Davos im Bann der Kriege und der neuen Weltmacht KI

Mehr als 2800 Gäste aus aller Welt erwartet: Ukraine- und Nahostkrieg machen globalen Dialog auf dem Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums umso wichtiger.
Auch in Tirol und Vorarlberg schützen Eurofighter des Bundesheeres wieder eine Woche lang den Luftraum, wenn die Armada von Staats- und Privatjets unter Häme der Klimaschützer im schweizerischen Nobelskiort einfliegt. Sah man auf dem World Economic Forum (WEF) schon vor einem Jahr die „Welt in Polykrisen“, so brennt heuer ein weiterer Kriegsherd im Nahen Osten. Das zentrale Thema in Davos wird aber die neue Weltmacht Künstliche Intelligenz sein. Die Gefahr von Desinformation steht auf dem Global Risks Report des WEF kurzfristig sogar auf Rang eins, noch vor Unwetterkatastrophen. Antworten darauf und welche Chancen die generativen Systeme eröffnen, erwartet man zuvorderst von ChatGPT-Genius Sam Altman. Er führt bei den mehr als 2800 Teilnehmern in Davos die Phalanx der CEOs der Tech-Player an, von Satya Nadella (Microsoft) bis Alex Karp (Palantir).
Künstliche Intelligenz soll auch ein klimaaffines Wirtschaftssystem eröffnen, glaubt WEF-Gründer Klaus Schwab. „Wir müssen ein neues Wirtschaftsmodell für Wachstum finden, einem Wirtschaftskreislauf, der grün, digital und intelligent ist, indem KI genutzt wird.“

Schwabs Tagungsparole „Vertrauen wieder herstellen“ klingt wie ein zager Ruf in einer zunehmend zerrütteten Welt. Kann er aber am Dienstag Wolodymyr Selenskij mit Chinas Premierminister Li Qiang zusammenbringen, damit dieser auf Vladimir Putin einwirkt, wäre das schon ein Erfolg. Bereits am Sonntag begann in Davis eine Ukraine-Konferenz zu Selenskijs 10-Punkte-Plan, jedoch ohne Teilnahme Russlands. Zugleich kann US-Außenminister Antony Blinken eine Nahost-Mission in Davos gleich im Kongresshaus absolvieren. Ob es zum Dialog zwischen Israels Staatspräsident Herzog und den Ministerpräsidenten von Katar, Irak, Jordanien und Libanon kommen wird, ist offen. Besonders stark ist Saudi Arabien vertreten, von dem Schwab im Nahost-Konflikt hofft, „dass es seine Stärke zur Stabilisierung in der Region einsetzt“. Auf einem Panel „Mittelmächte in einer multipolaren Welt“ wird Europaministerin Karoline Edtstadler mit Saudi Arabiens Außenminister Prinz Faisal bin Farhan al Saud Nahost-Lösungen erörtern. Auch Außenminister Alexander Schallenberg trifft Prinz Faisal, außerdem die Premiers von Katar und des Libanon. Mit IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger berät er humanitäre Hilfe für den Gaza-Streifen.
Mie Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron darf man auch den neuen, jungen Premierminister Gabriel Attal in Davos erwarten. Er absolvierte vor nicht allzu langer Zeit wie Macron das Young Global Leaders Programm des WEF. Macron 2016, übrigens gemeinsam mit Sebastian Kurz, Attal 2020 gemeinsam mit Annalena Baerbock. Schwab verteidigt das WEF gegen den Ruf dystopischer Geheimclans. „Das WEF ist keine Organisation für Eliten, sondern bringt Entscheidungsträger zusammen.“