Wenn die Zukunft zur Gegenwart wird

Ich mag Science-Fiction-Filme. Immer schon. Die Leidenschaft begann in jungen Jahren mit Raumschiff Enterprise und dem daraus resultierenden Star-Trek-Universum.
Ich bin mit Captain Kirk und seinem Nachfolger Jean-Luc Picard groß geworden, und noch immer ist diese Zukunftswelt meine philosophisch einzige wahre Zukunftsvision. Ich hatte mir sogar einmal ein Klingonen-Wörterbuch zugelegt, um die Sprache zu lernen. Wenn ich anno dazumal den gleichen Enthusiasmus für die Französisch-Matura an den Tag gelegt hätte, wäre ich jetzt wohl Botschafterin in Paris. Aber, sollte einmal ein Klingonen-Schiff landen, könnte ich sie standesgemäß begrüßen: „qoʼvaD nuqneH“.
Die Zukunft war immer ein mystischer Sehnsuchtsort. Und jetzt ist sie da und ich finde es immer schwieriger, mich darin zurechtzufinden. Sämtliche Emotionswelten brauen sich in meinem Inneren zusammen, wenn ich bei Arztanrufen von einer KI-Stimme begrüßt werde. Von „Krass, ich bin in der Zukunft“ bis hin zu „Bitte halt den Mund und lass mich mit einem Menschen sprechen“ (freundlich ausgedrückt) ist hier die komplette Bandbreite an Gefühlen abgedeckt. Das Surren der E-Autos, wenn sie lautlos an mir vorbeigleiten, kontaktloses Bezahlen mit nicht mehr fühlbarem Geld, Pizzaautomaten (!), die mich unvermittelt an den Speisenreplikator in Star Trek erinnern. Es dauert sicher nicht mehr lange, dann können wir uns vor so ein Ding hinstellen und sagen: „Computer. Tomatensuppe. Heiß. Mit Sahnehaube.“ Und diledingding steht sie dampfend vor einem.
Spannend und furchterregend zugleich finde ich diese Zukunft, in der wir gerade sind. Nicht wegen der Technik an sich, sondern wegen der Frage, wie viel Menschlichkeit in ihr Platz hat. Dennoch bin ich fest davon überzeugt: Ich glaube nicht, dass sie verschwindet. Aber diese Zukunft fordert uns heraus, uns ganz bewusst mit ihr auseinanderzusetzen. KI kann uns entlasten, strukturieren, unterstützen. Sie kann uns Zeit verschaffen. Und vielleicht liegt genau darin ihre Chance: dass wir diese Zeit nutzen, um menschlicher zu sein. Mehr Zeit für Umarmungen, fürs Zuhören. Denken. Zweifeln. Mehr Zeit, um Verantwortung zu übernehmen.
2026 steht vor der Tür. Kein fernes Sci-Fi-Jahr mehr, sondern ein Termin im Kalender. Vielleicht ist das die eigentliche Aufgabe dieser Zeit: nicht mit der Zukunft mitzuhalten, sondern uns selbst darin wiederzufinden. Und falls das nicht sofort gelingt, ist eines ziemlich fix: Die Tomatensuppe mag perfekt repliziert sein – auslöffeln müssen wir sie immer noch selbst.
A guats Neus!