Der neue Herbert Meusburger

Neue Werke des Bizauer Künstlers in Lustenau zu sehen.
Die „Süddeutsche Zeitung“ zählte im vergangenen Oktober den Vorarlberger Bildhauer und Maler Herbert Meusburger, wie schon den berühmten Gerhard Richter, zum „Favorit der Woche“. Nun sind seine Werke im „Kunst || Haus 2226“ in Lustenau zu sehen. Die Schau kam zustande, weil die ursprünglich geplante Ausstellung im Museum Ursino im sizilianischen Catania aufgrund von Corona abgesagt worden war. Die 21 neuen Steinarbeiten machen sich gut neben den permanent ausgestellten Werken von Keith Sonnier, Roman Signer und Brigitte Kowanz.
Neue Form
Draußen vor dem Haus 2226 steht eine Kunst-am-Bau-Arbeit von Meusburger gleich neben einer bekannten Säule von Gottfried Bechtold. Zentrale Innovation ist eine Installation aus 40 skulpturalen Schiffsknoten, von denen die eine Hälfte ockerfarben, die andere Hälfte türkis bemalt ist. Diese Formation markiert einen völligen Bruch mit der bisherigen Formalsprache des Bizauers, waren doch seine bisherigen Arbeiten in Stein durchgängig von einer stark architektonisch-konstruktivistischen und abstrakt reduzierten Bauweise geprägt.

Meusburger (67) hat den Knoten sowohl bildhauerisch umgesetzt als auch in Bronze gegossen. Die 40 Teile hingegen, die er wie ein Muster auf dem Boden auslegt, sind auf Basis eines ganz neuen Verfahrens von der Firma 3D Wood (3DW) in St. Ulrich im Grödnertal „gedruckt“ worden. Wobei ein sehr spezielles silikonartiges Material zum Einsatz kam. Da jeder dieser Schiffsknoten von Hand mit Acrylfarbe bemalt wurde, sehen alle ein wenig anders aus. Die Farben Ocker und Türkis sind den natürlichen Farben gängiger Schiffstaue nachempfunden.
Trennen und Verbinden
Die wesentliche Grundqualität eines Knotens besteht darin, etwas zu vereinigen, festzuhalten oder zu bannen, während seine Auflösung eine Freisetzung von Kräften oder eines Wesens bewirkt. Zwar verweist Meusburger mit dieser skulpturalen Anordnung auf historische Sinnbildlichkeiten wie den Gordischen Knoten, er will aber inhaltlich in erster Linie direkt auf die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Prozesse und Umwälzungen anspielen. Zweifelsohne korrespondieren diese Objekte mit allen bisherigen Werken des Künstlers, die trotz ihres abstrakten Grundtons sämtlich dem übergeordneten Thema „Trennen und Verbinden“ subsumiert sind. Meusburger überrascht in Lustenau aber noch mit einer weiteren gegenständlichen Arbeit, nämlich dem 1:1-Abguss eines 60 Jahre alten Rebstockes aus Perchtoldsdorf bei Wien.
Brandneue Steinarbeiten
Neben diesen skulpturalen Figurationen wartet Meusburger im Haus 2226 zusätzlich mit 21 brandneuen Steinarbeiten auf, und zwar in Form von zwölf kleinen Würfelskulpturen und neun Stelen. Bei allen diesen Arbeiten bildet der Serpentin-Stein Tauerngrün das Grundmaterial, das dann mit Granit oder Kalkgestein aus allen Teilen der Welt, von Brasilien bis Afrika, kombiniert wird. Die Schönheit des Materials und die spezielle Oberflächenbehandlung verleihen diesen Arbeiten eine besondere Ästhetik.
Bis 10. März bei Baumschlager Eberle Architekten, Haus 2226, Lustenau. Zu den Bürozeiten geöffnet.
Bei den Gemälden, die der Bregenzerwälder präsentiert, stützt er sich wie gewohnt auf Materialien wie Acrylfarbe und Gips, die er mit Spachteln und anderen Hilfsmitteln auf OSB-Platten aufträgt. Obwohl der Künstler die Acrylfarbe dann in vielen Schichten und Gesten anbringt, sind die „Gemälde“ von feinen, dichten Strukturen und Maserungen geprägt.
Wolfgang Ölz