Mit System und Seele: Margit Kolb übernimmt den Bürokram für Selbständige

Ordnung ist das halbe Leben. In welcher Hälfte lebst du?“, fragt Margit Kolb auf ihrem buntkarierten Flyer. Frech, auf den Punkt, mit dem Drive hin zur Lösung. So ist die Andelsbucherin tatsächlich. Dazu verlässlich, klar und voller Ideen. Das gelb-pink karierte Muster des Flyers signalisiert Aufgeräumtheit, die sich durchaus auch auf die Laune bezieht. Die „mobile Büromanagerin“ hat vor der Gründung ihres Ein-Personen-Unternehmens Feldstudien betrieben. „Ich habe festgestellt, dass viele Menschen, besonders Handwerker und Freiberufler, tatsächlich oder im übertragenen Sinn von morgens bis abends auf ihrer Baustelle sind und weder Zeit noch die Motivation haben, nach Feierabend ihren letzten Zahlungseingang zu überprüfen. Da komme ich ins Spiel.“ Tatsächlich hat sie einmal von einem Handwerker eine Rechnung erst ein halbes Jahr später bekommen. „Das passiert mit mir an der Seite nicht“, bemerkt sie gut gelaunt.

Diskrete Unterstützung

Ob es der Maler ist, der es als wichtiger einschätzt, Farbe zu besorgen, anstatt eine Mahnung zu schreiben, oder der Gärtner, der lieber die Beete einer Kundin für die Pflanzung vorbereitet statt die Stapel auf seinem Schreibtisch abzuarbeiten: Viele Leute machen Bürokram ungern und schieben ihn vor sich her. „Der Gärtner schämt sich außerdem vielleicht noch, Hilfe für die Erledigung der Büroarbeit anzunehmen. ,Dann denken die Leute am Ende, ich bin faul und unfähig!’ Also ich denke das bestimmt nicht, ich bin diskret und verschwiegen“, verspricht Kolb. Wenn sie die Büroarbeit übernimmt, kann der Gärtner zwei Stunden länger im Grünen werkeln. Er macht, was ansteht, was er kann und gerne tut und verdient das Geld, mit dem Kolb derweil seine Unterlagen sortiert. Der Vorteil an der arbeitsteiligen Gesellschaft ist ja: Nicht jeder muss alles machen. „Ich verschaffe meinen Auftraggebern einen Freiraum und das angenehme Gefühl, dass die Arbeit trotzdem gut erledigt ist“, sagt Kolb.

Einer ihrer Kunden ist beispielsweise Vermesser; er hat nicht überall Handyempfang. Bei Bedarf nimmt Kolb daher seine Anrufe entgegen und notiert alles Wichtige, am Abend kann der Vermesser dann in Ruhe zurückrufen. Die mobile Büromanagerin sortiert Unterlagen und schreibt Rechnungen, erledigt Banksachen und setzt Verträge auf, systematisiert Belege für den Steuerberater, erstellt Angebote und macht Korrespondenzen, vervollständigt Akten und erledigt Anrufe. Die in Andelsbuch Geborene und Aufgewachsene hat in Egg die Handelsschule besucht. In ihrem Berufsalltag als Angestellte war sie zunächst Lagerkommissionierin, dann arbeitete sie fünf Jahre lang bei Julius Meinl als Geschäftsführerstellvertreterin in Dornbirn und zuletzt in der Gemeindeverwaltung Andelsbuch: 28 Jahre lang war die heute 58-Jährige in der Gemeindeverwaltung in Andelsbuch tätig. Immer war sie umtriebig, hat in vollkommen andere Bereiche hineingeschnuppert. So hat sie eine Weiterbildung in Gartenbau und Landschaftsgestaltung, eine in autobiografischem Schreiben und eine in Klangmassage nach Peter Hess. Im Moment macht sie einen Online-Kurs in Kalligrafie.

Alles unter einen Hut

„Ich muss zunächst einmal für mich selbst Sinn schaffen, nur dann kann ich das auch für andere tun“, sagt Kolb. Eine Zeitlang habe sie in ihrer Verwaltungsarbeit nur noch in Verwaltungsdingen gedacht. Irgendwann meldete sich ihr Körper und erinnerte sie daran, dass es auch noch anderes gibt im Leben. Schließlich kam der Punkt, an dem sie beschloss, auch noch etwas ganz Eigenes auf die Beine stellen zu wollen. Etwas, das sich mit ihren Reisen unter einen Hut bringen ließe. Kolb ist nämlich mit ihrem Mann viel unterwegs, nach dem Interview brechen sie beispielsweise an den Lago Maggiore auf. „Du hast ein buntes Leben und einen bunten Strauß an Begabungen“, sagte eine Freundin einmal zu ihr. Als mobile Büromanagerin hat sie eine Betätigung gefunden, die alles kombiniert, was sie kann und will. Ordnung ins Leben bringen, den Kontakt zu ganz unterschiedlichen Menschen, verschiedenste Tätigkeiten, dankbare Kundinnen und Kunden, die freie Zeiteinteilung und die Möglichkeit, da, aber auch viel weg zusein.
Im Wohnmobil haben sie W-LAN und ein voll eingerichtetes Büro inklusive Drucker – mobiler geht es nicht. „Die Vorteile für meine Kunden sind: Wir haben kein Dienstverhältnis, somit fällt dieser Papierkram schon mal weg und die Kunden können mich spontan anrufen, wenn sie mich brauchen. Ich bin nicht teurer als eine normale Mitarbeiterin, aber flexibler. Krankheits- und Urlaubsvertretung mache ich auch, das möchte ich noch weiter ausbauen“, erzählt Kolb. „Man sollte sich regelmäßig fragen: „War’s das? Ist das der richtige Weg?“ Ihr Ziel: genug Arbeit zum Leben zu haben und genug Zeit, um dieses Leben auch zu genießen.