„Unkomplizierte Kunst“ für sieben Stunden

Die Galerie Krafthaus lädt heute Abend zu einer sieben Stunden dauernden „kürzesten Ausstellung der Welt“. Gezeigt werden Werke von vier Künstlern.
Weil die Galerie Krafthaus keine regulären Öffnungszeiten hat, gibt es meistens sowieso nur eine Vernissage und eine Finissage, denn als ehrenamtlicher Verein öffnet die Galerie meistens nur auf Abruf. „Wir haben nicht die Kapazität, dass da jeden Tag jemand sitzt.“ Daraus sei aus praktischen Gründen die Idee entstanden, gleich alles komprimiert an einem Tag zu veranstalten, auch wenn die Werke schon Tage vorher und auch Tage bis Wochen danach noch an den Wänden sind und auf Anfrage auch noch besichtigt werden können, erklärt Ralf Isele (Kunst- und Kulturverein Krafthaus) die sieben Stunden kurze Ausstellungszeit.
Tiefgründig
Dafür hat sich Isele Leute zusammengesucht, die „unkomplizierte Kunst“ machen: „Schon tiefgründige und mit Hintergrund, aber eben unkompliziert“, auch um jene Menschen zu erreichen, die vielleicht aus Berührungsängsten sonst keine Kunstausstellung besuchen würden. „Es gehen nicht viele (Bau)Arbeiter auf Kunstausstellungen“, sagt Isele. Dagegen soll doch gerade die Kunst „Menschen zusammenführen“, beschreibt Rauch, der sich auch dafür interessiert, wie seine Arbeiten vom Publikum interpretiert werden.
Neben Michael Salvadoris surrealistischen Tuschezeichnungen von dystopisch märchenhaften Landschaften und Figuren werden in der Ausstellung Werke von Thomas Anton Rauch und Manuel Lunardi präsentiert. Als vierter Künstler wird Jörg Paintemonium seine Kunstwerke erst dann vor Ort auf Kuhhaut tätowieren.

Sozialkritisch. „Es geht darum, gegen die Beschmiererei im Namen der Natur“ vorzugehen, beschreibt Rauch eines seiner Werke: Es ist seine Version von Amedeo Modiglianis „Lunia Czechowska“, die ebenfalls von Klimaaktivisten mit Suppe beworfen worden sei. Als Antwort darauf hat er Modiglianis Gemälde selbst entsprechend reagieren lassen, das sich für eine Konfrontation aus dem Profil heraus zum Betrachter dreht. „Ich hab nur angenommen, wie sie ungefähr ausschauen könnte von vorne.“
Seit 2017 ist Rauch hauptberuflich Künstler, was „gerade in Vorarlberg relativ schwierig ist“. Aus seiner „künstlerischen Pflicht“, etwa Wirtschaft und Politik sozialkritisch aufzunehmen, widmet er sich Themen wie Umwelt, Wegwerfgesellschaft, Krieg, beschäftigt sich in seinen Werken etwa auch mit Frauenrechten oder aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen und versuche mit ironischem Ansatz, die Fantasie der Betrachter anzuregen und gleichzeitig deren Blick für eine andere Perspektive auf die Welt zu öffnen.
Ein großflächiges Werk aus Dosen hat er zusammen mit Lunardi konstruiert – „wir haben ganz viele Dosen selbst getrunken, aber ein paar auch aus dem Wald geholt“ – das Bild symbolisiere den Wechsel der verschiedenen Lebensphasen des Menschen, aber auch die Veränderung von Natur und Klima.
Das Wesentliche
Ursprünglich aus der Malerei kommend, beschäftigt sich Lunardi in den letzten Jahrer mehr und mehr mit dem Minimalistischen und der Abstraktion. Hier finde der Künstler den Punkt, an dem „das Perfekte schon erreicht ist“ und die „Arbeit aufs Wesentliche“ reduziert ist, bis sich Texturen so minimalistisch präsentieren, dass sie sich auf Licht und Schatten beschränken. In der Ausstellung findet sich unter anderem auch eine kleine Bronzeskulptur, die nachträglich zur lebensgroßen Skulptur entstanden ist, in der sich der Künstler selbst abbildete. Es gehe um „Demut, die Erfahrung des eigenen Selbst und das Erkennen, das ich das Kunstwerk bin, dass ich immer schon gesucht habe“, sagt der Künstler und beschreibt eine essenzielle Lebensphase, die dem Bau des Selbstbildnis vorausgegangen sei.
„Alles, was die Künstler machen ist fassbar“, und auch für Menschen verständlich, die nicht so den Zugang zu Kunst haben, beschreibt Isele. Heute Abend von 19 Uhr bis 2 Uhr nachts wird die Sieben-Stunden-Ausstellung stattfinden.
Galerie Krafthaus, Färbergasse 15, Dornbirn.
