Falsche Originale und echte Kopien

Ist es ein Originalbild oder eine Kopie? Antworten darauf sind in der Schau „Vorbildlich. Angelika Kauffmann kopiert“ im Angelika-Kauffmann-Museum in Schwarzenberg zu finden.
Die Malerin Angelika Kauffmann hatte Vorbilder wie Correggio, deren Bilder sie kopiert hat – einerseits, um durch Nachahmung zu lernen und andererseits, weil diese Kopien damals eine bedeutende Einnahmequelle darstellten: Denn die Wohlhabenden ihrer Zeit wollten sich auf berühmten Gemälden abgebildet sehen. Noch zu Lebzeiten wurde sie selbst zum Vorbild und wurde ebenfalls vielfach kopiert: Angelika Kauffmann, die von 1741 bis 1807 gelebt hat, war die erfolgreichste und meistkopierte Künstlerin ihrer Zeit.
Fragen der Echtheit
Daher stellt die neue Ausstellung im Salon Angelika im Angelika-Kauffmann-Museum in Schwarzenberg die Frage: Wer oder was ist rund um Angelika Kauffmann Original, wer oder was ist Kopie? Es sind sowohl Originale als auch Kopien ausgestellt. Kurator Thomas Hirtenfelder erklärt: „Bei den meisten Bildern ist klar, ‚das ist das Original, das die Kopie‘. Es gibt aber auch falsche Originale und echte Kopien, etwa, wenn ein Restaurator so stark in das Bild eingegriffen hat, dass man eigentlich nicht mehr von einem Original sprechen kann, oder wenn Kopien signiert sind, aber nur, weil die Kopisten die Signatur mitkopiert haben.“

Zu Kauffmanns Zeiten gab es zwar noch keine Massenproduktion und kein Internet, aber Kauffmann-Motive wurden beispielsweise von Porzellanmalern in England nachgemalt, aus Tassen mit ihren Bildern trank man in Deutschland Tee. Sie war ein Kassenschlager – auch weil sie sich selbst gut verkauft hat. So schenkte sie gewissen Museen ihre Bilder, und auch Schwarzenberg hat sie das Hochaltarbild in der Pfarrkirche geschenkt. Ihre Beerdigung war pompös.
Je berühmter sie wurde, desto mehr wurde sie kopiert und weil sie mehr kopiert wurde, stieg ihr Bekanntheitsgrad. Die Blüten des Verwirrspiels sind in der Ausstellung zu sehen: Bei einem Bild, das Kauffmann gemalt hat und das sie selbst darstellt, handelt es sich nämlich nicht um ein Selbstbildnis, vielmehr hat Kauffmann ein Bild kopiert, das Reynolds von ihr gemalt hatte.
Unerreichte Qualität
Teils wurden von Kauffmanns Motiven auch Kupferstiche hergestellt, die dann wiederum von anderen Künstlern in Farbe gesetzt wurden. Häufig waren diese Bilder nicht gespiegelt und somit seitenverkehrt, oder es waren nicht mehr die Originalfarben, womit die Kopien auf den ersten Blick kenntlich waren. Andere Kopisten haben sehr gut kopiert, die Weichheit, Tiefe und Leuchtkraft von Kauffmanns Bildern ist trotzdem unerreicht. Somit zeigt die Ausstellung indirekt die Qualitäten ihrer Malerei.
„Es gibt auch falsche Originale und echte Kopien, etwa, wenn ein Restaurator so stark in das Bild eingegriffen hat, dass man eigentlich nicht mehr von einem Original sprechen kann …“
Thomas Hirtenfelder, Kurator
Maria von Moers-Meßmer kommt aus Heidelberg und ist mit ihrer Familie zu Besuch im Bregenzerwald. Sie ist von der Ausstellung angetan: „Ich liebe Museen, insbesondere Kunstmuseen. Ich male und zeichne auch selber gerne. Dass eine Frau zu dieser Zeit so gefördert wurde, finde ich sehr ungewöhnlich. Wenn man Kauffmanns Bilder mit denen ihrer Kopisten vergleicht, sieht man, dass sie das Licht ganz anders einfängt. Ihre Figuren wirken viel natürlicher, ihr Lächeln echter. Die ganzen Personen sind viel weicher gemalt, menschlicher irgendwie“, sagt sie.

Viele der gezeigten Kopien stammen aus dem Vorarlberg Museum, erzählt der Kurator. Teils kommen sie aus dem eigenen Fundus des Angelika-Kauffmann-Museums. „Manche haben wir aber auch von privaten Sammlern aus Vorarlberg. Die Kontakte entstehen zum Beispiel über unseren Förderverein.“
Bis 3. November, Angelika-Kauffmann-Museum, Schwarzenberg.