Zwei Wildpark-Luchse reisen heute nach Polen

Die fast einjährigen Luchsweibchen Simba und Kiana werden demnächst in Polen ausgewildert – Dienstagfrüh wurden sie in Feldkirch betäubt und reisefertig gemacht. Die NEUE war dabei.
Im Wildpark Feldkirch hieß es gestern früh Abschied nehmen. Die beiden knapp einjährigen Luchsweibchen Simba und Kiana wurden von drei Mitarbeitern der Westpommerschen Naturgesellschaft (ZTP) abgeholt. Die Reise führt ins rund 1000 Kilometer entfernte Jabłonowo im nördlichen Zentralpolen, wo sich die Organisation seit mehreren Jahren erfolgreich um die Wiederansiedlung des Luchses kümmert.

Simba und Kiana sind nicht die ersten beiden Luchse, die der Wildpark Feldkirch nach Polen schickt. Bereits fünf Tiere konnten erfolgreich ausgewildert werden. Für Tierpflegerin Birgit Wedl ist es trotzdem immer wieder ein bewegender Moment. Der Abschied fällt ihr nicht leicht. Doch die Freude, dass die Tiere bald wieder in freier Wildbahn leben können, überwiegt. Gemeinsam mit Wildparkleiter Christian Ammann hat sie sich im vergangenen Jahr vor Ort ein Bild von der Einrichtung gemacht. „Die Einrichtung ist wirklich sehr gut ausgestattet und macht ihre Arbeit sehr gut“, sagt Ammann.

Betäubungspfeil
Um die Luchse transportfähig zu machen, müssen die beiden Luchsweibchen zunächst betäubt werden. Dies geschieht mit einem Injektionsgewehr. Ein Mitarbeiter des polnischen Nationalparks beobachtet die Tiere mit dem Fernglas, setzt an und schickt die Wildkatzen mit einem Betäubungspfeil ins Land der Träume.
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Nach der Injektion dauert es etwa 15 Minuten, bis die beiden Luchsweibchen flach liegen. „Es ist für die Tiere schonender, wenn es nicht so schnell geht“, sagt Tierpflegerin Wedl. Die Mutter von Simba und Kiana nimmt es gelassen, als die beiden Luchse aus dem Gehege geholt werden. Sie ist trächtig und wird bald wieder Junge zur Welt bringen.

Bevor die Luchse auf ihre große Reise gehen können, müssen noch einige Formalitäten erledigt werden. Tierärztin Lena Grabher von der Tierklinik Schwarzmann untersucht und impft die betäubten Tiere im Beisein von Amtstierärztin Susanne Rath, auch einige Dokumente müssen noch fertig gestellt werden.

Abschied von Tierpatin Leonie
Bevor die Tiere in die Transportboxen verfrachtet werden, darf sich auch Tierpatin Leonie verabschieden. Sie hat Simba einst ihren Namen gegeben und durfte sie zu Arztbesuchen begleiten und auch füttern.. Auch sie freut sich, dass das Tier bald in Freiheit leben darf.

In Polen angekommen, müssen Simba und Kiana zunächst in Quarantäne und werden dann in einem speziellen Gehege auf das Leben in der Wildnis vorbereitet. „Sie müssen lernen zu jagen und wir müssen ihnen klarmachen, dass der Mensch ihr größter Feind ist“, erklärt Projektleiterin Aleksandra Smaga aus Polen. Wie lange das dauert, ist von Tier zu Tier unterschiedlich. „Es gibt Luchse, die brauchen nur zwei Wochen, andere drei Monate“.

GPS-Daten werden analysiert
Natürlich werden die Luchse im Rahmen des von der EU geförderten Projekts auch nach ihrer Freilassung beobachtet. Der erste Monat sei der wichtigste, weiß Smaga. Die Tierschützer werten GPS-Daten aus und kontrollieren auch, wo ein Luchs Beute gerissen hat. „Wenn es ihm gelingt, zwei bis drei Tiere pro Monat zu erbeuten, können wir davon ausgehen, dass er sich erfolgreich an das Leben in der freien Wildbahn angepasst hat“, sagt Smaga.

Fünf Luchse, die im Wildpark Feldkirch geboren wurden, haben das bereits geschafft. Den Anfang machte Mira im Jahr 2019. Sie blieb nicht in Polen, sondern fand nach langer Wanderschaft ihr Revier im Thüringer Wald in Deutschland, wo sie bis heute umherstreift. Insgesamt wurden in Polen bereits über 60 Luchse erfolgreich ausgewildert.