Euro-Stars

Der Flexible

21.06.2024 • 14:28 Uhr
FBL-ENG-PR-ARSENAL-BRENTFORD
Jakub Kiwior ist in der Verteidigung flexibel einsetzbar.AFP

Der polnische Innenverteidiger Jakub Kiwior ist eines der größten Talente seines Landes. Der Knoten platzte beim heutigen Arsenal-Profi bei der WM 2022 in Katar.

Noch vor nicht allzu langer Zeit hätten sich viele Fußballfans gefragt: Wer? Doch seit seinen Auftritten bei der Endrunde 2022 mit Polen und dem damit verbundenen Transfer zum englischen Vizemeister FC Arsenal London ist der Defensivspieler in der Fußballwelt kein Unbekannter mehr. Vor allem seine Flexibilität macht Jakub Kiwior sowohl für die polnische Nationalmannschaft als auch für Arsenal so wertvoll. Der 24-Jährige kann in einer Viererkette innen wie außen verteidigen und spielte auch schon öfters im defensiven Mittelfeld. Seine Übersicht, die hohe Passqualität und die Fähigkeit durch Andribbeln die erste Pressingreihe zu überspielen, zeichnen den Linksfuß aus.

Ungewöhnliche Karriere

Auch wenn Jakub Kiwior mittlerweile Stammspieler in der polnischen Nationalmannschaft ist und in der Premier League beim FC Arsenal sein Geld verdient, sein Weg dorthin war eher unüblich: Viele junge Talente erleiden das Schicksal, dass sie zu lange in Akademien von Spitzenclubs verharren und dadurch den Absprung zu spät schaffen, wenn bereits wichtige Lehrjahre vorbei sind. Kiwior hingegen versuchte über verschiedene kleinere Stationen im Profifußball erstmal Fuß zu fassen. Mit gerade einmal 24 Jahren, spielte der Defensivspezialist in seiner noch jungen Karriere bereits in fünf verschiedenen Ländern.
Gestartet hat für den 1,89 Meter großen Verteidiger alles in seiner Heimatstadt Tychy. Über zwei Jugendvereine kam er zu GKS Tychy, bei deren Profis er bereits als 16-Jähriger mittrainieren durfte. 2016 dann der Wechsel in die Akademie des belgischen Erstligisten RSC Anderlecht, für den er aber nur zu Einsätzen in der UEFA Youth League kam.

FBL-WC-2022-MATCH39-POL-ARG
Jakub Kiwior im Duell mit Lionel Messi bei der Weltmeisterschaft 2022. AFP

Durchbruch unter Motta

Nach zwei Jahren in Belgien folgte der Wechsel zum FK Zeleziarne Podbrezova, in die erste slowakische Liga, wo schlussendlich seine Profikarriere startete. Nach 16 Einsätzen und einem Treffer folgte ein Jahr später der Wechsel zum Ligakonkurrenten MSK Zilina. Bei Zilina konnte er in seinen zwei Jahren mit 46 Einsätzen, darunter auch acht Partien in der UEFA Conference League, erste internationale Erfahrungen sammeln. Weiterhin aber noch unter dem Radar.
2021 ging es weiter nach Italien, zu Spezia Calcio. Ein Wechsel, der sich nachträglich als absoluter Gewinn herausstellen sollte: Auch wenn er bei seinem Debüt direkt einen Handelfmeter verursachte, entwickelte sich der Pole in weiterer Folge in einer spannenden Mannschaft, unter Trainertalent Thiago Motta, zu einem international umworbenen Spieler. Unter Motta machte er taktisch einen großen Schritt nach vorne und kam schließlich auch am 11. Juni 2022 zu seinem Teamdebüt für Polen.

Starke WM-Endrunde

Für sein Heimatland durchlief Jakub Kiwior alle Nachwuchsnationalteams, ehe er ab Sommer 2022 fixer Bestandteil des A-Teams wurde. Durch seine guten Leistungen in der Serie A, war der Innenverteidiger bei allen vier Auftritten in Katar in der Startformation. Seine Entwicklung bei Spezia und Polen blieb nicht unentdeckt: Rund einen Monat nach der WM wechselte Kiwior für eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro in die Premier League zum Spitzenklub FC Arsenal.

Dass die Gunners bei der Verpflichtung unter anderem auch den BVB und RB Leipzig ausgestochen haben, spricht für die Qualitäten des flexiblen Spielers. In London unterschrieb der Pole einen Vertrag bis 2028. Im ersten halben Jahr brauchte er noch etwas Eingewöhnungszeit und kam insgesamt nur zu acht Einsätzen. Am letzten Spieltag der Saison 2022/23 gelang ihm gegen die Wolverhampton Wanderers sein erster Treffer für die Gunners.
In der aktuellen Saison lief es für den Defensivspieler deutlich besser: 20 Einsätze in der Premier League, stehen sieben Spielen in der Champions League gegenüber. Außerdem konnte er mit Arsenal den Supercup gewinnen und somit seinen ersten Karrieretitel bejubeln. Auch wenn in der Liga der langersehnte Meistertitel gegen Manchester City nicht gelang, kann Kiwior mit seiner ersten ganzen Saison in England mehr als zufrieden sein.

WCup Poland Saudi Arabia Soccer
Hier verhindert Kiwior erfolgreich einen Torschuss von Al-Shehri im Spiel gegen Saudi Arabien, ebenfalls bei der WM 2022 in Katar. AP

Dauerbrenner

Nach der WM-Teilnahme 2022 und dem 25-Millionen Transfer zum FC Arsenal, steht mit der Europameisterschaft in Deutschland das nächste Karrierehighlight auf dem Programm. Auch wenn sich bei Polen alles um den großen Superstar Robert Lewandowski dreht, hat Jakub Kiwior in den letzten knapp zwei Jahren seine Wichtigkeit mehrfach unter Beweis gestellt. Seit der Endrunde in Katar war der Innenverteidiger in allen 13 Spielen über die volle Distanz im Einsatz. Beim 1:0-Sieg gegen Deutschland gelang ihm im Juni 2023 außerdem sein bisher einziges Länderspieltor. Mit mittlerweile 30 Millionen Euro ist Kiwior zudem der wertvollste Spieler im Kader der Osteuropäer.

Polen qualifizierte sich erst über die Playoffs für diese Endrunde und trifft nun auf Frank­reich, Niederlande und Österreich. Auch wenn die Formkurve mit zuletzt vier Siegen in Serie stimmt, wird das Team um Trainer Michal Probierz in der „Todesgruppe“ der große Außenseiter sein.

Von Florian Gabriel

Jakub Kiwior

Geburtsdatum: 15. Februar 2000
Nationalität: Polen
Position: Innenverteidiger
Verein: FC Arsenal
Marktwert: 30 Millionen Euro
Leistungsdaten Verein: Serie A: 39 Spiele; slowakische Nike Liga: 60 Spiele, 4 Tore, 4 Vorlagen; Premier League: 27 Spiele, 2 Tore, 3 Vorlagen; Champions League: 7 Spiele; Qualifikation Champions League: 8 Spiele; Europa League: 1 Spiel
Leistungsdaten Nationalteam:
22 Spiele, 1 Tor;
EM-Historie: keine
Größter Erfolg: Sieger FA Community Shield (2023/24);
Ehrungen: Wahl in das slowakische Liga-Team der Saison und U21-Team der Saison (2020/21)