Digitale Dominanz: Warum Konzerne heute stärker sind als Staaten

Wenn wenige gewinnen und alle anderen verlieren.
Von Christof Skala
neue-redaktion@neue.at
Mit zunehmender Beschleunigungstendenz in den letzten Jahren zeigen sich starke, weil gegenseitig beeinflussende Machkonzentrationen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Global agierende Konzerne in verschiedenen Branchen diktieren nicht nur Preise, sondern letztlich Art und Form der Zivilisation. Besonders anschaulich die Entwicklung der sieben größten US-Tech-Konzerne (Alphabet, Amazon, Apple, Microsoft, Meta Platforms, Nvidia, Tesla), die über technologische Innovationen Bedürfnisse steuern, eine gigantische Nachfrage für ein angeblich angenehmeres Leben schaffen und damit zu einer gewaltigen Marktkapitalisierung geführt haben. Es geht dabei um die Größenordnung und die Möglichkeit der Einflussnahmen, nicht um das Wirtschaften an sich.
Mit zu viel Macht und Einfluss versehene Konzernbosse setzen demokratische Regierungen unter Druck, ordnungspolitische Vorgaben zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen abzuschwächen oder gleich Recht und Ordnung für die ungezügelte Entwicklung und Gier nach Profit zu opfern. Autokratische Staatsführer mit kaum Empathie für ihr Volk dienen sich ohnedies (immer) der Geldmacht an und sind Teil des Geschäftsmodells.
Eine Kehrseite der Medaille von voller Digitalisierung, Cloud-Computing und Social Media ist die enorme Abhängigkeit vieler von einigen Wenigen sowie eine Entmündigung des Individuums. Notwendige Kritik und aktives Mitgestalten werden aus eigener Bequemlichkeit ausgeschalten, Denkvermögen und Kreativität verkümmern. Weitere Negativfolgen zeigen sich in der anwachsenden Vermögenskonzentration nach oben, in größer werdenden Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaften, die irgendwann zu blutigen Revolutionen statt zu zivilisierter Entwicklung führen.
Mit besserer Wettbewerbspolitik, gerechteren Steuersystemen, Schutz unabhängiger Medien und einem proaktiven sichtbaren Einstehen des Einzelnen für unsere Grundwerte kann der ungesunden Machtkonzentration Einhalt geboten werden.
Die entscheidende Frage lautet nicht, ob wir etwas tun können, sondern ob wir den Mut haben, es jetzt zu tun.
