Kultur

Start der romantischen Oper am See

16.07.2024 • 18:18 Uhr
Start der romantischen Oper am See
Eine Szene aus dem neuen Bühnenbild von Philipp Stölzl.Stiplovsek Dietmar

Am Mittwoch werden die 78. Bregenzer Festspiele eröffnet. Am Abend wird die Premiere von Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ auf der neuen Seebühne gespielt.
Die Generalprobe am Montag musste wegen eines Gewitters abgebrochen werden.

Da hat Petrus sich gehörig in die Inszenierung eingemischt und schönstes Wetterleuchten und Donnergrollen in die Bregenzer Bucht geschickt: Die Generalprobe zu Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ auf der Seebühne musste just mit Beginn der Wolfsschlucht-Szene abgebrochen werden – gerade rechtzeitig, um ein größeres Chaos oder gar aufkommende Panik zu verhindern: Bei den Blitzen konnte man kaum unterscheiden, ob sie „echt“ oder „inszeniert“ waren. Den Dialogtext „Ein Gewitter kündigt sich an“ nahm man noch schmunzelnd auf, als Kaspar im tiefen Wasser stehend seine Vorbereitungen zum Freikugelschießen traf, wenig später öffnete der Himmel seine Schleusen…

Bregenzer Festspiele: Fotoprobe “Der Freischütz” – Seebühne Spiel am See Festspielhaus Aufführung Stück Oper
Am Abend steht die „Freischütz“-Premiere auf dem Programm.Stiplovsek Dietmar

Unheimliche Spannung

Bis dahin konnte man Philipp Stölzls schöpferische Phantasie und wie er sie auf die Dorfgemeinschaft und ihre individuellen Charaktere überträgt, auf sich wirken lassen: Das Dorf mit seinen windschiefen Hütten, den schindelgedeckten Dächern, dem schiefen Kirchturm, bei dem die Uhr auch in rasendem Tempo rückwärts läuft, erzeugt Atmosphäre. Die schneebedeckte, eisige Hügellandschaft mit dem im Sumpf stehenden abgestorbenen Bäumen, der volle Mond, der in unterschiedlichster Beleuchtung erscheint, all das verstärkt die unheimliche Spannung, die von Anfang an herrscht.

Start der romantischen Oper am See
Die 1821 uraufgeführte Oper ist im Bregenzer Festspielsommer 28 Mal zu sehen. Stiplovsek Dietmar


Es geht um Außenseiter wie den Schreiber Max, der von den treffsicheren Schützen gehänselt wird und doch so gern die Försterstochter Agathe beeindrucken will. Auch Kaspar, der traumatisiert aus dem Krieg heimgekehrt ist und sich auf einen Pakt mit dem Teufel eingelassen hat, ist so ein Außenseiter. Diesem Teufel, dem Samiel im hautengen roten Gewand, gibt Stölzl großes Gewicht, er ist der omnipräsente Drahtzieher und Regisseur, innere Stimme und Einflüsterer.

Bregenzer Festspiele: Fotoprobe “Der Freischütz” – Seebühne Spiel am See Festspielhaus Aufführung Stück Oper
Vom Freischütz-Dialogtext „Ein Gewitter kündigt sich an“ ließ sich das das Pblikum vorerst noch nicht verschrecken.roland paulitsch

Auf ganz andere Weise als Stölzls „Rigoletto“-Inszenierung mit Clownskopf und Ballon oder die „Butterfly“-Papierskultpur der vergangenen zwei Jahre spiegelt dieses Bühnenbild die großen Emotionen der romantischen Oper. Man darf gespannt sein auf die zweite Hälfte und den Bregenzer Festspielen mehr Wetterglück für die kommenden Wochen wünschen – vielleicht mit ein bisschen Wetterleuchten in der Ferne!

Von Katharina von Glasenapp