Kopie von Bild und Ton im digitalen Raum

Im Rahmen der Theaterallianz spielte das klagenfurter ensemble Dienstag und Mittwoch im Theater Kosmos in Bregenz.
Für die Produktion des klagenfurter ensemble gibt es eine 31-seitige „Bedienungsanleitung“, die jeweils mit Kopien sowie Stoffmustern aus der Performance und Texten gefüllt ist – Texte, die manche zum Verständnis vermutlich brauchen werden, auch wenn das Besucherinteresse im Theater Kosmos bei der Vorstellung am 12. März sowieso gering ausfiel.
Aufbau
„Utensilien – für alles und nichts“ ist ein Stück, das ohne gesprochenem Text, aber dafür mit mehreren Lautsprechern verläuft. Um Ton und Licht kümmern sich die beiden Darsteller Ulrich Kaufmann und Niki Meixner selbst – die Geräusche und Videoaufnahmen werden während der Show aufgenommen und dann in endlos scheinenden Schleifen abgespielt. Gestartet wird im leeren dunklen Raum, erst nach und nach schleppen Kaufmann und Meixner ihre analogen Geräte vor die Zuschauer, die geduldig dabei zusehen, wie Mikrofone zusammengebaut und Klavier sowie Röhrenfernseher von ihrer Verpackung aus Stoffschichten befreit werden.

Das Bühnenbild wird langsam während der Show erst aufgebaut, träge und emotionslos bewegen sich die Protagonisten durch und auch aus dem Vorstellungsraum hinaus und lassen eine digitale Kulisse entstehen, die mit vor Ort gespeicherten Momenten bespielt wird. Fast alles (inklusive den Darstellern) ist in unterschiedliche Stofffetzen eingepackt – mit den überholten Geräten und der überflüssigen mit Klettverschluss am Körper und auf dem Kopf befestigten Kleidung erinnern die beiden an Figuren aus einem (vergangenes) Zeitalter, die aus Furcht vor der nahenden Apokalypse versuchen, neue Frequenzen für ihre Botschaften zu finden.
Prozess in Schichten
„Utensilien“ gehe „der digitalen Differenz, der Verschiebung des Seins durch seine Imagination auf den Grund, in dem es in diese Differenz eingreift und mit Geduld und Genauigkeit Schicht für Schicht ablöst, um dem Sein auf die Spur zu kommen“, schreibt Wilhelm Kuehs im Programmheft.

Einer der Männer kopiert seine Hände und legt sie dem anderen unter die Finger. Auf einer Kleiderstange hängen die Stromkabel, bis alles angeschlossen ist, wird es eine Weile dauern, denn Meixner und Kaufmann lassen das Publikum teilhaben an den Prozessen, die notwendig sind, um die Dinge zum Laufen zu bringen. Auch wenn sich die Bühne mit allerlei „Utensilien“ füllt, besteht das Ganze letztlich nur aus dem Aufnehmen und Abspielen und der Wiederholung verschiedener Abläufe. Es sei eben ein „Stück darüber, wie ein aufgenommener Moment wieder abgespielt und aufgenommen zu einem Aufgenommenen Moment im Abgespielten Moment seiner Aufnahme wird“, wobei der Inhalt nicht entscheidend zu sein scheint.

Aber es ist auch ein Theater, das zum Nachdenken herausfordert, weil es nicht nur sprachlich auf Atemgeräusche beschränkt, sondern auch in Geschwindigkeit, Handlung und Emotion völlig reduziert aufgezogen wurde. Obwohl das Konzept der technischen Konfrontation interessant erscheint und sich das Stück zum Ende ästhetisch entfalten kann, wenn Kleidungsstücke auf der digitalen Projektion einen Raum für neue Welten eröffnen und sich zwei gescannte Figuren parallel zu den Darstellern auf der Bühne bewegen, könnte die Umsetzung spannender sein.
theaterallianz.at