Das Radio als Kultur-Lieferant

Um das regionale Kulturradio dreht sich „Radio Zwischentöne“.
Das Medium Radio hat für Edgar Eller großartige Qualitäten: Es trägt die weiten Möglichkeitsräume des Wortes in sich, die in unseren Gedanken fantastische Welten erzeugen können – und es hat dazu die große Reichweite eines Massenmediums. Eller, Leiter der Montforter Zwischentöne, präsentierte am Mittwoch zusammen mit den Kuratoren Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde, sowie mit Jasmin Ölz (ORF Vorarlberg) das Radio als das Thema der nächsten Ausgabe, die am 11. November startet.

Laut Gögl geht es bei „Radio Zwischentöne“ unter anderem um die Bedeutung des regionalen Kulturradios für die Menschen einerseits, und andererseits um die Dimension der Fantasie, die das Medium an sich eröffnet: Hören wir etwa im Radio eine Geschichte über einen Strand, können unabhängig zu dieser Geschichte innere Bilder entstehen, die aus unseren Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühlen hervorgehen. Auch die Zwischentöne-Macher wollen Alltagserfahrungen mit Kunst- und Kulturerfahrungen verbinden, und so schien es wohl naheliegend, sich in speziellen Veranstaltungsformaten dem Phänomen Radio anzunehmen
Hör-Kino
Das Projekt wurde bereits vor der Corona-Pandemie geplant, nun kommt es der aktuellen Situation entgegen: In Kooperation mit ORF Vorarlberg werden die Veranstaltungen sowohl live vor Ort, „on air“ als auch im Stream auf der Website des Festivals zu erleben sein. Gögl betonte aber: Kaum ein Event sei so sicher wie eine Kulturveranstaltung mit zugewiesenen Sitzplätzen und Sicherheitskonzept. Auch in dieser schwierigen Zeit sei es wichtig, ein gewisses Maß an „kultureller Normalität“ zu erhalten.

In der „warten“-Ausgabe im vergangenen Jahr erfreute sich das vom Studio Saal gestaltete Pop-up-Kino großer Beliebtheit. Ab 12. November gibt es mit dem „Pop-up-HörKino“ im Palais Liechtenstein eine Fortsetzung. Bis 22. November werden täglich bei freiem Eintritt die Klassiker der Vorarlberger Hörspielkunst aus den 80er-Jahren zu erleben sein. Wolfgang Mörth von Literatur Vorarlberg hat daneben noch weitere Produktionen mit ins Programm genommen. Um das Hörspiel geht es auch in dem Gesprächsformat „Radio Movies“ am 12. November. Im Montforthaus diskutiert der langjährige Ö1-Chef Peter Klein mit der renommierten Hörspielautorin Elisabeth Maria Weilenmann über die Zukunft dieses Genres.

Über das Radio als Mittel zur „musikalischen Nahversorgung“ geht es am 17. November. Eine weitere Diskussionsrunde am 18. November widmet sich der digitalen Kommunikation, die in der Corona-Krise einen weiteren Schub erlebte. Mit dabei ist unter anderem die junge Feldkircherin Johanna Teufel, die während der Krise eine Online-Lernhilfeplattform entwickelte.
Radio-Show
Ein Highlight der Ausgabe ist die „Radioshow!“ am 20. November, die aus dem Montforthaus live auf Radio Vorarlberg übertragen wird. Gefeiert wird dabei die kulturelle Vielfalt im Land, mit Überraschungsgästen, Musik und Kontroversen. Diese funktionieren folgendermaßen: Experten formulierten zu einem Streitpunkt – zum Beispiel „Gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen?“ – jeweils fünf Minuten ein Pro oder Contra, dann gibt es eine Einlage der Tiroler Band Die Knoedel. Das Oktett ist bekannt für seine „Neue Volksmusik“. Auch in der „Radioshow!“: Geigerin Evelyn Fink-Mennel und Komponist Gerold Amann im Duett mit der Echowand im Großen Walsertal, und Trompeter Herbert Walser-Breuss mit Musik von Bach, die auf einen realen Bach trifft.
Hörerlebnis
Nach einem Workshop mit Wissenschafterin Nathalie Singer über das Hören und Zuhören (21. November) bilden zwei vielversprechende Konzerte den Schlusspunkt. Das experimentierfreudige Berliner stegreif.orchester kommt (wenn es die Bestimmungen zulassen) am 21. November ins Montforthaus, Beethovens „Europa-Hymne“ dient dem Ensemble als Inspirationsquelle für das Konzert. Dieses wird übrigens mittels der Technik der Kunstkopfaufnahme gestreamt, die ein besonderes Hörerlebnis verspricht.
Besinnliches gibt es im Adventkonzert mit Bugge Wesseltoft am 9. Dezember. Der Jazzpianist improvisiert zu weihnachtlichen Liedern, Schauspieler Dirk Diekmann wird dazu ausgewählte Texte lesen.
Was die Zukunft der Zwischentöne angesichts der Umstrukturierung der Montforthaus GmbH betrifft, so hofft Eller auf eine Fortsetzung der Reihe, hieß es auf NEUE-Anfrage. Mit einer Weiterführung sei zu rechnen.
Radio Zwischentöne
11. November bis 9. Dezember, live in Feldkirch oder auf ORF Radio Vorarlberg, sowie im Stream auf www.montforter-zwischentoene.at. Eine Kooperation zwischen den Montforter Zwischentönen und ORF Vorarlberg.