„Oberflächlichkeit“ in Dimensionen

Am Donnerstag wird mit „blingbling“ im Kunstraum Dornbirn die neue Ausstellung des Künstlerinnenduos Fulterer Scherrer eröffnet.
Der Kunstraum Dornbirn setzt in der neuen Ausstellung „blingbling“ auf Kontraste und nutzt erneut die spezielle Architektur der Montagehalle, die sich Ausstellung für Ausstellung in ihrer ausgeprägten Wandelbarkeit zeigt. „Wenn die Ausstellungen wirklich positiv mit dem Raum in Dialog treten, unterstützt der Kunstraum was völlig anderes, genauso wie in jener von Chiharu Shiota“, beschreibt Thomas Häusle (Leiter vom Kunstraum Dornbirn).
Neue Entwicklungen
Dieses komplett andere hat das österreichische Künstlerinnenduo „Fulterer Scherrer“ entwickelt. Angelehnt an die Form der Fenster haben die Künstlerinnen eigens für diesen Ort neue Kunstwerke geschaffen, die sich mit bis zu acht Metern Höhe an die Gegebenheiten anpassen. „Für uns war auch ein spannender Aspekt, dass wir mit Fulterer Scherrer einen Entwicklungsschritt in ihrem künstlerischen Schaffen gestalten konnten“, sagt Thomas Häusle, so ist es die erste Einzelausstellung des Künstlerinnenduos, die in dieser Größenordnung umgesetzt wurde – ein experimenteller Zugang nicht ohne Risiko.

gebung des Kunstraums heben sich die ovalen Objekte in eindringlichen Pastell- und Neontönen sofort hervor, egal ob sie als Kettenglieder zusammengeschlossen von der Decke hängen oder mit Kunstlederapplikationen verkleidet in der Ecke an der Wand lehnen. Die darunterliegende Struktur der hohlen Holzrahmen gerät erstmal in den Hintergrund und wird überschattet von der grellen und künstlichen Wirkung der Objekte, die in der Assoziation der Betrachterinnen und Betrachter von Magneten über Spielgeräten bis zu Büroklammern viel Freiraum erlaubt.

Identität und Subkulturen
Mit den auf die Rahmen angebrachten Spanngurten, Keilrahmen, Kunstleder, Nieten und Ösen in vergrößerter Form haben sich die Künstlerinnen thematisch der Fetischwelt und den Subkulturen angenähert, in der oft die Fragen nach Identität, Sexualität und Macht abgehandelt werden. „Das Schöne an der Kunst von Fulterer Scherrer ist, wie sie uns diese Themen präsentieren: In einer durchaus bewussten sichtbaren und erkennbaren Oberflächlichkeit in der Präsentation“, erklärt Häusle. Die Qualität der Oberflächlichkeit liege in der Unmittelbarkeit: „Man wird schlagartig mit dem Thema konfrontiert“. Andererseits würde die farblich frische und fast „kitschige“ Ästhetik einen leichteren und sinnlich-lustvollen Zugang zur Schwere des Themas ermöglichen. „Für mich ist das fast eine zentrale Qualität der Ausstellung hier und in der Arbeit von Fulterer Scherrer.“ Mit dieser Oberflächlichkeit, die in Unmittelbarkeit und Direktheit übergehe, beschränkt sich die Installation auf die spontanen Konnotationen in den Köpfen der Betrachter und braucht keine tieferen Bedeutungen.

Blingbling
Den ironischen Witz der Arbeit verdeutliche auch der Titel. Das Wort „Blingbling“ kommt aus der Hip-Hop-Szene und wird oft mit dem nach Außen „Protzigen“ in Verbindung gebracht und ist darüber hinaus mit unterschiedlichen positiven sowie negativen Bedeutungen besetzt. Mit dem Titel soll bewusst etwas suggeriert werden, was in der Ausstellung dann ganz anders präsentiert wird, als erwartet. „Ich glaube, dass der Titel so viele Assoziationsfelder aufmacht, wie hier Leute reinkommen“, sagt Sina Wagner vom Kunstraum Dornbirn. Die Ausstellung glitzert nicht, sondern funktioniert mit Farbflächen, die den hängenden Objekten eine gewisse Dynamik verleihen.
Die Künstlerinnen Gabriele Fulterer und Christine Scherrer verwenden vor allem Farben und Formen, um ihren Objekten eine herausstechende Wirkung zu verleihen. „Blingbling“ könnte auch eine Weiterentwicklung vorhergehender Werkserien sein, so beschäftigten sich Fulterer und Scherrer bereits in „Studs #2“ und „Studs #1“ mit ähnlichen Materialien, die sie mit der Signalfunktion greller Farben in Verbindung bringen und damit einen Bezug zu Körperlichkeit und Machtverhältnissen herstellen.