Flora

Im Gemeinschaftsgarten wächst auch das soziale Miteinander

17.04.2024 • 13:20 Uhr
Gartenlust - Gemeinschaftsgarten Schlins
Der Gemeinschaftsgarten in Schlins macht sowohl den Erwachsenen als auch den Kindern Spaß. Beate Rhomberg

Jakob Galehr hat mit seiner Familie mehrere Beete im Gemeinschaftsgarten Schlins. Mit diesem möchte der Obst- und Gartenbauverein auch jüngere Hobbygärtner anziehen.

Jakob Galehr hat schon an mehreren Orten im Ausland gelebt, ebenso in Feldkirch, aber in Schlins, sagt er, sei es einfach am schönsten. Hier ist Jakob Galehr aufgewachsen, hier ist er heute Obmann des Obst- und Gartenbauvereins. Das Haus, in dem er seit Kurzem wohnt, liegt direkt gegenüber dem Gemeinschaftsgarten. Schon vor dem Umzug hatten die Galehrs ihre Gartenparzelle im Gemeinschaftsgarten. „Ich habe schon immer im Garten gearbeitet. Zu unserer Wohnung gehörte kein Garten, und der Garten, den wir jetzt haben, ist ziemlich klein. Deshalb sind wir froh, dass wir jetzt eine direkte Versorgung mit Lebensmitteln haben.“

Gartenlust - Gemeinschaftsgarten Schlins
Im Garten gibt es immer Arbeit. Gut, wenn man sie wie Jakob und Katharina Galehr gerne macht. Beate Rhomberg

Keine Vorschriften

Im Gemeinschaftsgarten in Schlins pflanzen die Galehrs Tomaten, Gurken, Kohlrabi, Rote Rüben, Salat und Karotten an. „Von anderen Mitgärtnern aus Bosnien und Serbien haben wir gelernt, wie man Zwiebeln zieht“, erzählt Jakob Galehrs Frau Katharina. Sie freut sich über das soziale Miteinander im Garten, den Austausch, die gegenseitigen Tipps. Gartennachbar Peter Kogler, der oft auf Urlaub ist, pflanzt Rhabarber oder Kürbisse. Kulturen, die lange im Beet bleiben und keine intensive Pflege brauchen. Jeder pflanzt, was er will, es gibt keine Vorschriften und keine Konflikte. „Jeder hat sein eigenes Beet, wir haben drei Beete. Insgesamt sind wir neun Familien mit sechs Hoch- und sieben Tiefbeeten, und jeder kümmert sich ein bisschen um den anderen“, sagt Katharina Galehr. Ihr Mann stimmt zu. „Hier kommt alles zusammen. Der eine ist Ingenieur, der andere Arbeiter, ich bin Polier auf der Baustelle und Jäger. Hier ist keiner besser als der andere.“

Gartenlust - Gemeinschaftsgarten Schlins
Beate Rhomberg

Igelversteck

In der Mitte des Gartens befindet sich eine Wasserstelle mit einem Brunnen. Der Vorsitzende Galehr ist aber gerade dabei, daneben eine Regenwasserversorgung zu installieren. Das Wasser soll unterirdisch über das Dach des Vereinshauses zum Wasserhahn fließen. Aber dafür müsste der Garten umgegraben werden, oder? Galehr grinst verschmitzt. „Ich bin Vorarbeiter auf der Baustelle, schon vergessen?“ Für wenig Geld hat er Wassertanks besorgt, die er nicht einfach auf den Boden stellt. Die Tanks ruhen auf Ziegelsteinen mit Hohlräumen. Bei der Wildtierhilfe Vorarlberg hat er sich über sein kleines Bauprojekt informiert. „Wir wollen jede Nische nutzen, zum Beispiel für Wildtiere.“ Die Igel haben in seiner Ziegelkonstruktion jetzt ein schönes Versteck während des Winters.

Gartenlust - Gemeinschaftsgarten Schlins
Igelversteck für den Winter. Beate Rhomberg

Im Mai 2018 wurde der Gemeinschaftsgarten in Schlins eröffnet. Zuerst gab es nicht genügend Interessenten für die Parzellen, dann bekam Jakob Galehr Wind von der Sache. Für ihn war klar: Er pachtet so viele Parzellen, dass das Projekt starten kann. Es dauerte eine Weile, bis der Garten Früchte trug. Aber inzwischen stehen immer drei bis fünf Familien auf der Warteliste. Mittlerweile ist auch die Spielkiste Schlins, eine Kleinkindbetreuung, mit im Boot. „Die Betreuerinnen achten sehr darauf, dass die Kinder nichts kaputt machen oder herausreißen. Die Kleinen sind jetzt fast jeden Tag hier“, sagt Hobbygärtner Galehr. Manches in den Kinderbeeten wächst, manches nicht. Die ersten Erdbeerpflanzen jedenfalls schauen schon zufrieden aus der Erde. Auch Galehrs Kinder helfen gerne mit. Der Sohn mäht gern den Rasen, die Tochter gießt lieber die Pflanzen. Dass die Kleinsten mitmachen, gehört für die Galehrs dazu. Anfangs gab es auch Kinder, die im Gemeinschaftsgarten randaliert haben. Doch mit Geduld, Verboten und Ermutigung hat sich das Verhältnis zu gegenseitigem Respekt gewandelt. Die Kinder haben ein Schlammloch und Bereiche, in denen sie buddeln und graben dürfen. Schließlich sollen alle etwas von der fruchtbaren Erde haben.

Gartenlust - Gemeinschaftsgarten Schlins
Beate Rhomberg

Vergrößern

Im Garten werden auch Feste gefeiert. Bei Kommunionsfeiern wird der Garten gerne als Fotohintergrund genutzt. „Es ist ein öffentlicher Garten. Jeder kann hierher kommen und auch Himbeeren, Heidelbeeren oder Brombeeren pflücken. Die Schule ist gleich um die Ecke. Der Garten lebt davon, dass er auch genutzt wird, sagt Katharina Galehr. Ihr Mann würde den Gemeinschaftsgarten gerne vergrößern. Dann könnten auch die Familien von der Warteliste loslegen.

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Beate Rhomberg
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Beate Rhomberg