Kultur

Für die Menschen mit den kleinen Füßen

15.01.2024 • 19:54 Uhr
Isabella Campestrini in dem von ihr geschriebenen und umgesetzten Stück „Die Wald“.<br><span class="copyright">Anja Köhler</span>
Isabella Campestrini in dem von ihr geschriebenen und umgesetzten Stück „Die Wald“.
Anja Köhler

Isabella Campestrinis Monolog „Die Wald“ hat bei seiner Uraufführung in der Box des Landestheaters in Bregenz das Publikum begeistert.

Eine Figur mit einem langen grünen Kleid und strubbeligen Haaren taucht auf, sieht das Publikum und er­schrickt. Sie verschwindet daraufhin gleich wieder in einer Luke am Boden, taucht dann aber in einer anderen wieder langsam auf. Wieder verschwindet die – dieses Mal hinter dem Vorhang –, um dann doch zögerlich hervorzutreten.

Gestatten, die Wald, einzige Figur im gleichnamigen Stück, das von der Schauspielerin Isabella Campestrini geschrieben, gespielt, inszeniert und ausgestattet wurde. Vorneweg: Die One-Woman-Show funktioniert ganz ausgezeichnet und macht Spaß, wie bei der Uraufführung am Sonntagnachmittag in der Box des Landestheaters in Breg­enz zu erleben war.

Thema Klimawandel

Das für Schulen bzw. Klassenzimmer konzipierte Stück „Die Wald“ behandelt ein Thema, das derzeit wohl zu den wichtigsten der Menschheit zählt: den Klimwandel. Die Figur ist der personifizierte, hier weibliche Wald, eine etwas kauzige, aber von Anfang an einnehmende, herzliche Gestalt.

Das Stück präsentiert sich als Mischung aus Erzählung und Lehrstück, ohne je mit dem erhobenen Zeigefinger daherzukommen. Es richtet sich an die kleinen Menschen mit den kleinen Füßen – an die, die keinen großen Fußabdruck haben und „100 Prozent der Zukunft“ sind. Im Gegensatz zu den „gewachsenen“ Menschen mit den großen Füßen, die schon vieles zerstört haben.

Die Wald mit den sprechenden Blättern.   <span class="copyright">Anja Köhler</span>
Die Wald mit den sprechenden Blättern. Anja Köhler

Campestrini wirbelt über die im Prinzip leere Bühne, erklärt etwa die Erdgeschichte anschaulich mit Schritten, fordert das Publikum zum Mitsingen auf, während sie auf einem Xylophon spielt. Sie zeigt die verschiedenen Tänze der Bienen, die auf Aufforderung von den kleinen und großen Zuschauerinnen und Zuschauern eifrig mitgetanzt werden.

Bei einer „Notfallkonferenz“ klagen die einzelnen Tiere ihr Leid: Ringelnatter und Regenwurm, die keine Nahrung mehr finden, der Wolf, der auf der Flucht ist, um einen sicheren Ort zu finden, die Kröte, deren Teich zugeschüttet wird. Mit viel Witz verleiht Campestrini den einzelnen Tieren eine Stimme.

Fußballmannschaft “Ökosystem”

Die Wald spricht von der riesigen Fußballmannschaft „Ökosystem“, der alle(s) angehören. Und von der Industrialisierung – die konkret am Beispiel der Mannerschnitten erklärt wird. Mit der Industrialisierung sei dann alles den Bach hinunter gegangen, klagt sie. CO2 und Treibhauseffekt werden anhand von Zeichnung auf einem Flipchart erklärt – mit viel Witz und Humor.

Das als Feindbild, als Gegenspieler in die Geschichte eingebrachte KKKK (Klimakillerkonzernkomitee) wirkt indes ein wenig überflüssig. Es wird nur einige Male gestreift, bleibt nicht wirklich hängen, und ist für das Funktionieren der Geschichte auch nicht wirklich notwendig, so der Eindruck.

Liefert neben Unterhaltung auch Informationen: die Wald.   <span class="copyright">Anja Köhler</span>
Liefert neben Unterhaltung auch Informationen: die Wald. Anja Köhler

Lösung gibt es natürlich keine, aber Hoffnung – und zum Abschluss können auch die Zuschauerinnen und Zuschauer noch einmal lautstark mitmachen. „Die Wald“ ist eine zauberhafte, liebevoll umgesetzte, durchwegs gelungene Produktion mit viel Charme und Dynamik, die bei ihrer Premiere von Groß und Klein mit begeistertem Applaus aufgenommen wurde.

Das Stück kann von Schulen als Klassenzimmerstück gebucht werden. www.landestheater.org