Ein unvergesslicher Abend zwischen Liebeslied und Lichtblitzen

Milky Chance gelingt beim Poolbar-Festival das Kunststück, intime Momente und klanggewaltige Ekstase harmonisch zu vereinen.
Manche Konzerte versprechen schon mit dem ersten Ton etwas Besonderes. So auch die Show von Milky Chance beim Poolbar-Festival. Eröffnet wird der Abend von Katyadotcom, die mit charmanter Ausstrahlung und spürbarer Freude am Auftritt das Publikum sofort für sich gewinnt. Ihre elektronischen Popsongs schaffen es spielend, die Stimmung vor dem Alten Hallenbad anzuheizen. Bereits während der ersten Takte ist klar: Dieser Abend hat das Potenzial, unvergesslich zu werden. Selbst anfängliche Nieselregen kann der Atmosphäre keinen Abbruch tun, denn getanzt wird trotzdem.

Welterfolg
Milky Chance, 2012 in Kassel gegründet, wurden mit ihrem Debütalbum „Sadnecessary“ und dem Hit „Stolen Dance“ weltweit bekannt. Der Song schaffte es unter anderem in die Top Ten der US-Charts und brachte der Band internationale Tourneen und ein Millionenpublikum. An diesem ausverkauften Abend zeigen Clemens Rehbein (Gesang, Gitarre), Philipp Dausch (Perkussion, Drumcomputern), Antonio Greger (Gitarre, Mundharmonika) und Sebastian Schmidt (Schlagzeug) eindrucksvoll, dass ihre Songs auch live nichts von ihrer Wirkung verlieren.
„Passion“
Vor der Bühne versammelt sich ein Publikum, das ebenso vielfältig ist wie der Sound der Band. Junge Indiepop-Fans tanzen neben Menschen mittleren Alters. Milky Chance holt sie alle ab, bezieht sie aktiv ins Geschehen ein und schafft so ein Gemeinschaftsgefühl, das über den musikalischen Rahmen hinausgeht. Besonders beim Song „Passion“ animiert Rehbein das Publikum, das markante „Ah“ mitzusingen. Von soliden Chören bis zu schrägen Tönen sorgt das für viele Lacher.

Träumen und Toben
Es sind aber nicht nur die bekannten Hits, die begeistern. Besonders Gregers Mundharmonika-Solo begeistert die Hörer. Mit seinem Können weckt er während eines romantischen Songs nostalgische Erinnerungen an die eigene erste große Liebe. Kaum verklungen, reißt ein treibender Beat die Menge aus der Nostalgie: Der nächste Song verwandelt sich in einen pulsierenden Techno-Rave, begleitet von einer ausgeklügelten Lichtshow. Die Tanzfläche tobt, Klatschen und Lachen mischen sich unter den Beat.

Die gesamte Band glänzt, vor allem in den instrumentalen Zwischenspielen. Das Publikum vergisst den Alltag und lässt sich voll und ganz auf die Musik ein. Auch auf der Bühne ist die Energie spürbar. Die Musiker tanzen, spielen mit der Stimmung, reagieren auf jede Regung – das Publikum gibt diese Energie zurück. Es entsteht ein Wechselspiel, das alle mitreißt.

Am Ende bleibt das Gefühl, für einige Stunden dem Alltag entkommen zu sein. Umgeben von Musik, tanzend, lachend, allein oder gemeinsam. Genau darin liegt die Magie eines gelungenen Konzerts. Wenn sich Künstlerinnen und Künstler sowie das Publikum gegenseitig beflügeln, entstehen Momente, die bleiben.
Mira Zielbauer