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“Ich glaube schon, dass ich eine Quotenfrau bin. Die Frage ist: Wie gehe ich damit um?”

05.04.2025 • 09:00 Uhr
"Ich glaube schon, dass ich eine Quotenfrau bin. Die Frage ist: Wie gehe ich damit um?"
Benedicta Hämmerle übernahm die Moderation. Hartinger

Bei der Impulsveranstaltung der WKO, „Frauen im Aufsichtsrat“, drehte sich alles um Frauen in Führungspositionen und den damit verbundenen Chancen und Herausforderungen.

Es ist mir immer eine ganz besondere Freude, über das Thema Frauen in Führung zu sprechen und es freut mich sehr, dass auch einige Herren hier sind“, sagt Benedicta Hämmerle zu Beginn ihrer Eröffnungsrede. Für sie ist es, wie sie sagt, mittlerweile zum Herzensthema geworden. Im Publikum finden sich tatsächlich fast ausschließlich Frauen. Lediglich ein einziger Mann fällt, abgesehen von Speaker Tobias Giesinger, auf den ersten Blick auf. Im Laufe des Abends gesellt sich noch ein Zweiter dazu.

"Ich glaube schon, dass ich eine Quotenfrau bin. Die Frage ist: Wie gehe ich damit um?"
Die Speakerinnen und Speaker des Abends: Marielena Einzinger, Tobias Giesinger, Benedicte Hämmerle und Julia Huber. (v.l.) Hartinger


Der Abend steht unter dem Motto „Frauen im Aufsichtsrat – Chancen, Herausforderungen & Perspektiven“. Zu der Veranstaltung sind Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Sparten der Branche geladen, die mit Impulsvorträgen zum Thema Inputs zum Nachdenken liefern.
„In den 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs sind von insgesamt 610 Geschäftsführungspositionen lediglich 84 Posten von Frauen besetzt“, erklärt Hämmerle. Sie ist Aufsichtsrätin bei der Raiffeisenbank im Rheintal und UBIT-Obfrau der WKV.

"Ich glaube schon, dass ich eine Quotenfrau bin. Die Frage ist: Wie gehe ich damit um?"
Unter den Interessierten waren fast ausschließlich Frauen. Hartinger

Gläserne Decke

Ein Thema des Abends ist unter anderem die sogenannte gläserne Decke. Das ist eine unsichtbare Barriere, die qualifizierte Frauen daran hindert, in höchste Führungspositionen oder Machtbereiche innerhalb von Organisationen und Unternehmen aufzusteigen – trotz gleicher Qualifikation, Kompetenz und Leistung. „In den Köpfen der Männer und Frauen gibt es diese vielfältig miteinander verschränkten Vorbehalte gegen Frauen in Führung“, sagt Hämmerle. Sie verweise bewusst auf Männer und Frauen, da die Hüter und Hüterinnen der gläsernen Decke nicht ausschließlich männlich seien.

"Ich glaube schon, dass ich eine Quotenfrau bin. Die Frage ist: Wie gehe ich damit um?"
Carina Pollhammer und Andrea Längle. Hartinger

Aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls von Barbara Bergmeister-Keckeis, der Direktorin der Landesberufsschule Feldkirch und Aufsichtsrätin der „Aqua Mühle“ bildet sich in Folge des Erföffnungsinputs von Hämmerle eine interaktive Gesprächsrunde, bei denen Marielena Einzinger, Geschäftsführerin der IE Industrial Engineering München GmbH, Julia Huber, Rechtsanwältin und Aufsichtsrats-Vorsitzende bei der Raiffeisenbank Lech und Tobias Gisinger, Rechtsanwalt und Seminarleiter des Workshops „Aufsichtsratskompetenz kompakt“, über alle möglichen Aspekte, Schwierigkeiten und Chancen zum Thema sprechen. Huber kennt die Doppelrolle, die Frauen oftmals einnehmen, selbst sehr gut. Sie führt gemeinsam mit ihrem Mann privat einen Viehbetrieb.

Ein anderes Klima

Wobei sich sowohl Hämmerle, Einzinger, Huber und Giesinger einig sind: Oftmals müssen Frauen sich einfach trauen. Es gehe darum, „einen Fuß in die Türe zu stellen“, wie es Hämmerle nennt. Man müsse auf sich aufmerksam machen und sich selbst Dinge zutrauen. „Ich glaube schon, dass es schwer ist. Viele haben von sich aus Hindernisse und denken sich: Ich traue mir das nicht zu“, erläutert Giesinger. „Es geht dabei nicht um Quoten, sondern darum, dass Unternehmen die richtigen Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte finden“, sagt Giesinger. Was ihm jedoch im eigenen Unternehmen auffällt: „Seitdem mehr Frauen eingestellt sind, hat sich das Unternehmensklima geändert.“

"Ich glaube schon, dass ich eine Quotenfrau bin. Die Frage ist: Wie gehe ich damit um?"
Carina Pollhammer.

Auch Eva Häfele, eine interessierte Zuhörerin, stellt das fest, als sie sich zu Wort meldet. „Je mehr Frauen in einem Unternehmen sind, desto öfter wird das Unternehmen dann auch für andere Frauen als Führungsort interessant.“ Auch das Thema Quotenfrauen beschäftigt die Redner und Rednerinnen und das Publikum des Abends. „Ich glaube schon, dass ich eine Quotenfrau bin. Die Frage ist nur, wie gehe ich damit um?“, stellt Hämmerle in den Raum. Einzinger ist mittlerweile in ihrer Position selbst dafür verantwortlich, Leute einzustellen. Sie stellt bei ihren Bewerberinnen und Bewerbern die jeweilige Person und ihre Persönlichkeit in den Fokus und achtet nicht darauf, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt. „Ich möchte fast sagen, dass wir nicht speziell auf die Frauenquote achten. Wir stellen Personen ein“, sagt sie. Trotzdem finden sich in ihrem Unternehmen 50 Prozent Frauen in Führungspositionen.