Die Geschichte von Patti Smith

Bei der Uraufführung am Samstag von „The perfect moment“ zeigte sich das Publikum im Vorarlberger Landestheater in Bregenz begeistert.
Robert Mapplethorpe wollte schon immer Künstler sein. „Ich wollte das schon als Kind“, sagt er Patti Smith und sie ist gerne die Ernährerin. „Das mach mich stolz.“ Am Boden liegt eine Matratze, daneben ist die „Küche“ und hinter Fenster- und Bilderrahmen ist Roberts Atelier. Sie sind jung, wohnen in einer kleinen, selbst notdürftig eingerichteten Wohnung in New York, tanzen zur Musik der Band auf der Bühne des Landestheaters und bald werden sie berühmt sein.
In dem von Tobias Fend verfassten Stück hat die Regisseurin Danielle Fend-Strahm eine Vergangenheit inszeniert – die Möglichkeit einer Liebes- und Lebensgeschichte – wie sie gewesen sein könnte und auch wie sie den präsentierten Anekdoten nach in Erinnerung geblieben werden wollte. Es ist die Geschichte der 1946 in Chicago geborenen US-amerikanischen Lyrikerin, Rockmusikerin, Fotografin und Malerin Patricia Lee „Patti“ Smith und ihrer Beziehung zu Robert Mapplethorpe (1946–1989), der mit seinen bahnbrechenden und kontroversen Fotografien weltberühmt wurde.

Zwischen rückblickenden Erzählungen werden Episoden des gemeinsamen Lebens aufgeführt, vom ersten Kennenlernen zu den Herausforderungen im Zusammenleben bis hin zur Trennung, die sie beide auf ihre eigene Weise überwinden konnten. Jeanne Devos und Luzian Hirzel spielen diese Szenen der Beziehung behutsam und oft ohne Worte. Durch die Musik taucht das Stück ein in diese außergewöhnlichen Persönlichkeiten, vermittelt diese große Leidenschaft und den Ehrgeiz für die Kunst, die Smith und Mapplethorpe von Anfang an gelebt haben, aber auch ihre innige Verbundenheit.
Zusammengehalten wird das Ganze vom Essen, das als Lösung für alles herhalten muss, den vielen (schillernden) Gestalten der New Yorker 60er und 70er Jahre, die nicht selten wie als inszeniertes Publikum auf der Bühne das Geschehen verfolgen aber auch miterzählen, und der besonders gelungenen musikalischen Interpretationen des Ensembles und der Live-Musiker Marcel Girardelli, Martin Grabher, Hanno Ölz, Oliver Rath und Yenisey Rodriguez.

„Just kids“
Mit der Schweizer Schauspielerin Jeanne Devos als Patti Smith hat das Vorarlberger Landestheater eine ideale Besetzung gefunden. Devos verkörpert ihre Figur als zögerlichen, verpeilten Charakter, die sich dann wieder zärtlich um Mapplethorpe sorgt und dennoch bestimmend die Handlung vorantreibt. Subtil und berührend verfällt sie glaubhaft in verschiedene Gefühlslagen und kann auch stimmlich überzeugen. Hirzel und Devos spielen Mapplethorpe und Smith authentisch und unaufgeregt als „just kids“, (so wie auch Smiths autobiografischer Roman heißt).
Nico Raschner beweist seine Qualitäten als Ansager im Chelsea Hotel und Isabella Campestrini und Nurettin Kalfa wechseln gekonnt zwischen den vielen Persönlichkeiten, die vor der Bühne von einer Tür kommend durch die andere wieder verschwinden. Durch humorvolle Textpassagen und die Musik – unter anderem Songs von Bob Dylan, den Rolling Stones, The Velvet Underground und natürlich Patti Smith wie etwa „Gloria“ oder ihrem großen Hit „Because the Night” wird die Stimmung der Szenen verstärkt. Mit Standing Ovations zeigte sich das Publikum an dem letzten Premierenabend dieser Spielzeit begeistert.