Kultur

Zwei wunderbare musikalische Erzähler

28.08.2023 • 21:18 Uhr
Christoph Prégardien (l.) und Julius Drake in Schwarzenberg. <span class="copyright">Schwarzenberg</span>
Christoph Prégardien (l.) und Julius Drake in Schwarzenberg. Schwarzenberg

Einen Liederabend mit Christoph Prégardien und Julius Drake gab es am ersten Tag der derzeitigen Schubertiade-Woche in Schwarzenberg.

Von Katharina von Glasenapp
neue-redaktion@neue.at

Seit 30 Jahren beweist Chris­toph Prégardien bei der Schubertiade seine Meis­terschaft im Liedgesang. Seit einiger Zeit ist mit Sohn Julian und Nichte Julia Kleiter auch die nächste Generation höchst erfolgreich bei diesem Festival. Der 67-jährige Tenor schöpft aus seiner Erfahrung, weiß, wie er mit seiner Stimme umgehen kann, ist ein wunderbarer Erzähler, der zwischen fast rezitativischem Sprechgesang, feiner lyrischer Linie und dramatischem Ausbruch wechselt.
An der Seite des britischen Liedpianisten Julius Drake präsentierte er ein höchst anspruchsvolles Programm, beginnend mit der dramatischen Schiller-Ballade „Die Bürgschaft“, den „Harfner-Liedern“ und weiteren Goethe-Vertonungen Schuberts, um nach der Pause mit Goethe-Liedern anderer Komponisten fortzusetzen.

Auch Julius Drake ist so ein Erzähler, der noch im Hinsetzen mit der brodelnden Begleitung den Boden für die folgenden 15 Minuten „Bürgschaft“ bereitet: Man durchlebt mit den beiden Künstlern die Episoden von versuchtem Tyrannenmord, Abschied, Naturgewalten (der „unendliche Regen“ gleichsam als Wettervorhersage für die folgenden Tage…), schicksalhaften Wendungen und gutem Ausgang. Pianokultur und große Atembögen bestimmen die „Harfner-Lieder“ und das entrückte „Wanderers Nachtlied I“, sprudelnde Energie („Rastlose Liebe“) und natürlich die Krimidramatik des „Erlkönigs“ faszinieren immer wieder neu.

Christoph Prégardien (r.) und Julius Drake am Klavier
Christoph Prégardien (r.) und Julius Drake am Klavier

Spannung durch Kontraste

Im zweiten Programmteil mit Liedern von Liszt, Loewe, Beethoven, Wolf und Grieg entsteht Spannung durch Kontraste: etwa den rauschenden Klaviersatz bei Liszt, der auch den Sänger aufschwingen lässt, das ruhige Staunen in Loewes „Lynceus, der Türmer“ oder die reiche Klanglichkeit von Wolfs „Ganymed“ – gerade weil diese Vertonung so anders ist als die oft gehörte von Schubert.

Noch einmal tauchen die Künstler ein in die schillernde Alptraumwelt von Goethes „Erlkönig“, diesmal von Carl Loewe, bevor Schuberts „Wanderers Nachtlied II“ in vollendeter Pianokultur von beiden Interpreten das Programm abschließt. Den „König in Thule“ gestalten sie so schlicht und archaisch wie ein Generalbasslied, als „Musensohn“ dürfen sich beide Künstler bezeichnen: Großer Jubel beim beglückenden ersten Liederabend!