Flora

Wer war nachts in unserem Garten?

05.02.2022 • 18:00 Uhr
Einer der möglichen Besucher im Garten: der Hase.<span class="copyright"> DPA</span>
Einer der möglichen Besucher im Garten: der Hase. DPA

Welche Wildtiere auch im Winter zu den Häusern kommen, um nach Nahrung zu suchen.

Jahrein, jahraus durchstreifen nachts Wildtiere die Gärten. Meistens merken wir davon kaum etwas. Im Winter jedoch hinterlassen die Tiere ihre Spuren im Schnee, sodass wir morgens sehen können, dass jemand da war. Die Spuren zu bestimmen, ist nicht so einfach. Damit tun sich selbst Experten manchmal schwer. Wer nur anhand eines Spuren-Schemas, das aus dem Internet geladen wurde, vorgeht, wird meist danebenliegen. „Wenn man sich mit dem Thema befassen will, muss man sich Bücher besorgen“, sagt Klaus Zimmermann von der inatura. Man müsse die Tiere länger verfolgen und ihre Gehbewegungen studieren.

Klaus Zimmermann von der inatura. <span class="copyright">Hartinger</span>
Klaus Zimmermann von der inatura. Hartinger

Die NEUE am Sonntag hat sich mit dem Experten über die Wildtiere unterhalten, die jetzt im Winter bis zu unseren Gärten kommen. Auch wenn sie sich in Vielem unterscheiden, eines haben alle gemeinsam: Die Nahrungssuche treibt sie ins Siedlungsgebiet. Dafür überwinden sie ihre natürliche Scheu.
Wildtiere im Garten zu füttern mache keinen Sinn und sei auch verboten, so Zimmermann. „Dadurch zieht man sie an und sie werden halbzahm. Das sind dann die Tiere, die Probleme bereiten.“ Man sehe das an den Bären: Diejenigen, die dem Menschen zu nahe kommen, sind die sogenannten Problembären.

Wie wir helfen können

Die Menschen können den Tieren aber sehr wohl während der harten Wintermonate helfen: Indem man nicht querfeldein durch Wiesen oder mitten durch den Wald läuft. Der Lärm, der dabei verursacht wird, schreckt die Tiere auf, und das kostet sie sehr viel Energie. Auf Wegen können die Menschen jedoch gehen, denn die Tiere kennen die Wege und wissen, dass dort Zweibeiner unterwegs sind.

Eichhörnchen

Eichhörnchen kommen zu den Vogelfutterstellen und bedienen sich dort.<span class="copyright">Shutterstock</span>
Eichhörnchen kommen zu den Vogelfutterstellen und bedienen sich dort.Shutterstock

Auch Eichhörnchen kommen im Winter in Gärten. Dort fressen sie an den Vogelfutterstellen. Allerdings suchen sie eher Häuser auf, die am Stadt- oder Dorfrand liegen und wo sie auf dem Weg durch Bäume geschützt sind. Vorüberwiegend sind die Nager Pflanzenfresser. Doch sie fressen manchmal auch Jungvögel, Eier und Insekten. Klassische Nahrung sind Nüsse und Samen. Eichhörnchen verstecken ihr Futter und manchmal finden sie später die Plätze nicht mehr. Dann wachsen dort neue Pflanzen. Eichhörnchen leben in Nestern in Baumhöhlen und Astgabeln. Die Tiere sind eher tagaktiv. Im Winter halten sie kurzfris­tige Schlafphasen: Wenn das Wetter sehr schlecht ist, graben sie sich ein und schlafen.

Fuchs

Füchse räumen Komposthaufen aus. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Füchse räumen Komposthaufen aus. Shutterstock

Der Fuchs frisst zwar vorwiegend Fleisch, doch ist er ein Allesfresser. Seine Hauptnahrungsquelle sind Mäuse. In den Gärten räumt er gerne Komposthaufen aus, am meisten würden ihn aber Hühner reizen. Mittlerweile kommen die Füchse auch im Rheintal in die Gärten. Sie haben sich daran gewöhnt, dass sie hier etwas zum Fressen finden. Mit Bewegungsmeldern oder speziellen Wasserwerfern können sie vertrieben werden. Füchse können Fuchsbandwürmer haben, die bei Menschen eine langwierige, meist tödliche Krankheit auslösen können. Der Fuchsbandwurm kann zum Beispiel übertragen werden, wenn der Fuchs seinen Kot oder Urin auf oder neben dem Salat im Garten ablässt und der Mensch damit in Berührung kommt. Der Fuchs ist ein nachtaktives Tier. Sind Füchse auch tagsüber aktiv, ist das ein Zeichen dafür, dass sie krank sind. Füchse leben in unterirdischen Fuchsbauten im Wald.

