Allgemein

Heidis Piratenschatz: Die Flotte Lotte

29.11.2025 • 12:00 Uhr
<span class="copyright">Neue</span>
Neue

Ein Wochenende musste mal wieder für salmhoferische Entrümpelungsambitionen herhalten.

Meine alte Wiener Kommode wurde im Laufe der Zeit zum schwarzen Loch für Nebensächlichkeiten, die gefühlt aber zu wenig nebensächlich sind, um auf dem Dachboden in Vergessenheit zu geraten oder gleich den Weg in den Abfall zu finden. Solche „das könnte ich doch ab und an brauchen“-Utensilien. Der Ansatz war ein hehrer, die Praxis hat allerdings anders ausgesehen. Was nämlich nicht in meinem direkten Blickfeld oder tatsächlich im täglichen Gebrauch ist, wird schlichtweg vergessen. Also muss Frau Heidi auf wochenendliche Kastenexpedition gehen, um festzustellen, was denn nun so alles in Vergessenheit geraten ist.

Im Zuge dieser Forschungsreise fand ich eine Kiste. Der Spannung wegen würde ich sie gerne als „verstaubt und alt“ bezeichnen, aber in meinem Kasten war es weder (Himmel sei Dank) staubig, noch hatte die Kiste den Touch eines Piratenschatzes. Aus Plastik war sie, blau, unspektakulär. Dass sich darin kein millionenschwerer Schatz befand, wusste ich – den hätte ich sicher nicht vergessen wegzuräumen. Aber ich fand doch einen ganz persönlichen Schatz, jenen der Erinnerung. Ich zog entzückt Omas alte Brotschneidemaschine heraus. Die Technik war simpel: Mit einer Kurbel brachte man das runde Messer zum Drehen und konnte aus einem Brotleib perfekt geschnittene Scheiben fabrizieren. Das Brett, auf dem das Messer angebracht war, hatte ein typisch 70er-Jahre-Muster: buntes Gemüse. Und obwohl sie schon über fünfzig Jahre alt ist, funktioniert sie noch einwandfrei. Solange ich kurbeln kann, kann auch die Maschine Brot schneiden. Ganz einfach.

Als ich das Gerät in der Hand hielt, sah ich sofort Omas Küche vor mir und roch den typischen Omaküchenduft. Eine Mischung aus Maggiewürze und gekochtem Fleisch. Und mittendrin Oma, wie sie in ihrem dunkelblauen Schürzenkleid Schupfnudeln macht, um meine Lieblingsmohnnudeln in der Pfanne zu schwenken. Und dann war da tatsächlich noch Omas „Flotte Lotte“. Auch sie habe ich aus der Erinnerungskiste befreit und in memoriam meiner lieben Omi gleich Kartoffelpüree damit gemacht. Und es war fix das beste Püree, das ich jemals hinbekommen habe.

Ich mag diese Dinge nicht weggeben. Meine Oma hat sie in der Hand gehalten, ihren Haushaltsalltag damit bestritten. Ich weiß nicht, ob Energien auch auf Dinge übergehen können. Aber wenn ich mit der Flotten Lotte fleißig kurble, höre ich meine Oma, wie sie zu klassischer Musik summt, mich anschaut und meint, dass ich viel zu wenig auf den Rippen habe. Schön ist das.