Supergroup und Avantgarde-Theater

Im April hatte die Supergroup „AUT of ORDA“ das erste Album veröffentlicht, gestern holten sie sich den Amadeus Music Award in der Kategorie Pop/Rock und heute spielen sie im Conrad Sohm.
Von Daniel Furxer
Auffallend ist, dass die Bandbreite eurer Musik sehr groß ist. Wie kam das zustande?
Christopher Seiler: Kunst, respektive Musik, ist einer der freisten Orte, die wir haben. Da darf es keine Schubladen geben, keine Regeln und Gesetze. Ich glaube, das ist das, was „Aut of Orda“ ausmacht. Drei verschiedene Köpfe kommen zusammen und scheißen auf Genregrenzen. Das merkt man auch auf unserem Album. Die Songs „Mi Amor“ und „Nebel“ sind zwei komplett verschiedene Welten. Das können wir allerdings nur machen, weil wir eine neue Band sind. Ab dem zweiten oder dritten Album stülpt man sich dann selbst ein Genre auf und es klingt dann, wie es für das Publikum klingen soll. Darum werden wir drei wahrscheinlich immer wieder mal neue Bands gründen, um eben diese Freiheiten eines Erstlingswerkes zu haben. Eigentlich ist das feige, was wir als „Aut of Orda“ machen, wir entfliehen der Erwartungshaltung des Publikums (lacht).
Robert Kratky spielt beim Video „Nebel“ mit, wo es um das Thema Depressionen geht. War es schwierig, ihn dafür zu gewinnen?
Ich habe den Eindruck, dass das Reden über Depressionen immer öfter öffentlich passiert und zum Glück nicht mehr so ein Tabuthema ist wie früher. Es ist mittlerweile das Bewusstsein da, dass es eine Krankheit ist. Die Lockdowns haben die Häufigkeit von Depressionen sicher verstärkt, aber gleichzeitig redet man jetzt auch mehr darüber.
Ihr habt für die österreichische Fußballnationalmannschaft der Herren die offizielle Hymne für die EM-Quali geschrieben mit dem bekannten Toni-Pfeffer-Zitat „Hoch gwimmas (n)imma“. Wie geht ihr damit um, dass die Mannschaft grad so erfolgreich ist?
Seiler: Das ist uns auch schon aufgefallen. Seit wir mit dem ÖFB kooperieren hat die Mannschaft kein Match mehr verloren (schmunzelt). Das ist vielleicht unserer Aura und unserem Spirit geschuldet. Übrigens, es gibt noch viele Sportverbände in Österreich, also kontaktiert uns ruhig und wir schreiben euch ein Lied.

Wie steht ihr zum Begriff Heimat, den ihr im Lied „fix net normal“ ansprecht?
Fellner: Der Song hat für mich mehrere Komponenten. Es ist sowohl Angriff als auch Liebeserklärung an die eigene Heimat. Solang man sich nicht verbissen patriotisch oder antipatriotisch verhält, ist alles in Ordnung. Heimat sollte nie als Kampfbegriff gegen andere verwendet werden. Aber eine Heimat und das Gefühl von Heimat braucht man als Mensch.
Seiler: Populisten sollten nicht die Nationalflagge ausnutzen für Dinge, die absolut nicht vertretbar sind, da müssen wir wirklich aufpassen.
Könnt ihr gut mit der Bezeichnung Supergroup?
Seiler: Daniel Fellner ist wohl einer der besten Produzenten in Österreich, mich kennt man von „Seiler und Speer“ und Pauli Pizzera (Pizzera & Jaus), der heute beim Interview nicht dabei sein kann, bringt bei uns noch das Belesene, das Kafkaeske mit rein. Darum vielleicht die Bezeichnung Supergroup. Ich hab uns auch schon als Avantgarde-Theater bezeichnet, aber das ist wohl etwas zu weit hergeholt.

Was können sich die Besucher:innen erwarten?
Fellner: Die Bühnenshow und die Lichttechnik sind auf jeden Fall episch. Die Musiker hoffentlich auch, aber wir dürfen da noch nicht zu viel verraten. Wir sind gut eingespielt und haben nach wie vor zwei Schlagzeuger und einen DJ dabei. Am besten schaut selbst im Conrad Sohm vorbei!
AUT of ORDA: „Das Empörium schlägt zurück“, heute 20 Uhr im Conrad Sohm, Dornbirn; www.conradsohm.com/aut-of-orda.