Der Dauerbrenner

Andrew Robertson (30) ist einer der besten Linksverteidiger der Premier League. Er hat sich schnell beim FC Liverpool etabliert, genauso wie als Kapitän der Schotten.
Seit mittlerweile sieben Jahren spielt Andrew Robertson in der englischen Premier League beim FC Liverpool. Unter dem in der abgelaufenen Saison mit großem Jubel verabschiedeten Erfolgstrainer Jürgen Klopp schaffte der schottische Kapitän recht schnell den Durchbruch, entwickelte sich zum Stammspieler. „Recht schnell“: Diese Worte treffen nicht nur auf die Spielweise von Robertson zu – auch seine Karriere entwickelte sich rasant.
Andrew Henry „Andy“ Robertson wurde am 11. März 1994 im schottischen Glasgow geboren. Mit dem Fußballspielen begann er standesgemäß in seiner Heimatstadt beim Traditionsverein Celtic Glasgow. In der dortigen U15 wurde er allerdings als zu klein eingestuft und so wechselte er kurzum zum städtischen Konkurrenten FC Queen’s Park. Dort durchlief er alle Jugendmannschaften und reifte zu einem Linksverteidiger mit einem schier unermüdlichen Einsatz- und Laufpensum heran, für das er von seinen zukünftigen Trainern und Mitspielern stets geschätzt werden sollte.
Nach nur einer Saison in der ersten Mannschaft wurde der schottische Erstligist Dundee United auf Robertson aufmerksam und verpflichtete den damals 19-Jährigen prompt für die Saison 2013/14. Aufgrund starker Leistungen wurde sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Doch diesen sollte Robertson nicht mehr erfüllen.

Der Sprung nach England
Nach seinen Auftritten in der schottischen ersten Liga wurde, wiederum recht schnell, ein anderer Club auf den Linksverteidiger aufmerksam. Hull City aus England, damals in der Premier League tätig, heute in der Championship (2. Liga), kaufte Robertson um 2,85 Millionen britische Pfund aus seinem bestehenden Vertrag heraus. Im Juli 2014 wurde der Wechsel offiziell verkündet. Drei Jahre, einen Ab- sowie einen Wiederaufstieg später, nach insgesamt 99 Spielen für Hull sollte die Karriere des jungen Schotten um ein weiteres, großes Kapitel reicher werden.
Der unter Jürgen Klopp wiedererstarkte FC Liverpool streckte seine Fühler nach Andy Robertson aus und verpflichtete ihn zur Saison 2017/18 für neun Millionen Euro. Unter Cheftrainer Klopp verdrängte er im Laufe seiner ersten Saison den bis dato unangefochtenen Alberto Moreno auf der Linksverteidigerposition. „Er macht das sehr, sehr gut“, sollte Moreno später einmal über seinen Nachfolger sagen.
Als Stammspieler hat Robertson mittlerweile nach sieben Jahren beim FC Liverpool fast 300 Spiele in den Beinen, in denen ihm 11 Tore und 65 Torvorlagen gelungen sind. Der Rest ist Geschichte. Der Verteidiger gehörte jener Elf an, die in der Saison 2019/20 die Premier League gewann und sich zum Champions-League-Sieger kürte. Weiter stehen in England zwei Ligapokal-Gewinne, ein FA-Cup-Titel und der Supercup zu Buche.

Moderner Linksverteidiger
Andy Robertson reifte in Liverpool zu einem der besten Linksverteidiger der Premier League heran, wenn nicht weit darüber hinaus. Er verkörpert den sogenannten „modernen Außenverteidiger“ par excellence. Er überzeugt durch seine jederzeit aktive Spielweise und Laufbereitschaft. Sein Spiel zeichnet sich durch hohe Intensität aus, er setzt Gegenspieler früh unter Druck und erzielt dadurch immer wieder Ballgewinne. Diese werden von seinen Mitspielern für anschließende Umschaltsituationen genutzt. Generell ist Andy Robertson sehr variabel auf der Außenbahn einsetzbar, zeichnet er sich doch durch Zuverlässigkeit in Offensive als auch Defensive aus. Sein Verständnis von Fußball und die Interpretation seiner Rolle im Spiel von Klopps System machten den Dauerbrenner an der „Anfield Road“ auf Anhieb zum Publikumsliebling. Ein Schotte, auf den die Engländer Lobeshymnen anstimmen, was bei Robertson jedes Mal „Goosebumps“ (Gänsehaut) verursache, wie er selbst des Öfteren in Interviews betont. Diese Gänsehaut möchte man in seiner Heimat Schottland wenn möglich auch bei der kommenden EM verspüren. Der Kapitän selbst soll sein Team zu Höchstleistungen treiben. Ein Team, in dem nur Robertson nebst Manchester Uniteds Scott McTominay auf den ersten Blick das Prädikat „Weltformat“ verdient haben soll. Ob die kritischen Stimmen recht haben, wird sich zeigen.
Auf den ersten Blick, das war vermeintlich auch die Devise beim Debüt von Andy Robertson in der U21-Nationalmannschaft Schottlands im Jahr 2013. Einen zweiten und dritten Blick konnte sein damaliger Trainer noch auf ihn werfen, dann war er auch schon wieder weg. Nach drei Einsätzen wurde er in die A-Nationalmannschaft beordert und debütierte dort im März 2014. Und in seinem vierten Spiel für Schottland erzielte er seinen ersten Treffer – im Prestige-Duell gegen England. Wiederum ging alles sehr schnell in der Karriere des jungen Schotten.

Unverzichtbarer Faktor
Nachdem sich die älteste Fußballnationalmannschaft der Welt (neben England) klar für die Europameisterschaft qualifiziert hat, fragt man sich im Land von „Whisky“ und „Haggis“ natürlich, was denn möglich sein wird in Deutschland. Denn die „Bravehearts“ sind bei einem Großereignis noch nie über die Vorrunde hinausgekommen.
Andrew Robertson ist neben Scott McTominay im Team von Steve Clarke ein unverzichtbarer Faktor. Dabei wird es bei der Euro 2024 nicht nur auf die fußballerischen Qualitäten von Robertson ankommen, sondern auch auf seine Fähigkeiten als Antreiber und Motivator. Der Typ dazu ist er allemal, sein „Standing“ in der Mannschaft ist unangefochten. Und das hat er sich sehr schnell erarbeitet. Schnell, wie immer in seiner bisherigen Karriere.
Andrew Robertson
Geburtsdatum: 11. März 1994
Nationalität: Schottland
Position: Linker Verteidiger
Verein: FC Liverpool
Marktwert: 35 Millionen Euro
Leistungsdaten Verein: Scottish Premiership: 36 Spiele, 3 Tore, 6 Vorlagen; EFL Championship: 42 Spiele, 2 Tore, 5 Vorlagen; Premier League: 275 Spiele, 11 Tore, 65 Vorlagen;
Champions League: 51 Spiele, 1 Tor, 7 Vorlagen; Europa League: 4 Spiele
Leistungsdaten Nationalteam:
69 Spiele, 3 Tore
EM-Historie: 2021 (Gruppen-Aus) Größte Erfolge: Champions League Sieger (2019); Englischer Meister (2019/20); FA-Cup-Sieger (2022); League-Cup-Sieger (2022, 2024);
Supercup-Sieger (2022)