Kultur

Festivalauftakt: „Ich möchte kein Eisbär sein!“

24.05.2024 • 22:26 Uhr
Endless Wellness
Endless Wellness waren der Überraschungsact des Dynamo-Festivals. Daniel Furxer

Die Salzburger Band Endless Wellness eröffnete am Donnerstagabend das diesjährige Dynamo-Festival am Dornbirner Spielboden– wetterbedingt leider im Saal.

Von Daniel Furxer

Trotz Verschiebung des Fes­tivaltermins auf Ende Mai und dem Hoffen auf warmes Frühlingswetter, war der Wettergott den Dynamo-Machern nicht gnädig. Anstatt auf dem Parkdeck spielten Endless Wellness – der zuvor geheim gehaltene Überrraschungsact – daher am Donnerstagabend im großen Saal des Spielbodens in Dornbirn und lieferten eine flotte Show ab. Die fünfköpfige Band, inklusive Keyboarder und E-Geige, passt hervorragend ins Konzept dieses Pop-Festivals.

Durch den Radiosender FM4 zwar etwas bekannt, aber nicht allzu sehr, entpuppte sich die ursprünglich aus Salzburg stammende Band als richtig schneidiger Liveact. Seit 2021 in dieser Formation zusammen, holten die Fünf das Publikum mit ihren melancholischen, deutschsprachigen Liedern ab. Lieder, die man zwischen Weltüberdruss und Hoffnungsschimmer am Ende der Vorstadtgarage verorten könnte.

Referenzen an 1980er Hits

Endless Wellness spielen den Soundtrack einer Generation, die vor lauter Krisen nicht mehr so recht weiß, wo ihr der Kopf steht. Dada-Texte vermischen sich mit Referenzen an bekannte Hits aus den 1980ern wie zum Beispiel „Ich möchte kein Eisbär sein, ich möchte eine Zukunft“. Paradoxerweise ist ihr Debütalbum, erschienen im Jänner dieses Jahres, mit „Was für ein Glück“ betitelt – auch oder vielleicht gerade weil dieses Glück, von dem sie singen, meist nur ein vages Versprechen bleibt. Oder weil nach all dem Hoffen und Bangen doch noch alles gut gegangen ist.

Eines ist klar: Das Depressive gewann musikalisch und textlich nie die Oberhand. Vielmehr schien die Zuversicht an diesem Abend durch. Ihr mitgebrachtes Maskottchen, ein Porzellanhund namens Pudding, schaute zwar etwas streng und traurig. Aber er sei ein ganz ein lieber, der nicht beißt, versicherte die Bassistin Milena Klien.

“Hand im Gesicht”

Selbst zum ersten Mal Überraschungsact, spielten Sänger und Gitarrist Philipp Auer und Klien geschickt mit dem Begriff Überraschung und hatten auch noch den richtigen Song dabei: „Kinder.“ Einmal die Schoki ver­schlungen, bissen sie sich durch das gelbe Plastik und gelangten zu guter Letzt zu ihrem wohl bekanntesten Lied, nämlich „Hand im Gesicht“. Damit beschlossen sie das reguläre Set, ließen sich aber noch zu ein paar Zugaben hinreißen.

Nur „Die Sterne“ schaffen es noch besser, Weltverwirrungsgefühle in schönen Indie-Rock zu gießen. Endless Wellness ist da schon sehr nahe dran. Ist das jetzt Diskurspop à la Tocotronic für die nächste Generation? Ja, vielleicht schon, zumindest regen die sehr poetischen Texte zum Nachdenken an, man muss ja nicht gleich diskutieren.