“Er wollte ein Foto mit der Riesen-Zigarette”

Astrid Militzer ist bereits seit neun Jahren als Teamleiterin des Publikumsservice bei den Festspielen tätig. In dieser Funktion ist sie auch für die Prominenz zuständig und hat bereits einiges erlebt.
Die Festspielsaison 2025 ist mit vergangenem Sonntag zu Ende gegangen. Trotzdem, oder gerade deswegen gilt es, die Menschen, die im Hintergrund arbeiten, nochmals hervorzuheben. Astrid Militzer ist eine von ihnen. Sie arbeitet bereits seit der Saison 2016 bei den Festspielen als Teamleiterin im Publikumsservice und ist dort unter anderem auch für die Betreuung der österreichischen und internationalen Prominenz zuständig.

Militzer lebt und arbeitet in Stuttgart, als Assistentin der Ministerin Petra Olschowski im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Auch privat ist Militzer kunst- und kulturbegeistert. Für ihre Arbeit bei den Festspielen nimmt sie sich jedes Jahr Urlaub. „Ich freue mich immer sehr, den Sommer hier in Bregenz verbringen zu können. Das ist fast schon wie nach Hause kommen. Ich habe hier tatsächlich in der Zwischenzeit Freunde gefunden, mit denen ich mich treffe, wenn ich wieder da bin. Ich fühle mich hier sehr, sehr wohl.“ Sie bekomme von diesen Bekanntschaften auch jedes Jahr eine kleine Wohnung zur Verfügung gestellt.
Ausgeklügeltes Sicherheitssystem
Als Teamleiterin im Publikumsservice ist sie für Haupteingang, Außentreppen, Einlasskontrolle und Tribünenaufgänge zuständig. Bei Premieren betreut sie zusätzlich die VIP-Gäste. Vor Premieren, oder anderweitigen Veranstaltungen, bei denen hochrangige Gäste erwartet werden, nimmt sie an Sicherheitsbriefings teil. Sie koordiniert Abläufe und achtet darauf, dass VIPs pünktlich zu Terminen kommen und rundum die Veranstaltungen diskret begleitet werden.

„Meine Hauptaufgabe ist es eigentlich, immer da zu sein, also in Sichtweite zu bleiben und dabei möglichst nicht auf Bildern drauf zu sein“, schmunzelt die gebürtige Deutsche.
Zur person
Astrid Militzer lebt und arbeitet in Stuttgart, bei der Ministerin Petra Olschowski im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Auch privat ist ihr Interesse an Kunst und Musik sehr groß.
„Ich bin diejenige, die dann auch auf die Uhr schaut und ein Zeichen gibt, wenn ich denke, jetzt müssen wir langsam weitergehen, damit wir noch rechtzeitig zur Eröffnung kommen.“ Vor Premieren wird außerdem die Tribüne der Seebühne von Bombenspürhunden abgesucht. „Auch wir Mitarbeitende unterliegen einem strengen Sicherheitskonzept. Wer beispielsweise in der Eröffnungswoche seinen Personalausweis nicht dabei hat, wird nicht ins Haus gelassen. Das Sicherheitskonzept ist so ausgeklügelt, dass es in allen Momenten greift.“
Viele Anekdoten
In ihren neun Jahren im Publikumsservice haben sich selbstverständlich auch einige Anekdoten angesammelt. So zum Beispiel bei der Oper „Carmen“, die im Jahr 2017 und 2018 gespielt wurde. Das Bühnenbild zeigte zwei Hände, die Karten mischen. Eine Hand hält dabei eine Zigarette. „Grundsätzlich ist es so, dass auf der Tribüne nicht geraucht werden darf“, erklärt Militzer.

Doch für die Prominenz wird auch einmal eine Ausnahme gemacht. „In diesem Fall wurde ein Aschenbecher bereitgestellt, den ich dann auch in Händen hielt, um ihn immer bereitstellen zu können“, schmunzelt die Stuttgarterin. Selbstverständlich habe der Bundespräsident dann auch ein Foto von sich, mit Zigarette, vor dem Bühnenbild haben wollen. „Der Bundespräsident ist eine wundervolle Person, den mögen hier alle“, sagt sie.
„Wer während der Eröffnungswoche seinen Personalausweis nicht dabei hat, wird nicht ins Haus gelassen.“
Astrid Militzer, über die Sicherheitsvorkehrungen beim Personal
Doch neben den kleinen Befindlichkeiten der VIPs möchte Militzer vor allem eines hervorheben: Es gibt keine übertriebene Sonderbehandlung, Sicherheit bleibt diskret. Auch die Promis wünschen sich Normalität.
„Die Frau des Bundespräsidenten, Doris Schmidauer, benutzt die normale Damentoilette. Die Politiker möchten durch den Mittelgang gehen, die möchten nicht Backstage gebracht werden.“ Neben der Prominenz sorgen auch andere Gäste hin und wieder für außergewöhnliche, teilweise auch brenzlige Momente. „Ich erinnere mich an einen jungen Mann, der eines Abends, die Aufführung hatte bereits begonnen, mit einem großen Jagdhund vor dem Haupteingang stand. Tiere sind auf der Seebühne nicht gestattet, außer es sind Assistenzhunde. Der Herr wollte seinen Hund eigentlich im Auto lassen, doch die Alarmanlage ging ständig los, weil das Fahrzeug wohl neu war und einen Bewegungsmelder hatte.“

Doch auch für diese Situation fand sich schließlich eine Lösung. „Ich habe ihn, inklusive den Hund, dann mit zu uns, dem Publikumsservice, genommen. Wir stehen hinter einer Art verschlossenem Tor, von dem aus man das Spektakel mitverfolgen kann, eben mit eingeschränkter Sicht“, erzählt sie. „Der Hund war total ruhig. Bis auf die Szene, in welcher der Vogel abgeschossen wird. Da wurde er kurz unruhig“, lacht Militzer. Auch an einen ernsteren Fall kann sie sich zurückerinnern. „Das war an einem sehr heißen Abend, die Vorstellung hatte gerade begonnen. Meine Mitarbeitenden kontrollierten routinemäßig nochmal alle Toiletten, um nachzusehen, ob auch alle Gäste am Platz sind“, erzählt sie.

Eine Kollegin meldete dann, dass wohl eine Frau auf der Toilette zusammengebrochen sei. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass diese Frau ein Aneurysma hatte. „Es war wirklich gut, dass wir so schnell reagiert hatten. Der Notarzt war sofort da und die Frau konnte gerettet werden. Hätten wir sie nicht gefunden, wäre es zu spät gewesen.“
Nächste Saison noch unklar
Doch nicht nur während der Arbeit erlebte Militzer besondere Momente. Nachdem „Rigoletto“ aufgeführt worden war, durften Mitarbeitende eine Runde mit dem fliegenden Ballon drehen. „Es war faszinierend, sich in die Darstellerin hineinzuversetzen, die während der Vorstellung mit dem Ballon hochgeflogen ist. Außerdem war die Aussicht über den Bodensee unvergleichlich.“ Ob sie nächstes Jahr wieder Teil der Festspiele sein wird, ist noch nicht klar.
„Das hängt auch etwas vom Wahlergebnis nächstes Frühjahr ab“, sagt Militzer. Wieder hier arbeiten würde sie aber natürlich gerne.