Schubertiade: Die Liedkunst lebt

Die Liedzyklen von Schumann wurden bei der Schubertiade mit großer Hingabe interpretiert.
Die Juli-Schubertiade im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems war ein umjubeltes Sängerfest: Zu den bereits besprochenen Konzerten kam ein ebenso abwechslungsreicher wie stimmiger Ensemble-Liederabend der jungen Sängergeneration (Julian Prégardien, Ilker Arcayürek, Konstantin Krimmel und Tobias Berndt, der damit sein sehr sympathisches Debüt gab, alle wurden in bewährter Weise von Daniel Heide am Flügel getragen).

Schumanns Liedkunst
In zwei Konzerten aber widmete sich Bariton Christian Gerhaher der Liedkunst seines Lieblingskomponisten Robert Schumann, wunderbar getragen von seinem Klavierpartner Gerold Huber und am zweiten Abend mit der so fein lyrischen Sopranistin Julia Kleiter an der Seite. Sie ist ja eine Nichte von Christoph und Cousine von Julian Prégardien und es scheint ein Liedgestaltungs-Gen zu geben!

Christian Gerhaher und Gerold Huber sind seit ihrer Schulzeit im niederbayerischen Straubing ein symbiotisches Team, gemeinsam haben sie als Schüler die Welt des Liedes entdeckt, haben zusammen studiert und bilden ein Lied-Duo, wie es nur wenige gibt. Seit 1999 sind sie auch der Schubertiade verbunden – damals gaben sie ihr Debüt im kleinen Konzertsaal des Stadttheaters Lindau – und das Publikum ist glücklich, dass die beiden, zwar mit Abständen, aber doch regelmäßig zu Gast sind. Gerhahers Spiel mit der Stimme, seine Vokalfarben, sein sich Hineindenken in die Lyrik der romantischen Dichter und Schumanns vielschichtigen Umgang damit sind noch reicher geworden. Manche Ausbrüche wirken sehr stark, gellend, polternd, sind aber doch eingebunden in den Text und werden aufgehoben vom dann wieder warmen und hellen Fluss der Stimme.
Harmonischer Abschluss
Der zweite Abend gemeinsam mit Julia Kleiter rundet sich zu einem entspannten und einander wertschätzend Raum gebenden Miteinander. Die innige Wärme ihrer Stimme, ihre Wortdeutlichkeit auch in hoher Lage und nicht zuletzt ihre feine Ausstrahlung zeichnen die Sängerin aus. Gerold Huber macht Schumanns Klavierpart in großen, fein modellierten Bögen, herrlich singender Oberstimme und in den wunderbaren Vor- und Nachspielen zum Erlebnis. Sei es in den beiden Zyklen nach Heinrich Heine oder im Zyklus „Myrten“, den Schumann nach verschiedenen Dichtern zusammengestellt und seiner Clara zur Hochzeit geschenkt hatte. Mächtig und voll tönen die Arpeggien, die Schumann den Gesängen des Harfners aus „Wilhelm Meister“ gibt, blühend oder quecksilbrig heiter dagegen die Lieder der Mignon und der Philine. Mit den Duetten am Ende des Programms und in den Zugaben erlebte man beglückende Harmonie zum Abschluss dieses sommerlichen Konzertreigens.
Katharina von Glasenapp