Dachs

Der Dachs ist zwar nicht der große Räuber, darf aber nicht unterschätzt werden. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Der Dachs ist zwar nicht der große Räuber, darf aber nicht unterschätzt werden. Shutterstock

Der Dachs ist ein Allesfresser. Er kann sich lange Zeit rein pflanzlich ernähren. Der Dachs ist scheuer als der Fuchs, doch lebt er mittlerweile schon an Stadträndern und tut sich an den Engerlingen gütlich, die in Narben von permanent gemähten Rasen sind. Auch wenn der Dachs nicht der große Räuber ist, darf er nicht unterschätzt werden. Er geht beispielsweise auf junge Katzen los oder versucht, Igel zu fressen. Der Dachs ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Er lebt in Höhlen unter der Erde. Wenn ein Dachs seine Höhle aufgegeben hat, kann es sein, dass danach ein Fuchs einzieht. Dass sich Dachs, Marder oder Fuchs, die alle in die Siedlungen kommen, gegenseitig bekämpfen, ist eher unwahrscheinlich.

Hase

Der Hase ernährt sich im Winter von Rinden, Ästen und Sträuchern.<span class="copyright">Shutterstock</span>
Der Hase ernährt sich im Winter von Rinden, Ästen und Sträuchern.Shutterstock

Der Feldhase ist ein Pflanzenfresser. Er kann nicht tief in den Schnee hinuntergraben und frisst deshalb, was er an der Oberfläche findet: Rinden, dünne Äste, Teile von Sträuchern. Der Hase ist meist in der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Im Spätwinter jedoch ist Paarungszeit, dann sind die Tiere teilweise auch tagaktiv. Der Hase lebt in kleinen Mulden, die gut in der Vegetation versteckt sind. Sollte der Eingang von Schnee verdeckt sein, gräbt er sie aus. Der Hase ist zwar zur selben Zeit aktiv wie Fuchs, Marder und Dachs, doch können diese Jäger einen ausgewachsenen Hasen nicht reißen. Jungtiere jedoch schon, weswegen ihre Sterblichkeit hoch ist. In der Nacht könnte am ehesten ein nachtaktiver Vogel wie der Uhu dem ausgewachsenen Hasen gefährlich werden.

Marder

Dass Marder das Blut ihrer Beute aussaugen, ist ein Gerücht.<span class="copyright">Shutterstock</span>
Dass Marder das Blut ihrer Beute aussaugen, ist ein Gerücht.Shutterstock

Es gibt Stein- und Baummarder. Im Siedlungsraum trifft man aber nur auf Steinmarder. Sie sind Allesfresser. Über Marder wird erzählt, sie würden den Hühnern das Blut aussaugen. Das stimmt aber nicht. Wieso es zu dieser Mythenbildung kam, erklärt Klaus Zimmermann von der inatura: „Wenn ein Marder, oder auch ein Fuchs, in den Hühnerstall gelangt, geraten die Hühner in Panik und flattern herum. Das kann bei den Jägern eine Art Blutrausch auslösen und er tötet alle Tiere, die er erwischt. Selbst, wenn er sie gar nicht alle fressen kann.“ Der Marder ist ein nachtaktives Tier. Wie alle anderen Nachtaktiven schläft er untertags, wenn man ihn nicht stört. Marder leben in gegebenen Verstecken in der Natur, zum Beispiel in Geröllhaufen oder kleinen Höhlen in umgefallenen Bäumen. Oft bauen sie ihre Nester aber auch in Heuschuppen oder Ställen.

Reh

Rehe kommen an den Siedlungsrand. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Rehe kommen an den Siedlungsrand. Shutterstock

Rehe kommen zwar nicht bis in die Gärten, aber durchaus bis zum Siedlungsrand. Sie sind Pflanzenfresser. Die Tiere werden bei der Wildfütterung gefüttert, müssen selbst aber auch nach Nahrung suchen. Sie scharren den Schnee weg, bis sie auf Pflanzen stoßen. In harten Wintern können sie aber auch Jungbäume anbeißen.
Das Reh ist tag- und dämmerungsaktiv. Zum Schlafen versteckt es sich in dichter Vegetation, auch im Winter.