„Fairycoin“: Glückssuche in der Kryptowelt

Am Donnerstag ist die Uraufführung „Fairycoin“ von Natalie Baudy zu sehen – eine Koproduktion von Theater Kosmos und dem Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung.
Im vergangenen Sommer hat das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung vulgo Theater Unpop wie berichtet nach Differenzen mit der Stadt seine Zelte nach sechs Jahren in Dornbirn abgebrochen. Eine neue Spielstätte wurde mit dem Theater Kosmos in Bregenz schnell gefunden. Das erste Projekt dort ist nun eine Koproduktion der beiden Theater, erzählt Stephan Kasimir, der gemeinsam mit Caro Stark das Theater Unpop gegründet hat und leitet.
Gespielt wird die Uraufführung von „Fairycoin“ der jungen deutschen Autorin und Dramaturgin Natalie Baudy. Das Stück ist ein Ergebnis des Drama Lab der Wiener Wortstaetten, wo neue Texte für die Bühne entstehen. Im vergangenen Jahr war das Kosmos „Patentheater“ des Bewerbs. Dessen Leiter Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig haben „Fairycoin“ daraufhin dem Theater Unpop als Koproduktion vorgeschlagen.

Inhaltlich geht es bei „Fairycoin“, das den Untertitel „Märchen aus der Kryptowelt“ trägt, um die Kryptowährung Bitcoin. Es sei aber egal, ob man sich damit auskenne oder nicht oder man damit was zu tun habe oder nicht, sagt Kasimir, der das Stück inszeniert. Er selbst habe auch keinen persönlichen Bezug dazu, erzählt er. Ihn erinnere der Inhalt vielmehr an die früheren Goldgräber, so Kasimir.
Bei den Figuren im Stück handle es sich um eine Art Glücksritter, die auf der Suche nach dem Glück in ihrem Leben sind – „etwas zutiefst Menschliches“, so der Regisseur. Glück werde bei uns häufig mit Geld verbunden und das verlagere sich nun halt ins Digitale, beschreibt es Kasimir.
„Fairycoin“
Von Natalie Baudy.
Mit Hubert Dragaschnig, Johannes Gabl, Sabine Lorenz, Helga Pedross, Caroline Hochfellner, Nurettin Kalfa, Barbara Novotny, Anwar Kashlan, Carmen Jahrstorfer, Diana Kashlan, Suat Ünaldı, Julia Loibl.
Regie Stephan Kasimir, Ausstattung Caro Stark, Dramaturgie Augustin Jagg. Uraufführung: Donnerstag, 18. April, 20 Uhr, Theater Kosmos Bregenz. Weitere Vorstellungen und Karten unter www.theaterkosmos.at
Eine der Figuren ist der vermeintliche Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto. Wer genau sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, ob Einzelperson oder Gruppe, ist in der Realität nicht klar. Im Stück wird Nakamoto von Hubert Dragaschnig dargestellt. Der ist auf dem Mond, verzweifelt ob der Dinge und schwemmt mit seinen Tränen, die zu Fluten werden, Silicon Valley weg.
Die anderen Figuren begeben sich auf unterschiedliche Art und Weise auf ihre Glückssuche. Dafür hat sie die Autorin auch mit verschiedenen sprachlichen Formen bedacht. „Das versuche ich inhaltlich und sprachlich zu bedienen“, so der Regisseur zu seinem Ansatz. Erst am Ende würden die Geschichten zusammenlaufen.

Das Bühnenbild für die Produktion hat Caro Stark geschaffen. „Ästhetisch ist es eine poetische Märchenerzählung“, liefert Kasimir eine Beschreibung dazu. Eine für das Theater Unpop nicht unübliche Ästhetik, nachdem bei den Produktionen von Stark und Kasmir häufig das Surreale, Phantastische, Märchenhafte in Form und Inhalt dominiert. Oder, wie es der Regisseur formuliert: „Dass jemand im Mond sitzt, mögen wir prinzipiell lieber, als dass er am Stammtisch hockt.“
Insgesamt zwölf Figuren sind es, die im Stück vorkommen. In der Inszenierung werden auch alle auf der Bühne sein. „Das war beiden Theater schon beim ersten Treffen klar“, erzählt Kasimir. Unter den Darstellerinnen und Darstellern sind einige bekannte Gesichter, darunter Sabine Lorenz und Helga Pedross, Anwar und Diana Kashlan oder das frühere Ensemblemitglied des Landestheaters, der Tiroler Johannes Gabl. „Er spielt einen Typen, der sein Passwort vergessen hat und nur noch einen Versuch hat“, sagt der Regisseur.

„Fairycoin“ ist laut Kasimir „sehr menschlich“. Da sei einerseits die Märchenform, die auch Witz und Humor beinhalte. Auf der anderen Seite gebe es sehr klare Figuren und deren Nöte. Man habe ein Theater ins Theater gebaut. „Es soll sehr theatral werden“, sagt er. Das Stück sei nämlich wirklich richtig gut gebaut. „Man merkt, dass die Autorin, die ja auch Dramaturgin ist, vom Theater kommt.“