Künstler auf einem Kahn

Die “Alive Festspiele” setzen ein Signal für junge lokale Künstler.
Festspiele ohne Zuschauer, das ist sogar in Zeiten von Corona ziemlich ungewöhnlich. Genau das sind die „Alive Festspiele“, die sich dieses Wochenende auf dem Bodensee abspielen. Mehrere, hauptsächlich junge Künstler aus verschiedenen Sparten nehmen daran teil. Ihnen gemeinsam ist ein Vorarlberg-Bezug sowie das Bedürfnis, sich zu präsentieren und ein Bewusstsein zu schaffen für die Bedeutung ihrer Arbeit. Bewusstsein schaffen wollen auch die Initiatoren des Festivals vom Kollektiv Team Alive – das sind der Event-Manager und Slam-Poet Lukas Wagner und der Videoproduzent Philipp Herburger. Im Gespräch informieren die beiden über dieses spezielle Projekt.
Wertschätzung
Während der Pandemie haben sich die beiden Kultur-Akteure zusammengefunden, unter anderem, um auf die Bedeutung von Kunst für die Lebensqualität aller aufmerksam zu machen – Stichwort Systemrelevanz. Wagner und Herburger wollen mit diesen „Festspielen“ auf die Potenziale der jungen, regionalen Kunstszene hinweisen, und die Wertschätzung derselben erhöhen. Wagner sieht bei Letzterem Nachholbedarf, so würden viele jungen Vorarlberger Talente hierzulande erst Aufmerksamkeit erlangen, wenn sie außerhalb vom Ländle erfolgreich geworden sind. Die beiden Organisatoren wollen zeigen, welche Möglichkeiten die lokale Kunst birgt – dafür brauche sie jedoch Partner, wie der junge Filmemacher betont. Es geht auch um ein Miteinander und Vernetzung.
Pflege
Der Gedanke, dass zuerst etwas fehlen muss, bis dessen Bedeutung erkannt wird, steht hinter dem Projekt. Die Künstler werden nämlich auf See verfrachtet: Auf der „Arche der Kunst“ – einem alten Kies-Kahn – versammelt sich die kreative Crew. Mit dabei sind etwa die Musiker Mirjam Fässler, Gerald Fleisch, Magdalena Grabher, Philipp Lingg und George Nussbaumer. Aus der Sparte Tanz sind unter anderem Silvia Salzmann, Carmen Pratzner und Natalie Fend vertreten. Als bildender Künstler ist Miketa dabei.
Infos zum Projekt gibt es unter www.alive-festspiele.com
Die Künstler bespielen die Ladefläche des Kahns, die als Bühne umfunktioniert wird. Sie performen darauf – aber ohne Zuschauer. Dafür wird das Geschehen gefilmt. Daraus entstehen rund 15 kurze Videos, die zu einem Film vereint werden – übergreifendes Element ist dabei die Sprache, wie Herburger verrät. Die Clips und der Film werden später der Öffentlichkeit präsentiert. Das Spektakel selbst kann nur aus der Ferne, vom Ufer aus betrachtet werden – als Symbol dafür, dass etwas fehlt, und um ein Bedürfnis für ein Live-Kunsterlebnis zu schaffen, meint Wagner. All das ist sehr symbolisch: Der in die Jahre gekommene Kahn steht für die Unsicherheit in der Kulturbranche, die einen sicheren Hafen sucht. Ebenfalls als Zeichen werden Pflanzensamen in einigen Häfen, wie auch in Bregenz, hinterlassen. Ob daraus Blumen entstehen, hängt von der Pflege ab.
Hauptsponsor des Projekts ist die Firma Rhomberg, zudem wurde eine Förderung im Rahmen von „Kultur im Jetzt“ beantragt.