Kultur

Das Spiel um „Hunger“ und „Dreck“

31.05.2022 • 19:09 Uhr
Blicke in das Experiment Analog laboratorium. <span class="copyright">Heidi Salmhofer</span>
Blicke in das Experiment Analog laboratorium. Heidi Salmhofer

Das Theater Mutante startet mit dem „Analog laboratorium“ ein Theaterprojekt zwischen Kunst und Wissenschaft.

Der Mensch ist von digitalen Mitteln „entartet“. Die Resonanz zwischen den Menschen und der Natur ist gestört. Wie könnte man die Leute wieder mehr ins analoge Denken hineinbringen, fragte sich das Theater Mutante. Mit dem „Analog laboratorium“ wurde ein Experiment gestartet, in dem die Sinne für die Umwelt wieder geschärft und die Beziehungen der Menschen zueinander erhalten werden können. Eine Bande wird die Geschichte zusammen erarbeiten und sich auf die Suche nach Antworten begeben.

Blicke in das Experiment Analog laboratorium.        <span class="copyright">Ettel Laura Antonia</span>
Blicke in das Experiment Analog laboratorium. Ettel Laura Antonia

Mit dem „Theater Mutante“ präsentieren Katharina Leissing und Andreas Jähnert ein analoges Experiment, wo sich Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft treffen, um über die momentane Lage der Umwelt zu sprechen. Dabei sollen Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenkommen und in einer künstlerischen Übertreibung die Vernetzung des Menschen mit der Natur wahrnehmen.
Im „Analog laboratorium“ beschäftigen sich Tänzer, Musiker, Schauspieler, Performancekünstler und Schriftsteller mit einem wissenschaftlichen Text von Timo Kopf zu den Ereignissen im Lustenauer Ried. Mit analogen Experimenten wollen sie die Menschen aus der digitalen Welt während der Pandemie herausholen und ihnen ein künstlerisches Angebot bieten, die Sinne für unsere reale Umwelt schärfen und einen sozialen Austausch über die Zukunft ermöglichen. Man wollte etwas aufbauen, „wo analog gedacht wird“ und wo „mit Händen, Nasen, Ohren und Augen die Sinne belebt werden dürfen“, beschreibt der Regisseur Andreas Jähnert das theatrale Experiment.
Dafür wurden die zwei Stücke „Hunger“ und „Dreck“ entwickelt, die an sechs Tagen im Juni jeweils abwechselnd im Vetterhof in Lustenau zur Aufführung gebracht werden. Die Zuschauer bewegen sich dafür in ein landwirtschaftliches Umfeld und damit an einen Ort, wo Arbeitsprozesse stattfinden.
Dort, wo noch vor kurzem eine Mutterkuhherde gehalten wurde, wachsen jetzt Wildblumen und Salate. Die Inszenierungen splitten sich auf in eine „Show im Hof“ umgeben vom Schotter und dem „Bebauten“ und eine „Show vor dem Hof“ mit Bezug zur Weite im Lustenauer Ried.

Energieverbrauch

In „Hunger“ versuchen sich die Künstler in die Lebenswelt der Tiere und Pflanzen hineinzudenken und Raum zu schaffen. Die vom Menschen verursachte Hungerkrise unter den Insekten wird ebenso betrachtet, wie das parasitäre Verhalten der Blattläuse. Das Bewusstsein zum Stand der Dinge bei den Honigbienen wird mit der menschlichen Seite verknüpft. Hunger zeigt den Energieverbrauch und die Energiezufuhr in der Natur. Die Inszenierung wird gestaltet von Texten von Christian Kühne, der Musik von Juan Carlos Diaz Bueno, der Sängerin Barbara Maria Angermaier, den Tänzern Anne Mégier und Dominik Feistmantl und den Schauspielern Ina Jaich und Thomas Gerber.
„Dreck“ dreht sich um die Tiere, die den Vetterhof verlassen durften. Im Fokus stehen aber nicht die Rinder, sondern deren Kuhfladen und deren Bio­top als aquatisches System. Dabei wird in einem Kreislauf aufgedeckt, „was alles in einem Haufen Dreck für Leben drin­steckt“.
Es stellt sich die Frage nach dem Wert des Drecks auf einer Erde auf der alles asphaltiert und bebaut wird. Dabei wird auch das Konsumverhalten der Menschen, das Sumpfgebiet des Rheindelta, die Wanderheuschrecke und die Fluchtbewegung von Störchen unter die Lupe genommen. Die Texte in „Dreck“ sind von Claudia Tondl, Musik von Barbara Maria Neu, Gesang von Lisa Perner, Schauspiel von Sascha Jähnert und Tanz von Natalie Fend.
Die Inszenierungen sollen auf einer künstlerischen Ebene das Bewusstsein verfeinern, Wissen vermitteln und die Menschen zum Denken und Handeln anregen, wobei keine Erklärungen, sondern Alternativen geboten werden. Danach werden sich in einem Podiumsgespräch Experten zu den Themen Gedanken machen und mit dem Publikum auf Augenhöhe über die Problematiken sprechen.

www.theatermutante.com von 16. bis 22. Juni im im Lustenauer Ried Vetterhof.