Zunächst setzte er sich mit der Sensorik auseinander. Hilfreich dabei war seine Tätigkeit als Verkoster in der Jury bei verschiedenen Edelbrandprämierungen. Dadurch gelang es dem Harder, ein Netzwerk von Schnapsbrennern, Gärungstechnologen und Brennereiherstellern aufzubauen, die er zu Rate ziehen konnte. „Gerade beim Thema Sensorik lernt man auch viele Sachen selbst, vor allem dann, wenn man sich dafür interessiert. Als Juror bekommt man praktisch alles, was produziert wird unter die Nase. Dort habe ich sicher am meisten gelernt“, ist er überzeugt.
Großes Angebot an Edelbränden
Die Palette der Produkte aus der Brennerei ist breit. Von diversen Likören und Obstbränden über Gin und Rum und Whiskey bis hin zu Schaumwein reicht das Angebot. Eine Erfolgsgeschichte, die Albert Büchele besonders freut, ist die seines Whiskeys. „Mit dem Whiskey muss ich ein besonders glückliches Händchen gehabt haben“, meint er. In Kooperation mit der Mohrenbrauerei, begann er vor 20 Jahren seinen ersten Whiskey herzustellen. Er habe damals seine Erfahrungen vom Obstbrand auf den Whiskey übertragen. In den ersten Jahren produzierte er zunächst vier Fässer pro Jahr. Dann galt es, geduldig zu sein und zu warten. Ein Getreidebrand muss mindestens drei Jahre im Fass gelagert werden, denn erst dann darf er als Whiskey bezeichnet werden. Fünf Jahre nach dem Befüllen der ersten Fässer, reichte er seinen Whiskey beim World Spirits Award ein, an dem jeweils zwischen 50 und 100 unterschiedliche Sorten teilnehmen. Das Ergebnis sollte der Standortbestimmung dienen und dazu, zu wissen, ob der Whiskey eine gewisse Qualität hat. Der fünfjährige Whiskey siegte auf Anhieb punktegleich mit zwei weiteren Whiskeys aus einer schottischen Brennerei. „Vielleicht hatte ich auch noch etwas Glück bei der Auswahl der Fässer aus drei verschiedenen Eichenhölzern“, schmunzelt der Landwirt.

Bei der Herstellung von Spirituosen ist Geduld gefragt. Schließlich müssen sie je nach Sorte jahrelang reifen. Das Lager ist inzwischen gut gefüllt und der Zeitdruck der Anfangszeiten ist nicht mehr da. So manches mit Obstbränden gefüllte Fass lagert dort schon so lange, dass Albert Büchele es zwischenzeitlich vergisst. Mit dem Rum zum Beispiel habe er sich absichtlich etwas bedeckt gehalten, damit er in Ruhe lagern kann. Er freut sich, dass er den Betrieb dorthin entwickeln konnte, wo seine persönliche Stärke und Freude liegen.
Infos
Michelehof
Marktstraße 26, Hard
Tel. 05574 72412
Mail: michelehof@aon.at
Web: www.michelehof.at
Der Michelehof in Hard wird seit über 185 Jahren familiengeführt. Neben Milchwirtschaft und Obstanbau steht die hofeigene Brennerei im Mittelpunkt: Albert Büchele produziert dort prämierte Edel- und Obstbrände, die direkt vermarktet werden.