Die Welt des Films in Musik und Erzählung

Die Camerata Musica Reno von Tobias Grabher und Michael Köhlmeier widmeten sich in drei Konzerten der Filmmusik.
Von Katharina von Glasenapp
Mit ihrer mittlerweile siebten Produktion sind die Camerata Musica Reno und ihr aufstrebender Dirigent Tobias Grabher in die Welt des Films eingetaucht. Prominenter Wegbegleiter bei diesem dreimaligen „Österlichen Cineastenfest“ im Theater Kosmos in Bregenz war Michael Köhlmeier. Nicht die großen Blockbuster-Partituren von John Williams oder Hans Zimmer, die ein großes Symphonieorchester benötigen, sondern der feinere und nicht weniger farbenreiche Pinsel eines Kammerorchesters wurde in Werken von Korngold, Takemitsu, Rota, Herrmann, Fauré und Dukas eingesetzt.

Hatte Köhlmeier im vergangenen Jahr die Geschichte der Nibelungen auf seine ganz unverwechselbare Weise neu erzählt, so ließ er jetzt, mitunter auf etwas verschlungenen Wegen fabulierend, an seiner Liebe zum Film teilhaben. So kehrte er mit dem österreichischen Komponisten Erich Wolfgang Korngold, der 1934 in die USA ausgewandert war und dort als Schöpfer von Filmmusik großen Erfolg gehabt hatte, nach Österreich zurück: Korngolds oscarprämierte Filmmusik zu „The Adventures of Robin Hood“, die das Kammerorchester mit zackigen Fanfaren pfiffig und charmant intonierte, lenkte den Blick auf die Geschichte des Kreuzritters Richard Löwenherz und auf dessen Gefangenschaft in Dürnstein.

Jazzige Farben präsentierten Tobias Grabher und die Camerata Musica Reno in einem Stück des Japaners Toru Takemitsu: „Music of Training and Rest“, das die Geschichte des Boxers José Torres in den Straßen von New York illustriert. Ein zweites Stück – „Waltz“ – erinnerte in seiner Schärfe an Schostakowitsch.
Tanz am Abgrund
In den 1990er-Jahren saß Köhlmeier mit den Größen des amerikanischen Films in der Kantine des RIAS Berlin – allerdings „nur“ mit deren Synchronsprechern, die für die Verbreitung der Filme in Deutschland von größter Bedeutung waren. Damit leitete er über zu Nino Rota, der die Musik zu vielen Meisterwerken von Fellini und Visconti geschaffen hat: Die Suite von Tänzen aus „Il Gattopardo“ („Der Leopard“) führte mit fein kammermusikalischen Dialogen und leichtfüßigem Schwung in die gehobene sizilianische Gesellschaft, die am Abgrund tanzt – Claudia Cardinale, Burt Lancaster und Alain Delon ließen grüßen!

Krimispannung entstand zum Einstieg nach der Pause nur mit den scharf angerissenen Streicherklängen, die die bedrohlich düstere Stimmung von Alfred Hitchcocks Klassiker „Psycho“ spiegelten: Bernard Herrmann hat dazu 1960 die Musik komponiert, die zu den Ikonen der Filmgeschichte gehört und die Wirkung der Filmszenen noch intensiviert.
Verzweiflung in Tönen
Nicht für einen Film komponiert, doch in mehreren Filmen eingesetzt wurde Gabriel Faurés poesievoll zarte „Pavane“, die das Orchester als denkbar größten Kontrast zu dem komponierten Schrecken von „Psycho“ interpretierte. Und bei Goethes Ballade vom „Zauberlehrling“ und der farbigen Vertonung durch Paul Dukas mit der in Töne gesetzten wachsenden Verzweiflung erschien Walt Disneys „Fantasia“ vor dem inneren Auge, während Tobias Grabher seine jungen Musikerinnen und Musiker mit Begeisterung ansteckte.