Jugendlicher Spirit beim Alpenarte-Festival

Mit neuen Formaten setzt Intendant Matthias Honeck beim Alpenarte Festival in Schwarzenberg den Fokus auf Künster aus der Region.
Am Wochenende findet das Klassikfestival Alpenarte erstmals unter dem neuen Intendanten Matthias Honeck statt. Der aus Vorarlberg stammende Geiger ist erster Stimmführer der 2. Violinen bei den Wiener Symphonikern sowie künstlerischer Leiter der Wiener Streichersolisten.
Perspektivenwechsel
Eine Zusammenarbeit mit Schwarzenberg gebe es aber auch schon länger, so spielte Honeck jeweils am ersten Adventsonntag mit dem Wiener Streichersolisten beim Adventkonzert im Angelika-Kaufmannssaal. Da die Verantwortlichen von der Kulturinitiative des Adventkonzerts teilweise gleichzeitig die Gründer der Alpenarte gewesen waren, sei da der Kontakt entstanden. „Hans Metzler (Geschäftsführer Alpenarte) und Jakob Greber (Leiter Verein der Freunde der Alpenarte) sind auf mich zugekommen, nachdem Drazen Domjanic den Wunsch geäußert hat aufzuhören.“, erzählt Matthias Honeck im Gespräch mit der Neue. Zusammen mit seiner Schwester Anna Maria Honeck als rechte Hand im künstlerischen Management habe er schließlich zugesagt.
Für ihn sei die Intendanz eine neue Erfahrung: „Weil ich ja selbst aktiver Musiker auch bei den Wiener Symphonikern bin, sehe ich das Ganze sozusagen nun von der anderen Perspektive. Das ist wahnsinnig spannend für mich und sehr bereichernd.“
„Grundsätzlich bauen wir ja auf etwas auf, was schon in sehr vielen Dingen sehr gut funktioniert hat und sehr schön war.“ Honeck über das Festival. Er möchte jedoch die persönliche Begegnung beim Festival stärker in den Fokus rücken. Diese entstehe am besten in gemütlicher Atmosphäre, wo man auch was essen und trinken kann.“
Raum für Begegnung
Um das zu ermöglichen, wird es am Samstag und Sonntag Pre-Konzerte im Foyer mit Musikerinnen und Musiker aus Vorarlberg (David Kessler, Rahel Neyer, Fridolin Schöbi, Hannah Amann und Alexander Svetnitsky-Ehrenreich) geben. Vor dem Hauptkonzerten bleibe dann noch genügend Zeit, um mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen und wirklich auch etwas über die Menschen dahinter zu erfahren.
Verknüpft werden die Musikkonzerte heuer auch mit anderen Künsten, um für das Publikum ein Gesamterlebnis zu schaffen: „Einerseits wird’s eine Ausstellung im Foyer geben mit bildnerischer Kunst von Felicia Gulda und Fotografie von Johannes Muxel. Wir wollen verschiedene Künste dort gemeinsam präsentieren und nicht nur die Musik.“, sagt Honeck, der zudem noch mit Wolfgang Metzler einen Kulinarikpartner ins Boot geholt hat. Beim Meet & Greet auch mit den ausstellenden Künstlern. „Grundsätzlich passen eigentlich alle Künste zusammen“, so der Intendant, „obwohl wir im Kern ein Musikfestival bleiben“.
Auch der Schwerpunkt, junge Musikerinnen und Musiker zu fördern, steht weiterhin im Fokus. Das gilt auch für Komponisten, weshalb das Musikfestival nun jedes Jahr eine Auftragskomposition in Auftrag geben möchte. Für dieses Jahr hat der junge Tiroler Michael Leitner eine Fanfare für Blechbläser geschrieben, die am Sonntag vom Balkon des Angelika Kauffmann Saals uraufgeführt wird.
Abgestimmtes Programm
Im Anschluss an die Pre-Concerts folgt am Freitag das Lounge Concert (in dr Stuba), wo „in gemütlicher Atmosphäre, intim im Saal um die Musiker herumgesessen wird.“, sagt Honeck. „Man soll die Musiker auch direkt im Saal mehr spüren“, so die Idee dahinter. Am Samstag findet das größer besetzte Grand Concert wieder eher im klassischen Stil statt. Musikalisch und inhaltlich hängen die Konzerte zusammen. „Schostakowitsch kommt zum Beispiel bei allen Konzerten im Foyer und im Saal am Freitag und Samstag vor. Werke von Fritz Kreisler und Robert Schumann ziehen sich auch durch die beiden Konzerttage“, so Matthias Honeck.
Neben dem verstärkten Fokus auf regionale Künstler bei den Pre-Concerts werden auch heuer wieder international erfolgreiche Musiker die Hauptprogramme interpretieren. Mit dabei sind der vielfach ausgezeichnete Cellist Philipp Schupelius sowie Mohamed Hiber (Violine), Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim. Hinzu kommen Yamen Saadi (jüngster erster Konzertmeister der Wiener Philharmoniker) und das schwedische A cappella-Sextett Aora, das mit dem Chamber Brass Quintett die menschliche Stimme mit Blechblasinstrumenten in Kontakt treten lässt. „Ein ganz besonderes Hörerlebnis.“, sagt der Intendant. Ebenfalls mit dabei sind Pianist Lukas Sternath, 1. Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs 2022, sowie die Bratschistin Hwayoon Lee, Stipendiatin der Anne-Sophie Mutter Stiftung.
Die meisten Musikerinnen und Musiker sind im Alter zwischen 20 und 25 Jahren.
Eine genaue Altersgrenze gebe es aber nicht. Manche von ihnen seien schon mehr etabliert und stehen auf großen Bühnen, andere hätten noch nicht genau definiert, wo es genau hingehen soll. „Diesen jugendlichen Spirit spürt man auf jeden Fall im Saal.“, beschreibt Honeck. Auch die Schulkonzerte und die Musikvermittlung möchte Honeck auf eine neue professionellere Ebene bringen.
„Langfristig ist es natürlich das Ziel, dass wir auch viele Kinder und Jugendliche ansprechen, die vielleicht entweder familiär oder auch sonst nicht die Möglichkeit haben, mit Musik in Kontakt zu kommen.“