Kultur

Wie zeitgenössischer Tanz entsteht

25.08.2023 • 19:31 Uhr
Coralie Bénard erarbeitet als Artist in Residence das neue Stück „Homa“.<span class="copyright">Laura Divella</span>
Coralie Bénard erarbeitet als Artist in Residence das neue Stück „Homa“.Laura Divella

Mit dem Format „openSpace“ gestaltet NetzwerkTanz am 2. September eine offene Bühne in Bludenz. Auch das Publikum kann bewerten und mitreden.

Einmal im Jahr wandert Netzwerk Tanz mit dem Format „openSpace“ durch Vorarlberg und präsentiert Kurzstücke von Tanzprofis, Nachwuchs- oder Laientänzerinnen und -tänzern. Nach Vorstellung der Kurzstücke gibt es professionelles Feedback (heuer von Kjersti Sandstø und Michael Schiemer), aber auch die Möglichkeit für die Zuschauer, sich mit den Choreografen und Tänzern über die Stücke auszutauschen. Auch schriftlich auf Feedbackbögen kann das Publikum eine Wertung abgeben.

Offener Austausch

Ziel des Formats sei es, Interessierten die Möglichkeit zu geben, mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen. „Manchmal braucht es für Tanz ähnlich wie für Opern einen Zugang und diesen wollen wir öffnen und ermöglichen.“, beschreibt Arndt Rössler, Geschäftsführer vom NetzwerkTanz, die offene Form des Formats. Denn Tanz könne auch sehr abstrakt sein. Thematisch werden heuer „zutiefst menschliche Bedürfnisse“ tänzerisch ausgedrückt, womit sicher auch Neugier bei den Zuschauern für den gegenseitigen Austausch geweckt werde. In Kooperation mit Bludenz Kultur wird der „openSpace“ am 2. September in der Remise Bludenz stattfinden.

Zu erleben gibt es unter anderem das neue Kurzstück „Homa“ von Coralie Bénard, das sie gerade während ihrer Zeit als Artist in Residence entwickelt. Thematisch beschäftigt sich die Tänzerin und Choreografin mit dem Übergang von der jungen Frau zur erwachsenen Frau und mit den damit einhergehenden Veränderungen, Ängsten und Chancen des Lebens. In die Arbeit einfließen werden auch Gespräche und die körperliche Arbeit der öffentlichen, zwei Mal wöchentlich stattfindenden Workshops, welche Bénard im Rahmen ihres Residence-Programms leitet. Nach ihrer Ausbildung in Linz lebt die Französin nun in Wien.

<span class="copyright">Laura Divella</span>
Laura Divella

Tänzerische Auseinandersetzung

In „just breathe“ geht es den Tänzern Carolina Fink und Martin Birnbaumer um die Auseinandersetzung mit dem Atem, die auch in Form von Gesang durch Aja Zischg inszeniert wird. Fink beschäftigt sich als ausgebildete Atemtherapeutin auch tänzerisch mit der Atmung.


Als neues Mitglied bei NetzwerkTanz wird auch die junge Choreografin Rieke Löffler ihr Stück „to hold and to be held“ präsentieren. Ursprünglich aus Deutschland kommend, ist die Wahl-Wienerin auch an der Vorarlberger Tanz-Szene interessiert. In einem Preview werden die Tänzerinnen Paulina Schabacker und Stephanie Evrard einen Ausschnitt der Choreographie beim Publikum ausprobieren. „Es geht sehr stark darum, wie man im Leben gehalten wird – wie man sich unterstützen kann“, beschreibt Rössler den inhaltlichen Gehalt. Tänzerisch werde die Wechselwirkung vom Zustand des Haltens und des Gehaltenwerdens von sich selbst und bei anderen ausgelotet.

Überlebenskämpfe im Alter

Ein interessantes Projekt sei heuer auch aus Zürich dabei. Angelika Ächter und Katrin Oettli thematisieren in „Zopf ab“ den Scherz des Älterwerdens – aber auch das Schöne daran. In dem dreiteiligen Stück präsentieren 14 vorwiegend ältere Tänzerinnen und Tänzer die persönlichen Überlebenskämpfe im aktuellen Zeitgeschehen. Neben Profis werden auch Laien und ältere Leute, die den Tanz teilweise erst entdeckt haben, mitwirken.


Mit dem openSpace möchte die Institution Netzwerk Tanz den Begriff des zeitgenössischen Tanzes aufbrechen, beschreibt Rössler: „Wir wollen auch die urban Szene mit reinholen und sind offen für verschiedene Strömungen.“ Zudem gäbe es Überlegungen für neue Formate und es werde auch versucht, den TanzRaum Dornbirn unter anderem als Ort der Begegnung für Interessierte sowie die professionelle Szene stärker zu forcieren, immer mit dem großen Wunsch eines Tanzhauses im Hintergrund.

OpenSpace: Remise Bludenz; 2. September, 19 Uhr; Karten unter kontakt@netzwerktanz.at