Kultur

Architektur im Einsatz für den Planeten

03.03.2021 • 20:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Blick in die Ausstellung "Critical Care" im Vorarlberger Architektur Institut.<span class="copyright"> Darko Todorovic</span>
Blick in die Ausstellung "Critical Care" im Vorarlberger Architektur Institut. Darko Todorovic

Eine Schau im vai zeigt 21 architektonische Projekte auf.

Ökologie und Klima sind wichtige Themenfelder des Vorarlberger Architektur Instituts (vai). Mit der Schau „Critical Care“, die diesen Schwerpunkt ins Zentrum stellt, meldet sich auch das vai aus der Corona-Pause zurück. Es ist die erste von drei geplanten Ausstellungen dieses Jahres, wie die Direktorin Verena Konrad bei einem Besuch informierte. Ab Ende Mai widmet sich das Baukultur-Institut dem 2019 verstorbenen Vorarlberger Architektur-Pionier Rudolf Wäger. Es sei sehr wichtig, Wägers Schaffen aus einer heutigen Perspektive zu beleuchten, so Konrad. Fotografien von Markus Gohm aus dem Archiv des Architekturzentrums Wien (Az W) sollen in der Ausstellung eine wichtige Rolle einnehmen. Die Kuratorinnen Marina Hämmerle und Martina Pfeifer Steiner erarbeiten zudem eine Monografie zum „Baukünstler“.

Videos in der aktuellen Schau.<span class="copyright"> Darko Todorovic</span>
Videos in der aktuellen Schau. Darko Todorovic

Die dritte Ausstellung im Herbst ist wie auch „Critical Care“ eine vom Az W übernommene Schau, behandelt aber ein typisches Vorarlberger Thema: „Boden für Alle“ soll unter anderem zur Diskursqualität beitragen, meint Konrad. Denn viele Menschen würden in der Diskussion um Grund und Boden zu dieser eigentlich sehr komplexen Materie allein ihr eigenes Interesse verfolgen. Wie immer möchte das vai hier Wissen und Zusammenhänge zugänglich machen und einen Austausch ermöglichen.

Text, Bild und Video

Der Titel der aktuellen Schau ist der Intensivmedizin entnommen und soll verdeutlichen, wie dringlich und unaufschiebbar die Auseinandersetzung etwa mit der Klimakrise, der Verschwendung von Ressourcen, aber auch mit den damit verbundenen sozialen Problemen ist. „Care“ kommt vom lateinischen „curare“ und bedeutet Sorge tragen. Genau dies tun die Initiatoren der 21 Projekte, die in dieser Ausstellung präsentiert werden. Es sind Fallbeispiele aus der ganzen Welt, die aufzeigen, wie die Architektur den Krisen gegensteuern kann. Diese Beispiele sollen laut Konrad auch Mut machen: Es kann etwas erwirkt werden in dieser von Kapitalinteressen gesteuerten Welt, so die Botschaft der Kuratorinnen Angelika Fitz und Elke Krasny.

Pool für alle im Rahmen des Projekts SESC 24 Maio in São Paulo. <span class="copyright">Ana Mello</span>
Pool für alle im Rahmen des Projekts SESC 24 Maio in São Paulo. Ana Mello

Für die vai-Räumlichkeiten wurde die Schau adaptiert. Ein großer Tisch steht im Zentrum, auf dem die Projekte mit Text, Bild und Video anschaulich gemacht werden. Strukturiert ist die Ausstellung durch mehrere Teilbereiche. Sorge tragen kann man etwa für Wasser, Grund und Boden, für Reparatur, den öffentlichen Raum, aber auch für Kenntnisse und Fähigkeiten. Unter diesen Teilbereichen versammeln sich zahlreiche Punkte – bei den einzelnen Projekten am Tisch ist zu sehen, für was genau dabei Sorge getragen wird.

Eines der 100 Klassenräume in Jordanien. <span style="color: rgba(111, 111, 111, var(--text-opacity)); font-size: 0.75rem; text-transform: uppercase;"><span class="copyright">Martina Bo Rubino</span></span>
Eines der 100 Klassenräume in Jordanien. Martina Bo Rubino

Da ist zum Beispiel das Psychiatrisch Centrum Caritas im belgischen Melle. Ursprünglich bestand die Anlage aus Pavillons, die sukzessive abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt wurden. Einer dieser Pavillons wurde aber in einen öffentlichen Platz umfunktioniert, ohne Fenster und Türen, dafür mit viel Licht und Natur. Die Architekten De Vylder Vinck Taillieu haben übrigens auch bei den „Bus:stops“ in Krumbach mitgewirkt, wie Konrad hinzufügte.
Dass bestehende Bauten ressourcenschonend umfunktioniert werden können, zeigt auch das Projekt SESC 24 de Maio in São Paulo in Brasilien (Paulo Mendes da Rocha/MMBB Architects). Ein ehemaliger Konsumtempel versammelt nun diverse öffentliche Angebote in verschiedenen Bereichen, inklusive Schwimmbecken auf dem Dach.

Textilkultur

Auf vielfältige Weise begegnen die Projekte diversen Krisen. Die Kampagne Emergency Architecture & Human Rights hat für Flüchtlingskinder in Zaatari in Jordanien ganze 100 Klassenzimmer errichtet – mit dem preiswerten und ökologischen Material Adobe. Mit einer Tofu-Fabrik in einem chinesischen Bergdorf wiederum wird die lokale Wirtschaft unterstützt, der Holzbau von Xu Tiantian/DnA_Design and Architecture dient auch als Gemeinschaftsraum. Und wie man die Textilkultur in Bangladesch ohne Ausbeutung von Arbeiterinnen stärken kann, zeigt Anna Heringer mit dem Projekt „This is not a shirt“.
Wer sich umfassend informieren möchte, sollte genügend Zeit mitnehmen – oder wiederkommen. Für Besucher gibt es derzeit außerdem in der Lesezone Werke des Künstlers Norbert Pümpel zu sehen.

Zur Ausstellung

„Critical Care“. Bis 30. April im Vorarlberger Architektur Institut in Dornbirn. Geöffnet Dienstag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr, Samstag, 11 bis 15 Uhr. Es gibt auch die Möglichkeit von individuellen Terminvereinbarungen. Infos: www.v-a-i.at