Uwe Jäntsch und das 120-Kisten-Bier-Kunstwerk

Klaus Hartinger
Mit spektakulären Preisen wartete das Preisjassen im Rahmen der Sommerausstellung von Uwe Jäntsch auf.
Eigentlich sind die Preise das Kunstwerk, sagt Uwe Jäntsch, eine Kunst, bei der man nicht unbedingt eine Ausstellung anschauen muss. Im Rahmen der Sommerausstellung des Künstlers im Palais Thurn & Taxis in Bregenz, die am 16. Juli eröffnet wird, wird es wie berichtet ein großes Preisjassen geben, bei dem ein Auto, 120 Kisten Bier und eine Waschmaschine gewonnen werden können. Gespielt wird mit von Jäntsch gestalteten Jasskarten, die er bereits vor über 20 Jahren kreiert hat. Dem damaligen Auftraggeber war dann allerdings die Produktion zu teuer.
“Schöner Wohnen”
Mit dem Titel der Ausstellung „Schöner Wohnen“ zieht Jäntsch ein Thema weiter, das er schon seit einiger Zeit bearbeitet. Während der Künstler zunächst mit einem Grinsen „keine Ahnung“ hat, warum er das macht, versucht die Kuratorin der Schau und Leiterin des Kulturservice Bregenz, Judith Reichart, eine Erklärung: „Ich glaube, dass sich der Begriff ‚Schöner Wohnen‘ in die Volksseele eingenistet hat, besonders seit Corona.“ Damals habe jeder und jede versucht, Wohnung und Haus zu verschönern.
Jäntsch darauf: „‚Schöner Wohnen‘ ist eleganter Punk.“ Und: Das Palais Thurn & Taxis sei ja eigentlich ein Wohnhaus, so der Künstler, deshalb passe auch der Titel. Er werde das Gebäude in ein „Uwe-Wohnhaus“ verwandeln, in dem folgerichtig ein Preisjassen stattfinden müsse.

Über die Ausstellung möchten die beiden derzeit aber eigentlich noch nichts Näheres sagen. Diese soll übernächste Woche in einer Pressekonferenz im Detail vorgestellt werden. Derzeit stehe das Preisjassen im Zentrum, eine „künstlerische soziale Plastik“, nennt es Reichart. Die Preise beschreibt sie als Readymades, also als Alltagsgegenstände, die zum Kunstwerk erhoben werden. Die Transformation erfolge dadurch, das sie Bestandteil der Ausstellung werden. „Die Frage ist, wie kann ich die Preise einbauen, dass es ein Kunstwerk ist“, sagt Jäntsch. „Die Inszenierung ist mein Job, das ist Kunst. Kunst ist mein Job.“
Showdown beim Finale
Gejasst wird mit dem Eröffnungstag beginnend an fünf Sonntagen im Park des Palais Thurn & Taxis. Es können jeweils bis zu 64 Spielerinnen oder Spieler teilnehmen. Ein Nenngeld von 15 Euro ist zu bezahlen, dafür bekommt man, wenn man verloren hat, ein Päckchen Kunst-Jasskarten. Zwölf Runden werden gespielt, der oder die mit der höchsten Punktezahl gewinnt. Im September werden dann Viertel- und Halbfinale sowie das Finale über die Bühne gehen. Jäntsch hofft, bis dahin die Spannung permanent steigern zu können, sodass es beim letzten Spiel zum großen Showdown kommt.

Den weißen Toyota Aygo X play, die 120 Kisten Mohrenbräu-Bier und die Miele-Waschmaschine hat Jäntsch nicht ohne Grund als Preise/Kunstwerke ausgewählt. Sie würden zu Vorarlberg passen, hätten so wie das Jassen („Jassen ist Vorarlberg“) in gewisser Weise mit Identität zu tun. Und es gehe dabei natürlich auch um Emotionen. In Palermo, wo der Künstler viele Jahre lang gelebt hat, würden die 120 Kisten Bier nicht funktionieren, sagt er, die Waschmaschine allerdings schon. „Da laufen dauernd Waschmaschinen.“
PR-Tour durch den Wald
Auf dem Plakat für die Ausstellung ist Jäntsch selbst im Gucci-Anzug mit Haus aus dem Internet und Lego-Garten zu sehen. Damit ist er auf PR-Tour durch den Bregenzerwald gefahren, erzählt er, sodass das Plakat dort jetzt in einigen Lokalen an der Wand hängt. „Du musst zu den Leuten gehen“, ist er überzeugt. Mit Auto, Bier und Waschmaschine will er Kunst schaffen, „zu der jeder kann. Du musst dir dafür gar nicht die Ausstellung anschauen“. Und das Preisjassen sei „der maßgeschneiderte Anzug“ dafür.
Infos zum Preisjassen: www.bregenz.gv.at/kultur/sommerausstellung