Kultur

Emotionen mit „Wow-Effekt“ beim Gauklerfestival

27.07.2024 • 16:00 Uhr
Ars Saltandi_Gauklerfestival 24
Jule Klapproth, Thea Bentz, Khira Scharf, Paul Henke und Maurin Katholnigg in Feldkirch. Katrin Katholnigg (4)

Fünf junge Tanzakrobaten der Gruppe „Ars Saltandi“ präsentieren am Gauklerfestival in Feldkirch ihre Shows und gaben der NEUE Einblicke in den Probenalltag.

Künstlerinnen und Künstler aus 14 Nationen sind aktuell mit ihren Straßenshows in Feldkirch und präsentieren in Solos oder Gruppen Akrobatik, Zauberei, Clownerie und Jonglage, Streetart und/oder Musik. Unter den etwa 300 Bewerbern, von denen 50 zum Gauklerfestival eingeladen wurden, ist auch die Ars Saltandi Company aus Hildesheim unter der Leitung von Katrin Katholnigg, mit einer Choreografie für fünf Akteure, das extra für Feldkirch konzipiert wurde.

Intensives Training

Die drei Frauen und zwei Männer im Alter von 16 bis 18 Jahren vereinen in ihrer Show Konstellationen von Partnerakrobatik, Würfen, Contemporary und Modern Dance. Die 18-jährige Jule Klapproth hat bereits mit vier Jahren angefangen zu trainieren. „Ich bin über meine Cousine zu der Tanzschule gekommen“. Der „Lieblingstrick“ von Thea Bentz (17) ist das „Aerial“ – ein freies Rad ohne Hände. Geprobt wird mindestens dreimal die Woche plus zusätzliches Wochenend-Training: „Vor Projekten müssen wir öfter trainieren“, sagt Katrin Katholnigg.
„Wir kommen jetzt gerade von Nordnorwegen wieder zurück. Dort war eine europäische Meisterschaft, wo wir Gold gewonnen haben und jetzt sind wir ganz im Süden.“ Auch für das Programm in Feldkirch habe es mehrere Zusatztermine gegeben, um das Konzept auf die Beine zu stellen. Angereist ist die Gruppe mit einem Sofa und den Geschichten um ein älteres Ehepaar – die dann auch in den Auftritten eine Rolle spielen werden.

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“Ars Saltandi” beim Gauklerfestival 24

„Wir sind bis zu diesem Jahr alle noch zur Schule gegangen und hauptberuflich machen wir das auf gar keinen Fall.“

Paul Henke, Tanzakrobat

„Mich persönlich motiviert einfach allein diese Ehre hier sein zu dürfen und dann hier auftreten zu können und den Leuten zeigen zu können, was wir erarbeitet haben, weil es so krass ist, dass wir ausgewählt wurden.“, sagt Maurin Katholnigg (18). Trotz der intensiven Proben und internationalen Auftritte hat bei den fünf aber noch etwas anderes Vorrang: „Wir sind bis zu diesem Jahr alle noch zur Schule gegangen und hauptberuflich machen wir das auf gar keinen Fall.“, sagt der 18-jährige Paul Henke.

Aus Vernunftgründen gäbe es sehr selten Darstellerinnen und Darsteller, die sich aus der Tanzakrobatik eine berufliche Perspektive aufbauen, erklärt Katholnigg. „Aber sie könnten das alle von den Fähigkeiten her und ab und zu gibt es doch schon jemanden, der das dann beruflich macht, zum Beispiel studiert gerade jemand von uns in Holland Tanz in der Uni ArtEZ.“

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„Beim Tanzen kann man einfach mal die Gedanken loslassen.“

Khira Scharf, Tanzakrobatin und Schülerin

Leistungssystem

Schon vor 25 Jahren kam Katrin Katholnigg in ihrer damaligen Tanz-Company durch eine Kollegin in Berührung mit Akrobatik. „Seitdem haben wir Tanz und Akrobatik kombiniert. Man kann mit Tanz die Emotionen transportieren und mit Akrobatik den „Wow-Effekt“ und das zu verbinden ist immer die Herausforderung“. 2002 gründete sie eine Tanzschule, aus dessen Leistungssytem sich der gemeinnütziger Verein „Ars Saltandi Moving Arts“ entwickelt hat. Im Laufe der Jahre haben die Kinder und Jugendlichen nicht nur viele Preise gewonnen, sondern auch so eine starke Bindung aufgebaut, „dass es echte Teams werden“, freut sich Katholnigg. „Wir fangen an mit den Minitalenden und die höchste Gruppe ist halt die Company und von denen sind jetzt fünf vertreten.“

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Probenalltag der Company.


Der Tanz ermöglicht den Jugendlichen auch „eine stressfreie Zone“. „Beim Tanzen kann man einfach mal die Gedanken loslassen, weil man ja in der Schule mit relativ Vielem zu kämpfen hat.“, sagt Thea Bentz. Die 16-jährige Khira Scharf schätzt auch die Gemeinschaft in der Company: „Wir sind durch die ganzen Projekte so nah zusammengewachsen und das ist wie so eine zweite Familie für mich.“ „Dieses Vertrauen, das das man da füreinander entwickelt“ sei auch bei den Akrobatik-Tricks besonders wichtig.“, ergänzt Jule Klapproth. „Vor den Auftritten ist man eigentlich immer aufgeregt.“, sagt Paul Henke.

Um die 20 Shows macht die Ars Saltandi Company derzeit pro Jahr. Zusammen mit anderen Choreografinnen und Choreografen aus dem Team gestaltet Katholnigg das Programm und erstellt oft alleine die Konzepte. Auf großen Bühnen sind dann auch alle 20 Artisten bei Projekten dabei, bei einer Bühnensituation wie beim Gauklerfestival Feldkirch, wo die Zuschauerinnen und Zuschauersehr nah an den Artisten dran ist, sind die Shows kleiner, „aber dafür ein bisschen witziger und unterhaltsamer, weil der Fokus ist beim „Outdoor“-Publikum auch mal bei dem Hund, der da bellt oder dem Kind, das weint.“, beschreibt Katholnigg die einkalkulierten Ablenkungen. „Hier haben wir ein bisschen länger Zeit, uns mit dem Publikum warm zu spielen.