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Zwei Astronauten sitzen bis 2025 auf der ISS fest

09.08.2024 • 12:01 Uhr
This photo provided by NASA shows Boeing's Starliner spacecraft which launched astronauts Butch Wilmore and Suni Williams to the International Space Station docked to the Harmony module's forward port on July 3, 2024, seen from a window on the SpaceX Dragon Endeavour spacecraft docked to the adjacent port. (NASA via AP)
Zwei Astronauten werden bis 2025 auf der ISS festsitzen. NASA via AP

Eigentlich hätte die Mission nur acht Tage dauern sollen. Doch aus wenigen Tagen werden wohl mehrere Monate, die zwei US-Astronauten auf der ISS verbringen müssen.

Es gibt wohl entspanntere Orte als die Internationale Raumstation (ISS). Besonders ungemütlich kann es werden, wenn man sie nicht verlassen kann. So ergeht es derzeit dem amerikanischen Astronauten Barry Wilmore und der amerikanischen Astronautin Sunita Williams.

Statt wie geplant innerhalb von acht Tagen werden sie möglicherweise erst im Jahr 2025 von ihrer Mission zur Erde zurückkehren. Die Astronauten befinden sich nämlich nach mehr als zwei Monaten immer noch im All. Der Grund für das Chaos: Bis zu fünf Triebwerke ihres Boeing-Starliners sind ausgefallen. „Wenn das Problem neuerlich auftritt, ist die Crew nicht in der Lage den Starliner zu steuern und wenn die Umlaufbahn nicht nach dem Abdocken korrigiert werden kann, droht der Starliner einen Umlauf später mit der ISS zu kollidieren – das wäre der worst case“, sagt Gernot Grömer, Astrophysiker und Direktor des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF), im Interview. Aktuell bestehe jedoch für die Astronauten keine Gefahr. Grömer nennt die derzeitige Situation einen „klassischen Fall von gestrandet“

Rettungsmission in Planung

Ziel der Mission, die am 5. Juni startete, war es eigentlich, den Starliner zu testen, bevor er häufiger zum Einsatz kommt – das ist wohl vorerst hinfällig. Schon vor dem Start soll es mehrere Probleme gegeben haben. Schon der Beginn der Mission musste mehrfach verschoben werden. Nun ist die NASA damit beschäftigt, ihre Astronauten wieder auf die Erde zu bringen. Wie dies gelingen soll, wird derzeit diskutiert.

In einer Pressemitteilung heißt es: „Die NASA und Boeing prüfen weiterhin die Einsatzbereitschaft des Raumschiffs, und es wurde noch keine Entscheidung über die Rückkehr des Starliners getroffen“. Zuletzt wären die Chancen für eine Rückkehr mit dem Starliner laut Ken Bowersox, Nasa-Direktor für Weltraumoperationen, gestiegen. Eine andere Möglichkeit wäre jedoch Wilmore und Williams mit der „Crew Dragon“ von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX – dem schärfsten Konkurrenten von Boeing – zurückzubringen. Für Grömer wäre das aktuell „die sicherste Variante“..

Die Astronauten würden dann mehr als acht Monate – und nicht wie geplant acht Tage – an Bord der ISS verbringen. Für die Boeing wäre eine Rettung mithilfe von SpaceX aber eine große Schmach. Grömer meint, Boeing muss sich „nach mehreren Problemen in der Qualitätssicherung nun die Frage stellen, sich nicht gänzlich aus dem Shuttle-Servicesektor mit Starliner zurückziehen sollen“ Bereits Anfang der Woche hatte die NASA auf eine von Musks zurückgegriffen, um Wilmore und Williams mit Essen und Kleidung zu versorgen.

Allein sind die US-Astronauten mit ihrem Schicksal jedenfalls nicht. So gab es in der Vergangenheit schon weitaus längere All-Aufenthalte. Der Russe Valeri Polyakov verbrachte Mitte der 1990er Jahre 437 Tage an Bord der Raumstation Mir im All. Im Jahr 2023 kehrte Frank Rubio erst nach 371 Tagen von der ISS zurück. Und der Russe Oleg Kononenko, der sich derzeit ebenfalls auf der ISS befindet, ist der erste Mensch, der im Laufe seiner Karriere mehr als 1.000 Tage im Weltraum verbracht hat. Entspannt klingt anders.

FILE - NASA astronauts Suni Williams, left, and Butch Wilmore stand together for a photo enroute to the launch pad at Space Launch Complex 41 Wednesday, June 5, 2024, in Cape Canaveral, Fla., for their liftoff on the Boeing Starliner capsule to the international space station. (AP Photo/Chris O'Meara, File)
NASA Astronautn Suni Williams, links, und Butch Wilmore, rechts. AP Photo/Chris O’Meara