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WHO fordert Verbot von Zigarettenfiltern und Geschmacksstoffen

22.11.2025 • 09:00 Uhr
WHO fordert Verbot von Zigarettenfiltern und Geschmacksstoffen
APA

Jedes Jahr landen rund 5,6 Billionen Zigarettenfilter als nicht abbaubarer Plastikmüll in der Umwelt. Auf der elften WHO-Konferenz zum Rahmenübereinkommen bezüglich Tabakkontrolle diskutieren diese Woche Experten aus 183 Staaten und 29 NGOs auch über Umweltschutz und ein weltweites Verbot dieser Filter.

Von Christof Flatz
neue-redaktion@neue.at

Der Grund: Die Filter belasten nicht nur massiv die Umwelt, sondern bieten auch keinen nachweisbaren gesundheitlichen Schutz. Herkömmliche Filter bestehen aus Celluloseacetat, einem Kunststoff, der zu Mikroplastik zerfällt. Ein einziger Zigarettenstummel kann mit seinem Giftcocktail – darunter Nikotin, Arsen und Blei – bis 60 Liter Grundwasser verunreinigen. Das Mikroplastik kommt hier noch hinzu. Lange unterschätzt, zeigen aktuelle Studien nun: Mikroplastik aus Filtern kann entzündungsfördernde Reaktionen in Immunzellen auslösen und ist damit potenziell gesundheitsschädlich.

Die Tabakindustrie arbeitet deshalb fieberhaft an Ersatzmaterialien. Diskutiert werden biologisch abbaubare Filter aus Zellulose, Hanf, Maisstärke oder Bambus. Sie zerfallen schneller, können aber bei falscher Entsorgung weiterhin die Umwelt belasten. Papierfilter sind leichter recycelbar, reduzieren Schadstoffe jedoch weniger effektiv und verändern den Geschmack. Aktivkohlefilter sind wiederum teurer und nicht vollständig biologisch abbaubar. Aber ganz ohne Filter steigt die Schadstoffbelastung für den Raucher deutlich. Philip Morris International (Jahresumsatz 2024: 39,9 Milliarden US-Dollar) will die Plastikbelastung durch Filter bis 2030 halbieren – durch Sensibilisierung und bessere Entsorgung. Zudem setzt der Konzern auf eine Kooperation mit Greenbutts, einem Anbieter pflanzenbasierter Filter, die sich im Kompost innerhalb weniger Tage zersetzen. British American Tobacco (Jahresumsatz 2024: umgerechnet 33,1 Milliarden US-Dollar) arbeitet zwar aktiv an Filteralternativen, entwickelt ökodesignfähige Materialien und baut Verantwortung über den gesamten Produktlebenszyklus auf. Öffentlich konkretere Kooperationen wie Greenbutts fehlen allerdings.

Insgesamt fokussiert sich die Branche allerdings auf sogenannte Next Generation Produkts, also die rauchfreien Alternativen: E-Zigaretten, Heated Tobacco oder Nikotinbeutel. Diese Produkte sprechen vor allem jüngere Konsumenten an – und führen sie in die Abhängigkeit. Auch dem will die WHO-Konferenz entgegenwirken und plant ein Verbot von Geschmackszusätzen, um die Attraktivität für Jugendliche zu senken.