Zauberhafte Figuren im Eis

Nach dem Märchen von Hans Christian Andersen zeigt das Vorarlberger Landestheater seit Donnerstag das Familienstück „Die Schneekönigin“.
Mit viel Glitzer, fantasievollen Kostümen und Spiegelscherben, die ihre Schatten neben das Publikum an die Theaterwände werfen, hat Bartholomäus Martin Kleppek eine märchenhafte Atmosphäre für eine Welt geschaffen, die das Leben von zwei Kindern mit böser Zauberei durcheinanderbringt.
Humorvoll
Das heurige Familienstück „Die Schneekönigin“ nach Hans Christian Andersen erzählt eine Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt, Angst und Mut. Im Mittelpunkt stehen Kay und Gerda, die in der warmherzigen und liebevollen Umgebung bei ihrer Großmutter aufwachsen, wo Rosen aus dem Boden schlüpfen und aus den Stichen der Dornen eine Blutsbrüderschaft wird. Doch es gibt auch die andere Welt voller Eissplitter, die die Kälte in die Körper der Kinder bringen. So furchteinflößend die Schneekönigin auch sein kann, im Vorarlberger Landestheater wird ihre Macht in absurd-komischen Bildern transportiert, wenn sie anfangs langgezogen von oben zu ihrem Teufel hinunterbefiehlt oder später tänzerisch die anderen Figuren wie Marionetten lenkt. Auch der Teufel – gespielt von Suat Ünaldi – zaubert mit seiner lustigen Art begeistert vor sich hin und würde eigentlich gar keinen bösen Eindruck machen, wenn er nicht seiner Königin gehorchen müsste. Denn kaum hat sich die Schneekönigin einen Jungen gewünscht, ist Kay auch schon auf dem Weg zu ihr. Unbegreiflich für die aufgeweckte Gerda …

Viel Musik
In der modernen Inszenierung von Birgit Schreyer Duarte stehen weniger die Handlungen, sondern mehr die kreativen Momente mit den magischen Figuren im Vordergrund, die mit viel Musik und in einer kindgerechten und einfühlsamen Weise Gerda bei der Suche nach ihrem Freund begleiten. Die Rosen jagen den Teufel, Gerda befreit ein zappelndes Rentier, trifft eine lispelnde Krähe, die in Gedichten spricht und mit der Prinzessin auf der Erbse (Céline Rhiannon Moos) kommen auch andere Märchen von Andersen mit auf die Bühne.

Die starke Präsenz und Wandelbarkeit von Maria Lisa Huber macht die Begegnungen mit der Räubermutter, Schneekönigin und der Kleinen Finnin besonders spannend. Roman Mucha macht Gerda im Blumengarten müde, jedoch weckt er in ihr als gutmütiger Freund alle Lebensgeister. In der kreativen Darstellung von Rentier, Rabe und Rosen bringt Nurettin Kalfa die richtige Dosis Humor, mit der man die große Verzweiflung von Gerda (authentisch gespielt von Rebecca Hammermüller) ganz gut aushalten kann. Birgit Schreyer Duarte hat aus der verkürzten und vereinfachten Textfassung von Franziska Steiofs „Schneekönigin“ ein entzückendes Stück gemacht, das in einer kindlich-schonenden Harmonie auch vom Erwachsenwerden und „Mädchensein“ erzählt. Die sonst märchenüblichen Geschlechterrollen sind verändert, ein verweichlichter Kay lässt sich naiv vom Kleid der Schneekönigin in die Falle locken und die mutige Gerda wird zur Heldin, die sich mit Bösewichten verbündet, den kleinen Kai rettet und dann am Ende selbst die Geschichte erzählt.