Kultur

Flatz’ Persiflage von Hitlers „Perlenrede“

05.04.2024 • 19:42 Uhr
ABD0154_20240404 – WIEN – …STERREICH: AktionskŸnstler FLATZ anl. eines PressegesprŠchs im Rahmen von “PERLENREDE”, am Donnerstag, 04. April 2024, in Wien. – FOTO: APA/EVA MANHART
Flatz am Donnerstag bei den Proben in Wien. APA/EVA MANHART

Der Vorarlberger Aktionskünstler bespielt das Burgtheater mit einer Installation, Aufführung und Ausstellung.

Heute, fast genau 86 Jahre nach einer Rede Adolf Hitlers von einem provisorischen Balkon des Wiener Rathauses, wird der Vorarlberger Aktionskünstler Flatz im und am Burgtheater in Wien auf ironische Weise an damals erinnern. In einer Ausstellung, einer Installation und einer 80-minütigen Aufführung auf der Bühne wird Hitlers „Perlenrede“ persifliert.

So wird die Rede, die Hitler am 9. April, dem Vortag der „Volksabstimmung“ zum „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich im Wiener Rathaus hielt, dank einer kurzen Passage genannt, in der er Wien hervorhob: „Diese Stadt ist in meinen Augen eine Perle – ich werde sie in jene Fassung bringen, die dieser Perle würdig ist …“ Er habe das Stück schon im vergangenen Jahr zum 85. Jahrestag des Anschlusses machen wollen, „Martin Kusej hat mich aber gebeten, es lieber zum Ende seiner Direktion zu machen“, sagte Flatz im Gespräch mit Journalisten.

Zapfenstreich

Heute um 18 Uhr wird mit einem Zapfenstreich, bei dem zwei Bläser „Ich hatt’ einen Kameraden“ und „Junge, komm bald wieder“ intonieren werden, eine Installation an der Fassade des Burgtheaters eröffnet. Zehn rote Flaggen, in deren weißer Mitte nicht das schwarze Hakenkreuz, sondern der Kopf seiner 1998 gestorbenen deutschen Dogge „Hitler“ zu sehen ist, werden ebenso wie der nachgebaute, gespiegelte und über dem Theatereingang angebrachte Balkon auch noch Sonntag und Montag zu sehen sein. Der Balkon selbst wird nicht bespielt, doch auf einer dort angebrachten LED-Wand wird Bibiana Beglau im Loop drei Gesten Hitlers nachvollziehen.

Beglau selbst wird auf der Bühne ab 20 Uhr im Rahmen des Stücks einen Auftritt als Hitler absolvieren. Rainer Galke spielt dabei den damaligen Wiener Bürgermeister Hermann Neubacher. „Mehr als Hitlers Rede hat mich die Rede des Bürgermeisters schockiert“, berichtete Flatz von seiner Lektüre der Recherchen der Burgtheater-Dramaturgie.

Widerstände

Bei einer Probe war am Donnerstag auch eine Szene mit Soldaten und von Menschen gespielten Hunden zu sehen. „Ich wollte echte Schäferhunde, das ist aber der Bürokratie des Hauses zu Opfer gefallen“, so der Aktionskünstler, der die Aufführung als sein Theaterdebüt sieht und auch von Widerständen bei der Durchsetzung seines Konzeptes berichtete. „Ich weiß erst seit drei Wochen, dass es klappt. Der einzige, der Eier gehabt habt, war Kusej. Wäre er nicht gewesen, wäre das Stück sicher nicht gekommen.“

Von Flatz, dessen Ausstellung „Something Wrong with Physical Sculpture“ noch bis 5. Mai in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen ist, wird im 2. Pausenfoyer des Burgtheaters bis Ende Mai auch die Ausstellung „Hitler, ein Hundeleben“ gezeigt. Angst, dass es zu Störaktionen oder Beschädigungen der Installation kommen könnte, habe er keine, versicherte er: „Ich will ja, dass meine Arbeit die Leute bewegt und berührt.“

Infos: www.burgtheater.at