Kultur

“Freischütz” – Kulisse mit Lagune und Dorf

27.02.2024 • 23:00 Uhr
Babette Karner, Susanne Boehm und Robert Grammel im Interview <span class="copyright">Roland Paulitsch</span>
Babette Karner, Susanne Boehm und Robert Grammel im Interview Roland Paulitsch

In der neuen Montagehalle zeigten die Bregenzer Festspiele Teile der unheimlichen Seebühnenkulisse der „Freischütz“-Oper.

Die ersten Kulissenteile für das Spiel auf dem See „Der Freischütz“ sind in der neuen Montagehalle bereits aufgebaut. Wie die Seebühne für die Oper von Carl Maria von Weber im Sommer aussehen soll, wurde bereits im Trailer zum Stück vergangenen November verraten, nun erlauben die Bregenzer Festspiele beim gestrigen Pressetermin einen Blick auf die hyperrealistischen Holzhäuser im Stil des 17. Jahrhunderts für das unheimliche winterliche Freischütz-Dorf.

Glaubhaft gemacht

Der am Dienstag gelieferte Kirchturm befindet sich noch in der Rohvariante. Die Mühle und das Wirtshaus müssen erst zusammengebaut werden. Eines der Häuser ist aber samt Schindeln bereits so gut wie fertig. Wenn es dann darum geht, das Holz altern zu lassen, oder Stein zu erzeugen, schöpft die Kaschurabteilung aus dem „Erfahrungsschatz“, sagt der Kaschurleiter Robert Grammel im Pressegespräch. „Die Verwitterungsspuren sorgen dafür, dass es eine Glaubhaftigkeit bekommt und dass Sachen, die nicht so realistisch sind, auch nicht hinterfragt werden.“

„Es ist alles sehr groß gedacht und groß gebaut, aber das Detail stimmt“, beschreibt Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka. „Das finde ich wunderbar, dass sie so nah dran sind, dass man wirklich auch die einzelnen Schindeln sieht und sieht, dass man nicht nur mit dem großen Pinsel auf der großen Bühne malen kann, sondern dass da auch sehr viel Detailarbeiten notwendig sind.“ Bis alles nach den Vorstellungen des Bühnenbildners optisch umgesetzt ist, hat das Team der Bregenzer Festspiele drei Jahre Vorlaufzeit gebraucht.

Die Pläne zur Konstruktion gibt es inzwischen digital in 3D mit VR-Brille, so Ausstattungsleiterin Susanne Boehm zur Arbeitsweise. Realismus auf die Bühne zu bringen, sei aber„wirklich tricky“ und erfordere immer eine „künstlerische Überhöhung“. Zudem gäbe es bei der Seebühne auch den zusätzlichen Anspruch, dass die Stimmung des Bühnenbilds auch tagsüber bei natürlichem Licht funktioniert, hebt Grammel die besonderen Herausforderungen auf der Seebühne hervor.

Acht Häuser werden derzeit in der Montagehalle zusammengebaut und kaschiert<span class="copyright"> roland paulitsch</span>
Acht Häuser werden derzeit in der Montagehalle zusammengebaut und kaschiert roland paulitsch

Wasser auf der Bühne

Nach den Wünschen des Regisseurs Philipp Stölzl wird es Wasser auf der Seebühne geben. Was anfangs als „Infinity-Pool“ bezeichnet wurde, sei nun intern zur „Lagune“ geworden, sagt Pressesprecherin Babette Karner. „Es wurde eine Mischung aus künstlerischer Vision und Praktikabilität für die beiden Baustellen erreicht“, so Sobotka. Gemeinsam mit den Technikern, habe Stölzl überlegt, wie man das Wasser zu den Schauspielern bringen könne, ohne das der sich verändernde Wasserspiegel die Umsetzung verunmöglicht. Als Lösung werde nun auf der Seebühne ein „Pool“ gebaut, der dazu beitrage, dass „Der Freischütz“ in einer „ganz anderen theatralen Darstellung“ realisiert werde, die „unglaublich gut“ zum Stück passe und in der das Wasser nach den Worten von Stölzl als „Spiegel der Seele“ präsent sei, beschreibt die ­Intendantin den Umsetzungsprozess.

„Wir sind froh, wenn die Dinge, die man sich theoretisch überlegt, auch in Realität funktionieren“, sagt Technikdirektor Wolfgang Urstadt. Bisher sei das Team aber auf einem „total guten Weg“, und der Aufbau läuft „erstaunlich gut“ und zwar auf beiden Baustellen: Der Betonkern sei so gut wie fertig und auch der eigentliche Aufbau der neuen Seebühne ist im Zeitplan – „mit minimalen Abweichungen“.