Kultur

99 Prozent Auslastung auf der Seebühne

18.08.2023 • 18:09 Uhr
Am Montag starten die Abbau- und Sanierungsarbeiten der Seebühne <span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Am Montag starten die Abbau- und Sanierungsarbeiten der Seebühne Philipp Steurer

Drei Tage vor dem Ende der 77. Festspielsaison gibt es eine vorläufige Bilanz. Auch heuer hat „Madame Butterfly“ wieder überzeugt.

Fast 250.000 Menschen werden diesen Sommer voraussichtlich die Bregenzer Festspiele besucht haben. Bevor das Festival am Sonntag endet, ziehen Intendantin Elisabeth Sobotka, Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und der kaufmännische Direktor Michael Diem eine vorläufige Bilanz.

Große Erfolge

Metzler zeigt sich sehr glücklich über die heurige Saison, blickt zurück auf viele emotionale Höhepunkte und spricht auch vom wirtschaftlichen Erfolg. Von den 80 Veranstaltungen des Spielplans wurde wie auch letztes Jahr das Spiel auf dem See „„Madame Butterfly““ zum Publikumserfolg. In den beiden Jahren Spielzeit werde die Oper insgesamt von 346.000 Besuchern gesehen worden sein.
Für Sobotka sei „Butterfly“ „ein Phänomen“, für das es anfangs auch Mut zum Risiko gebraucht hatte. „Es war uns bewusst, dass es wirklich ein Gegenentwurf zu „Rigoletto“ ist und dass diese Emotionalität einer einzigen Person auf der Bühne zum Leuchten gebracht werden muss.“ Damit ein Werk auf der Seebühne zustande komme, brauche man „viele gute Geister und viel Inspiration“, die hier zusammengekommen sind, lobt Sobotka das gesamte Team für die gelungene Produktion. Metzler spricht von „einem Wunder der Kunst“ und der Überraschung, die „Meisterleistungen, die nicht programmierbar oder planbar sind“, möglich zu machen. Mit 100 Prozent Auslastung von letztem Jahr und 99 Prozent in diesem Jahr zähle „Madame Butterfly“ zu den ganz großen Stücken auf der Seebühne. Ähnliche Zahlen seien nur 2003 mit „West Side Story“ und 2013 bei der „Zauberflöte“ erreicht worden. Daher sei „Butterfly“ sowohl inhaltlich als auch kaufmännisch ein großer Erfolg, sagt Diem.

Bilanz-Pressekonferenz. <span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Bilanz-Pressekonferenz. Philipp Steurer

Keine Regenabsage

Trotz verhältnismäßig vieler Regentage gab es dieses Jahr vorerst noch keine Regenabsage, lediglich am 4. August musste das Spiel auf dem See sechs Minuten vor dem Ende abgebrochen werden. Nach einer unfallfreien, intensiven Probezeit gab es jedoch mehrere Absagen und Umbesetzungen im Spielplan, wie beispielsweise die Gesamtabsage vom Schauspiel „Der zerbrochene Krug“, das aufgrund der Erkrankung von Schauspieler Ulrich Matthes nicht stattfinden konnte.
Hohe Besucherzahlen gab es auch bei den anderen Produktionen. Die Oper im Festspielhaus „Ernani“ in der Inszenierung von Lotte de Beer erreichte mit drei Aufführungen 4563 Besucher, was ebenfalls einer einer Auslastung von 99 Prozent entspricht. Die beiden zeitgenössischen Musiktheater-Inszenierungen auf der Werkstattbühne „The Faggots and Their Friends Between Revolutions“ und „Die Judith von Shimoda“ werden insgesamt 1326 Besucher bei einer Auslastung von 89 Prozent erlebt haben.
Viele Verbindungen hätten funktioniert und Zusammenhänge gezeigt, die auch ein übergeordnetes Bild abseits der einzelnen Produktionen ermöglicht hätten, sagt Sobotka. Auch das Konzept des Opernstudios sei heuer wieder aufgegangen. Beim „Werther“, würden „diese jungen Sängerinnen und Sänger genau das, was wir ihnen zur Verfügung stellen wollen, mit großem Herzen und so großer Energie aufnehmen und für das Publikum auch umsetzen“. Bei der Idee für „Werther“ „haben wir uns selber gefragt, ob das wirklich jungen Sängern zuzumuten ist“, erinnert sich Sobotka. Dennoch haben alle „die Chance ergriffen“. Die feministische Interpretation von Jules Massenets „Werther“ durch Regisseurin Jana Vetten im Rahmen des Opernstudios werden voraussichtlich 1377 Besucher bei einer Auslastung von 71 Prozent gesehen haben.

Hohe Reichweite

Der kaufmännische Direktor setzt auf die Marke Bregenzer Festspiele, die mit hohen Besucherzahlen auch für eine hohe Wahrnehmung unter den Künstlern sorgt. Metzler hebt die Wichtigkeit des Festivals in kommerzieller Hinsicht hervor: „Wir steuern eben quasi 200 Millionen Euro zum Bruttoinlandsprodukt bei.“

Intendantin Elisabeth Sobotka<span class="copyright"> Philipp Steurer</span>
Intendantin Elisabeth Sobotka Philipp Steurer

Heute Abend und morgen werden „Butterfly“ auf der Seebühne und die Opernstudioproduktion „Werther“ im Kornmarkttheater noch gespielt. Auch die am Donnerstag uraufgeführte Oper „Die Judith von Shimoda“ wird heute Abend auf der Werkstattbühne nochmal zu sehen sein. Bereits Montagfrüh beginnen dann die Sanierungs- und Abbauarbeiten sowie die Aufbauarbeiten der neuen Festspielbühne. Für die Gesamtkosten der Sanierung von circa 80 Millionen Euro gibt es Finanzierungszusagen von 70 Millionen Euro durch Bund, Stadt und Land.
Das Bühnenbild für das Spiel auf dem See 2024 „Der Freischütz“ werde „ganz anders“ aussehen. Genaueres wollte Sobotka erstmal nicht verraten. Der Vorverkauf für die nächste Saison von 17. Juli bis 18. August 2024 startet am 2. Oktober. Als Oper im Festspielhaus feiert Rossinis „Tancredi“ am 18. Juli Premiere. Auf die Nachfrage zu den laufenden Korruptionsermittlungen in Vorarlberg sagt Diem: „Wir haben davon auch aus den Medien erfahren.“ Es habe interne Prüfungen gegeben, mehr wisse er auch nicht.