Kultur

Zu Coplands Musik wird auch getanzt

04.07.2023 • 23:00 Uhr
Der junge, aus Altach stammende Dirigent Tobias Grabher.   <span class="copyright">Ruth Bruckner</span>
Der junge, aus Altach stammende Dirigent Tobias Grabher. Ruth Bruckner

„Appalachian Spring“ heißt die neue Konzertproduktion der jungen Camerata Musica Reno unter Tobias Grabher.

Die Idee für das jetzige Projekt mit Musik der US-amerikanischen klassischen Moderne hat der junge Dirigent Tobias Grabher schon seit der Gründung seines Orches­ters Camerata Musica Reno vor zwei Jahren. Zu tun hat das mit einem persönlichen Bezug des 26-jährigen Altachers zu dieser Musik über seinen Dirigierprofessor Mark Stringer an der Musikuni Wien, wie er erzählt.

Stringer war nämlich Assis­tent von Leonard Bernstein (1918–1990) und hat auch noch den Komponisten Aaron Cop­land (1900–1990) kennengelernt. Und er hat Bernstein assistiert, als dieser Charles Ives‘ „The Unanswered Question“ für eine Plattenproduktion ­aufgenommen hat, erzählt Grabher.

Die Camerata Musica Reno in Aktion. <span class="copyright"> Franziska Hehle</span>
Die Camerata Musica Reno in Aktion. Franziska Hehle

Bezug zur Region

„The Unanswered Question“ sowie Cop­lands „Appalachian Spring“, das der gesamten Produktion den Namen gibt und George Gershwins „Lullaby for String“ werden in der Aufführungsreihe am Wochenende zu hören sein. Es ist schon die sechste Produktion des Orchesters, das sich in seiner Stammbesetzung aus rund 40 jungen Musikern und Musikerinnen im Alter von etwa 18 bis 26 Jahren zusammensetzt, die alle einen Bezug zur Region haben. Daher auch der Name Camerata Musica Reno – letzteres ist das italienische Wort für Rhein. Es ist ein Orchester, „von und für junge Menschen organisiert und gemacht“, beschreibt es Grabher.

„Es ist ein Orchester von und für junge Menschen organisiert und gemacht.“

Tobias Grabher, Orchestergründer und Dirigent

Die Besonderheit des Klangkörpers liegt aber auch darin, andere Kunstformen in die Konzerte zu integrieren. Dabei habe man auch einen Vermittlungsanspruch klassischer Musik, erklärt Grabher. War es bei der Produktion im Frühjahr etwa die Literatur mit Michael Köhlmeier, die einen Bestandteil der Konzerte bildete, so ist es dieses Mal der Tanz in einer Zusammenarbeit mit der Tänzerin und Choreographin Silvia Salzmann. Coplands „Appalachian Spring“ sei eigentlich als Tanzmusik beziehungsweise Ballettmusik komponiert worden, erklärt Grabher, „daher wollte ich es unbedingt mit Tanz machen beziehungsweise mit zeitgenössischem Tanz in Verbindung bringen“.

Die Tänzerin Silvia Salzmann.  <span class="copyright">Sarah Mistura</span>
Die Tänzerin Silvia Salzmann. Sarah Mistura

Besondere Wahrnehmung

Am Beginn des Konzertabends steht aber Ives‘ „The Unanswered Question“, einer der „bedeutendsten und bekanntesten Standards aus dem US-amerikanischen ­Klassikrepertoire“, so Grabher. Das Stück sei auch deswegen ­spannend, weil das Orchester auf drei verschiedenen Plätzen stehe und damit für das Publikum eine besondere Wahrnehmung von Raum und Musik schaffe.

Dies sei die passende Ouvertüre für den Tanz, der nachher folgen wird, ist der Dirigent überzeugt. „Appalachian Spring“ sei farbenreich, mit vielen Höhepunkten, die an Western- beziehungsweise Filmmusik erinnerten. Nicht zufällig, Coplands Einfluss auf Komponisten von Filmmusik war beachtlich.
„Swing-Schlaflied“. Mit Copland hätte man auch enden können, sagt Grabher, wollte er aber nicht. Vielmehr suchte er noch nach einem „schönen Ende“ und fand Gershwins „Lullaby for String“, ein „Ragtime-Wiegenlied oder ein Swing-Schlaflied“ (Grabher), das beschwingt und dennoch ruhig den Abend ausklingen lassen soll.

Camerata Musica Reno: „Appalachian Spring“

Silvia Salzmann (Tanz und Choreographie), Tobias Grabher (Dirigent), Xenia Rubin (Konzertmeisterin), Orchestermusiker:innen der Camerata Musica Reno.

Freitag und Samstag, 7. und 8. Juli, jeweils 19.30 Uhr: Theater Kosmos, Bregenz.

Sonntag, 9. Juli, 18 Uhr: Altacher Soireen, KOM Altach.

Montag, 10. Juli, 19.30 Uhr: Lokremise St. Gallen (CH).

Tickets sind über die drei Veranstalter erhältlich.

23 junge Musikerinnen und Musiker werden an diesem Konzertwochenende jeweils auf der Bühne stehen. Sie haben sich eine Woche davor getroffen, um dann intensive Probetage hinter sich zu bringen. „Auf der anderen Seite ist es auch eine Art Klassentreffen von Leuten, die irgendwo auf der Welt sind“, sagt Grabher, zwischen Zürich, Wien, München und sonstwo, wo sie ihre Profi-Laufbahn anstreben. Derzeit aber sind sie in Vorarlberg – zu hören sind sie ab Freitag in Bregenz, Altach und St. Gallen.