Der Unverwüstliche

Luka Modric (38) hat im Klubfußball mit Real Madrid alles erreicht. Er ist Kroatiens Rekordnationalspieler und ein EM-Titel wäre die Krönung einer besonderen Karriere.
Als die kroatische Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in England im Jahr 1996 überraschend ins Viertelfinale einzog, war ein gewisser Luka Modric gerade einmal zehn Jahre alt. Die damaligen „Helden“ um Zvonimir Boban, Rekordtorschütze Davor Suker und Co. sollten für den Jungen aus der Hafenstadt Zadar, und vermutlich für viele kroatische Jungen, zu Vorbildern werden. Es war die erste Europameisterschaft nach der Spaltung Jugoslawiens, für Kroatien also die erste als eigenständiges Land. Und dass Modric einmal als Kapitän und Rekordnationalspieler Kroatiens hervorgehen würde, das hätte er wahrscheinlich selbst nie zu träumen gewagt.
Seine ersten fußballerischen Schritte machte Modric in seiner Geburtsstadt bei NK Zadar. Es dauerte nicht lange, da wurde er von Scouts des kroatischen Hauptstadtklubs Dinamo Zagreb entdeckt. Im Jahre 2001 wechselte er in deren Nachwuchsabteilung, wo er als Jugendspieler seinen ersten Profivertrag unterzeichnete. 2003 wurde er nach Mostar in die Premijer Liga Bosnien Herzegowina verliehen. Dort wurde er in seiner Premierensaison als Spieler der Saison ausgezeichnet. Mit 18 Jahren. Ab 2005 spielte er wieder für Dinamo Zagreb und wurde wenig überraschend ein fixer Bestandteil der Kampfmannschaft. Gleichzeitig durchlief er sämtliche kroatische Nachwuchsmannschaften, in der U21 wurde er sogar Kapitän. Nachdem er dann unter Trainer Slaven Bilic 2006 in der A-Nationalmannschaft debütierte, sollte die noch junge Karriere des schmächtigen Mittelfeldspielers ordentlich an Fahrt aufnehmen. Bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz stellte er sein Talent mehrfach unter Beweis, schoss im ersten Spiel sein erstes Tor in einem Turnier. Es war der 1:0-Siegtreffer gegen Österreich. Modric hatte maßgeblichen Anteil daran, dass sein Land das Viertelfinale erreichte. Dort scheiterte man dramatisch nach einem Elfmeterkrimi an der Türkei. Modric hatte den ersten Elfmeter verschossen.

Reif für die Insel
Für viele Fußballfans ist der Name Luka Modric untrennbar mit Real Madrid verbunden. Dabei wird oft vergessen, dass der Kroate die große europäische Fußballbühne erstmals in England betrat. Nach seinen beeindruckenden Leistungen beim Turnier 2008 verpflichteten ihn die Tottenham Hotspur, holten ihn in die Premiere League. Nach kurzer Eingewöhnung auf der Insel entwickelte sich Modric zum Stammspieler und vor allem zum Spielmacher des Clubs aus dem Norden Londons. Vier Jahre lang zog er die Strippen im Mittelfeld, versorgte seine damaligen Kollegen im Sturm wie Irland-Altstar Robbie Keane, Rafael van der Vaart oder den englischen Hünen Peter Crouch mit verwertbaren Bällen, stand mit seinen Landsleuten Stipe Pletikosa, Vedran Corluka und Niko Kranjcar auf dem Spielfeld. Corluka war sogar sein Trauzeuge. Vier Jahre, in denen Modric mit den Spurs keinen Titel gewinnen konnte.
Im Jahr 2012 klopfte dann Real Madrid bei den Spurs an, um ein Wechselgeschäft bezüglich des kroatischen Nationalspielers zu realisieren. Unwillig, seinen Mittelfeldstrategen abzugeben, soll Tottenham eine sehr hohe Ablöse gefordert haben. Sogar Modric selbst befand diese als zu hoch und bestreikte zwei Tage lang das Training in London, um einen Wechsel zu erzwingen. Der Verein belegte Modric mit einer empfindlichen Geldstrafe, woraufhin er seinen Streik beendete. Allerdings durfte er nicht mehr am Mannschaftstraining teilnehmen. Er war gezwungen, sich zwei Monate lang alleine fit zu halten, musste einzeln trainieren.
Am 27. August 2012 schließlich einigten sich die Engländer mit den Spaniern und Modric wechselte für 35 Millionen Euro zu den Königlichen. Er unterschrieb einen Fünfjahresvertrag. Schlussendlich sollten es 14 Jahre beim „Weißen Ballett“ werden, eine Fußballgeschichte, die ihresgleichen sucht. Luka Modric prägte mit großen Spielern wie Cristiano Ronaldo, Sergio Ramos, Karim Benzema, Toni Kroos, Raphael Varane, Marcelo, Dani Carvajal – um nur einige zu nennen – eine ganze Ära. Dazu zählen vier nationale Meistertitel, zwei Pokalsiege und fünfmal der spanische Supercup. International hat Luka Modric mit Real fünfmal die Champions League gewonnen, wurde mit den Madrilenen viermal Klub-Weltmeister.

Das Jahr des Luka Modric
Wenn es denn einen Zeitraum gäbe, in dem die Karriere des Luka Modric nicht nur als erfolgreich, sondern als beinahe perfekt bezeichnet werden könnte, wäre es das Jahr 2018. Denn: In diesem Jahr gewann er mit Real Madrid zum vierten Mal die Champions League und stand mit der kroatischen Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Russland erstmals in einem Finale. Dieses verlor man mit 2:4 gegen Frankreich. Modric selbst wurde als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Doch nicht nur das. Wenig später wurde ihm der „Ballon d’Or“ verliehen, die Auszeichnung für den besten Fußballer der Welt. Dazu wurde er noch Europas Spieler des Jahres, Kroatiens Spieler des Jahres und als bester Mittelfeldspieler in der Champions League Saison 2017/18 ausgezeichnet. Zu guter Letzt stand er noch in der Welt- sowie Europaelf des Jahres.
Bei der kommenden Europameisterschaft wird Luka Modric Kroatien, wahrscheinlich das letzte Mal, als Kapitän anführen. Und wie immer, zumindest seit 2018, gehören sie dem engeren Kreis der Favoriten an. Ein Titel mit der Nationalmannschaft würde der nimmermüden und unverwüstlichen Nummer zehn der Kroaten noch fehlen. Und wäre das „i-Tüpfelchen“ in einer Bilderbuchkarriere.
Luca Modric
Geburtsdatum: 9. September 1985
Nationalität: Kroatien
Position: zentrales Mittelfeld
Verein: Real Madrid
Marktwert: 8 Millionen Euro
Leistungsdaten Verein:
Premier League: 127 Spiele, 13 Tore, 18 Vorlagen; LaLiga: 533 Spiele, 39 Tore, 86 Vorlagen; Champions League: 127 Spiele, 9 Tore, 17 Vorlagen
Leistungsdaten Nationalteam:
174 Spiele, 24 Tore, 29 Vorlagen
EM-Historie: 2016, 2021 (Achtelfinale); 1996, 2008 (Viertelfinale)
Größte Erfolge: spanischer Meister (2017/2020/2022/2024); Champions League Sieger (2014/2016/2017/2018/2022)
Ehrungen: Weltfußballer des Jahres (2018); bester Spieler WM 2018