Vorarlberg

“Über Zahlen statt über Menschen diskutieren”: Was sich die NEUE-Leserschaft von der Spitalsreform wünscht

HEUTE • 18:31 Uhr
"Über Zahlen statt über Menschen diskutieren": Was sich die NEUE-Leserschaft von der Spitalsreform wünscht
Die Reform in der Vorarlberger Spitalslandschaft sorgt für viel Aufsehen. hartinger, stiplovsek

NEUE-Umfrage: Breite Zustimmung für Spitalscampus, knappe Mehrheit sieht Verlegung der Geburtenstation von Bregenz nach Dornbirn und Transparenz beim Prozess positiv.

Kaum ein anderes Thema produzierte in den vergangenen Wochen mehr politische Schlagzeilen im Land als die Spitalsreform der Landesregierung. Bis 2030 will sie mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) als Speerspitze die Krankenhauslandschaft in Vorarlberg umgestalten. Damit sollen jährlich mehr als 10 Millionen Euro eingespart und die Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau langfristig gewährleistet werden.

Freilich geht eine solche Umstrukturierung nicht ohne Einschnitte vonstatten: Ein Gros der Abteilungen abseits der regulären Notfall- und Grundversorgung wird nurmehr ein oder zwei Mal im Land vertreten sein. 17 medizinische Fachbereiche werden insgesamt umstrukturiert – die wohl kontroverseste Verlegung ist die der Geburtshilfe und Gynäkologie aus dem Stadtspital Dornbirn ins Landeskrankenhaus Bregenz.

Klare Mehrheit für Reformpläne

In einer aktuellen Umfrage kommen nun die Leserinnen und Leser der NEUE zu Wort. Sie begrüßen grundsätzlich klar die Pläne für die Spitalsreform, 71 Prozent der insgesamt 675 Teilnehmenden stimmten zu. Auch für die kontroverse Verlegung der Geburtenstation von Dornbirn nach Bregenz gibt es mit 53 Prozent eine knappe Mehrheit, die diese Veränderung befürwortet.

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Für Kritik an der Landesrätin sorgte zuletzt auch die Kommunikation der als partizipativ angekündigten Reform. Die Frage, ob die Verantwortlichen sich in puncto Transparenz bzw. Information bezüglich der Spitalsreform falsch verhalten haben, beantworteten 48,4 Prozent der Befragten mit „Nein“ und 46,4 Prozent mit „Ja“, während sich die restlichen 5,2 Prozent enthielten. Eindeutig fällt hingegen das Resultat bei der letzten Abstimmung aus: 88,6 Prozent fühlt sich in Vorarlberg bzw. Österreich gut medizinisch versorgt.

Kommunikation in der Kritik

Am Ende der Umfrage hatten die teilnehmenden Leserinnen und Leser die Gelegenheit, ihre Wünsche in Bezug auf die Spitalsreform zu deponieren. Dabei entstand ein breit gefächertes Stimmungsbild: Sorgen, Ängste und Kritik an der Spitalsreform oder einzelnen Punkten, aber auch viele befürwortende, verständnisvolle Beiträge sowie zahlreiche Verbesserungsvorschläge.

"Über Zahlen statt über Menschen diskutieren": Was sich die NEUE-Leserschaft von der Spitalsreform wünscht
Ein Auszug der Einsendungen, die die Leserschaft im Zuge der Umfrage verfasst hat.

Ein Leser schreibt beispielsweise: „Natürlich wäre es schön, wenn man in jeder Stadt ein vollumfängliches Spital mit allen Angeboten hat. Das ist jedoch illusorisch und ökonomisch nicht darstellbar.“ DAs Land habe die Verantwortung, ein gutes und bezahlbares medizinisches Angebot zu stellen. „Wir können nicht voraussetzen, eine vollumfängliche Fünf-Sterne-Versorgung zu haben. Deshalb sind Reformen hinsichtlich Kosten-Nutzen-Aspekten dringend erforderlich. Das wäre für alle Themen im Land, in den Städten und vor allem im Bund dringend erforderlich“, führt er aus.

Ein anderer Umfrageteilnehmer befindet, es sei „allen klar gewesen, dass sich im Gesundheitswesen etwas ändern muss – aber nicht auf diese Art.“ Er kritisiert – bei weitem nicht als einziger – den partizipativen Teil der Reform: „Es hat meiner Ansicht nach viel zu wenig Kommunikation zwischen dem Land und den Spitälern stattgefunden. Wichtig wäre auch gewesen, die Meinungen der Belegschaften (Mitarbeiter) miteinzubinden.“

“Distanzen zu Spitälern sollten so kurz wie möglich sein”

Kritisch wird folgender Leser: „Große Spitalzentren noch größer machen, quasi zu Gesundheitsfabriken, führt zu einer anonymen, unpersönlichen Patientenbetreuung – wobei man gerade, wenn es einem schlecht geht, am liebsten Vertrauenspersonen um sich hat. Die Distanzen zu den Spitälern sollen so kurz wie möglich sein, dass Angehörige und Familie für die Kranken da sein können.“

Sorgen macht auch die Verkehrssituation im Land: „Die Entfernung zwischen Dornbirn und Bregenz ist doch kein Argument. Was soll eine gebärende Mutter sagen, wenn sie beispielsweise von Partenen in die Geburtenstation nach Feldkirch muss. Exemplarisch führe ich den Skiverkehr aus dem Montafon an.“ Selbiger Leser fordert zudem: „Mehr Sachlichkeit und Abrüstung der Worte ist dringend geboten. Stets mit fast 60.000 Unterschriften zu drohen, ist nicht zielführend und für mich inakzeptabel.“

Hinweis: In den letzten Absätzen ist die Rede von “Lesern”. Die Beiträge stammen nicht ausschließlich von Männern. Das generische Maskulinum wurde verwendet, um die Anonymität der Umfrageteilnehmenden zu wahren.