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Einmal kräftig durchkneten, bitte. 

HEUTE • 15:00 Uhr
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Neulich musste ich mir schmerzlich eingestehen, dass mein Körper sowie die ihn umgebenden Muskeln und Massen nicht mehr ganz so frisch sind, wie ich mir einzureden versuchte.

Anlass dafür war eine liebevolle, weihnachtliche Einladung meines Lieblingsmenschen zu einer gepflegten Massage, zwecks gesundheitlichem Wohlbefinden und möglicher, daraus resultierender, dringend notwendiger Entspannung. Eineinhalb Stunden sollte dieser Erholungsmoment dauern. Eineinhalb Stunden erquickende Behaglichkeit.

Die für mich zuständige Dame war zierlicher Natur. „Hach!“, denke ich mir, das wird pures Relaxen. Sanftes Wasserrauschen hallte aus dem CD-Player durch den kleinen Raum, und von irgendwoher stieg mir feiner Räucherstäbchenduft in die Nase. Vor meinem inneren Auge sah ich mich bereits geschmeidig hüpfend den Massagesalon verlassen – frisch, jugendlich und voller Tatendrang.

Mit dieser Vorfreude im Bauch legte ich mich auf die Massageliege. Warmes Öl floss über meinen Körper und ich schloss die Augen. Einfach mal nichts denken! Natürlich ist es auch völlig in Ordnung, wenn ein paar Verspannungen etwas fester angegangen werden. Deshalb kann ich trotzdem genießen – ich bin nämlich kein Schwammerl.

Als sich dann Kniescheiben in meinen Po bohrten, schossen mir erstmals Tränen in die Augen. Ich wusste nicht, dass Schmerzen gleichzeitig pochen, brennen, stechen und ziehen können. Geschweige denn, dass ich an dieser Stelle über meine Lebensjahre hinweg derart verspanntes Muskelwerk fabriziert hatte. Wie das? Wie kommt man bitte zu angespannten Pobacken?

Der Rücken verwandelte sich unter der „zärtlichen“ Behandlung der jungen Masseurin, die in ihren Armen die Kräfte der gesamten griechischen Götterwelt vereinte, in ein reines Lavameer, das mir brennend heiß und schmerzend über die Rippen und die Wirbelsäule hinunterkroch.

Was mit meinem Nacken geschah, entzieht sich jeder Möglichkeit, es schriftstellerisch zu beschreiben. Es tat so sch***-weh, dass ich mir schwor, nie wieder zur Massage zu gehen. Wie hier beim Massieren jemand ernsthaft einschlafen kann, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Die eineinhalb Stunden dauerten ein Fegefeuer lang, und als ich den Massagesalon verließ, konnte ich kaum laufen. Ich hatte das Gefühl, als hätte mich direkt nach einer Mount-Everest-Besteigung ein Bulldozer überfahren.

„Fein war’s! Vielen, vielen Dank“, lächelte ich meinem Lieblingsmenschen entgegen. „Seltsam!“, schießt es mir durch den Kopf, „das ist nicht einmal gelogen.“ Und ich freue mich insgeheim schon auf das nächste Mal.