Kultur

„Ganz für den Film, ganz ohne Film“

26.03.2024 • 23:00 Uhr
Köhlmeier_Camerata Musica Reno
Michael Köhlmeier mit Musikern der Camerata Musica Reno. Lukas Grabher

Am Osterwochenende laden die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier zu einem Konzertabend mit cineastischen Meisterwerken ins Theater Kosmos in Bregenz.

Der Vorschlag, ein Konzert zur Filmmusik zu machen, kam diesmal von Michael Köhlmeier, dem Geschichtenerzähler, mit dem sich die Camerata Musica Reno letzten April auf die Spuren der Nibelungen machte. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die „so inspirierend und motivierend“ verlaufen sei, dass eine Fortsetzung schnell im Raum stand.

Mitreißende Angelegenheit

Zwei Stücke hatte der Dirigent und Organisator der Camerata Musica Reno Tobias Grabher bereits auf seiner Liste von Werken, „die ich eh schon immer mal machen wollte mit dem Kammerorchester“, die anderen musste er erst finden. Im November hatte er die abwechslungsreichen Werke fertig zusammengesammelt, die cineastisch und mit ganz viel Effekt eine gute Energie auf die Bühne bringen sollen. „Die Filmmusik ist ja eine sehr intensive und mitreißende Angelegenheit, weil sie im Film die Handlung unterstützt und ausdrucksstärker macht“, sagt Grabher.

Appalachian Spring_Camerata Musica Reno
Tobias Grabher Lukas Grabher

In der neuen Konzertproduktion „Alles Kino“ wird es aber keine Bilder (auf der Leinwand) geben. „Wir machen ein Konzert ganz für den Film, ganz ohne Film“, bei der nichts von der Musik und von Köhlmeiers Erzählungen ablenken soll, erklärt Grabher im Interview. „Die Bilder entstehen beim Publikum dann zweifelsohne im Kopf, ohne dass man im Hintergrund noch irgendeine Art Film mitlaufen lassen müsste.“ „Alles Kino“ wird also ohne Film, aber auch ohne das 80-köpfige Orchester auskommen, für das die meiste Hollywood-Filmmusik geschaffen wurde. „Die Filmmusik für Kammerklänge, die wir spielen, wird transparenter sein. Aber deswegen kann man auch als Zuhörer diese Melodien viel besser verfolgen. Das heißt, es entstehen ganz andere Farben“, sagt Grabher.

Orchestrale Filmmusik

Die 35 Musikerinnen und Musiker der Camerata Musica Reno spielen ein Programm mit der oscarprämierten Musik zu „Robin Hood“ vom gebürtigen Wiener Erich Wolfgang Korngold und mit Musik des japanischen Komponisten Toru Takemitsu, „der wunderbare Filmmusik für ein kleines Streicherorchester“ komponiert habe. Aus dem Film „Der Leopard“ wird Musik von Nino Rota, in der man bei den typisch höfischen Tänzen auch sehr viel Witz heraushöre. Mit Bernard Herrmanns „Psycho Suite“, die im Film Psycho von Alfred Hitchcock vorkommt – der mit der berühmten Dusch­szene große Filmgeschichte geschrieben hat – wird auch Filmmusik speziell für Kammerorchester zu hören sein.

Auch im Programm sind Filmmusiken, die nicht als Filmmusik komponiert wurden und die dann aber, wie beispielsweise die Musik von „der Zauberlehrling“ von Paul Dukas, von Disney für den Film „Fantasia“ verwendet wurde. So wird auch die „Pavane“ von Gabriel Fauré zu hören sein, die auch als Soundtrack von „Sex and the City“ bekannt ist. Zwischen den Stücken wird Köhlmeier über die Filme und deren Charaktere erzählen. „Das beschert eigentlich ein ganz kurzweiliges Konzerterlebnis für das Publikum, aber auch für die Musiker und für Michael Köhlmeier, der sich selbst auch schon sehr auf dieses Projekt freut“, so Grabher.

Greifbarer machen

„Das Schöne ist, dass bei diesen reduzierten Fassungen, die wir spielen, die Essenz von der Musik erhalten bleibt. Also man hat immer noch den Eindruck, dass man eine große symphonische Dichtung hört.“ Als neugegründetes Orchester sehe der junge Dirigent auch eine Verantwortung, „klassisches Publikum für uns zu begeistern und im Jahre 2024 Angebote zu stellen, die mit den Unterhaltungsformen von Netflix und TikTok einfach auch Schritt halten könnten.“ Denn die klassische Musik sei „eine wunderbare Kunstform, die man unbedingt weiter vermitteln sollte.“, betont der Dirigent. Durch die Verwendung von Filmmusik, beispielsweise von Filmen, die man kenne, wie der Psycho-Film von Alfred Hitchcock oder den Fantasia-Film von Walt Disney, macht die Camerata Musica Reno die Orchestermusik greifbarer – auch für Leute, „die vielleicht sonst nicht in ein klassisches Konzert gehen würden“.

„Alles Kino! Ein Abend für die Filmmusik | Orchesterkonzert mit Erzählung“: 30. März bis 1. April, Theater Kosmos, Bregenz.