Opern-Spektakel: Rossini und Puccini sorgen für ausverkaufte Säle!

Am Montag feierte die neunte Opernstudio-Produktion mit Rossinis „Ehevertrag“ und Puccinis „Gianni Schicchi“ in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender Premiere.
Was für ein turbulentes Treiben in Gioachino Rossinis Opernerstling „La cambiale di matrimonio“ (Der Ehevertrag), welch abgründige Heiterkeit in Giacomo Puccinis einziger komischer Oper „Gianni Schicchi“! Im Opernstudio der Bregenzer Festspiele hat Brigitte Fassbaender 14 junge Sängerinnen und Sänger an die beiden Opern herangeführt, hat sich begeistern lassen von ihrem stimmlichen Können und ihrer Spiellaune und die beiden Einakter zu einem köstlichen Opernabend verbunden.
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Die französische Dirigentin Claire Levacher stand erneut am Pult des Symphonieorchesters Vorarlberg, wie auch in anderen Inszenierungen der leidenschaftlichen Sängerin und Regisseurin hatte der Südtiroler Bühnen- und Kostümbildner Dietrich von Grebmer mit wenigen Mitteln zwei höchst unterschiedliche Ausstattungen geschaffen.
Kurz und frech
Die „Handlung“ von Rossinis „Der Ehevertrag“ ist ebenso kurz wie frech: Ein Londoner Kaufmann verschachert seine Tochter an einen kanadischen Geschäftspartner, sie liebt aber einen braven, allerdings mittellosen jungen Mann. Natürlich geht die „farsa comica“ gut aus, die Liebenden dürfen heiraten, der Bräutigam wird zum Alleinerben des Kanadiers eingesetzt, der nach Hause zurückkehrt. In der Musik des 18-jährigen Rossini sprudelt es nur so von zwitschernden Duetten, innigen Arien und tollen Ensembleszenen, die sich in der berühmten „Rossini-Walze“ immer mehr hochschaukeln.

Die Bühne ist ein Brautmodengeschäft
„Bregenz Brides“ mit dem Logo der Bregenzer Festspiele und den Zeitzonen von London, Bregenz und Montreal. Der großspurige Chef (Dionysios Avgerinos mit beweglichem, leicht schnarrendem Bariton) verfügt über seine Tochter Fanni (Idil Kutay mit leuchtendem Sopran) und ihren heimlichen Geliebten (Francesco Lucii mit etwas flackerndem Tenor), der sich immer an seinem Horn festklammert – dass Rossini diesem Instrument in der Ouvertüre so viel Raum gibt, wird hier weitergeführt (und Markus Höller und Claudia Bär im Orchestergraben schmettern lustvoll mit!).

Wenn der erwünschte Bräutigam Slook aus Kanada auftritt – wie aus dem Bilderbuch mit Daunenjacke, Holzfällerhemd, Arbeitshose und rotem Käppi – hat Francesco Auriemma eine Sternstunde als Buffobariton mit wandlungsfähiger Prachtstimme. Maximilian Bell und Liza Vjera Lozica bringen sich mit frischen Stimmen als erfindungsreiches Angestelltenpaar ein. Brigitte Fassbaender inszeniert dieses jugendliche Rossini-Werk, das dessen spätere Handschrift deutlich erkennen lässt, mit großer Klarheit und liebevollem Blick auf die Details.


Erbschleicherkomödie
Dem lichten Reigen aus dem Jahr 1810 steht mit Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“ aus dem Jahr 1918 eine düster-ironische Erbschleicherkomödie mit Schauplatz Florenz gegenüber. Meistens hört man diese Oper als Teil des „Trittico“ zusammen mit „Il Tabarro“ (Der Mantel) und „Suor Angelica“, und wirklich bekannt ist auch nur die schmeichelnde Arie der Lauretta „Oh mio babbino caro“. Doch auch als Einzelstück oder jetzt zusammen mit Rossini ist die Oper eine Entdeckung.

Beim Abendessen im herrschaftlichen, mit dunklen Polstersesseln und einem großen Buffet ausgestatteten Salon bricht der Hausherr Buoso Donati tot zusammen, die Familie heuchelt Betroffenheit, ist aber nur am Testament interessiert. Als dieses nach hektischer Suche gefunden wird und zum Entsetzen der Familie anders als erwünscht ausfällt (die Mezzosopranistin Rommie Rochell als Base Zita verliest es mit schauriger Mimik, die Mienen der anderen frieren ein), ist die große Stunde für den Hochstapler Gianni Schicchi gekommen: Er gibt sich im Auftrag der anderen für den toten Padrone aus, diktiert mit verstellter Stimme dessen Testament und bedenkt sich dabei höchst großzügig selbst – allein der Kommentar „Ladro“ (Räuber!) der Zita spricht Bände!

Fantastische Leistung
Mit ihrem Ensemble von großen und kleinen Rollen, die Dietrich von Grebmer überwiegend in dunkle Gewänder im Gothic-Stil gesteckt hat, schöpft Fassbaender aus dem Vollen. Lichtgestalten sind Lauretta (wieder Idil Kutay) und ihr Geliebter Rinuccio (Gonzalo Quinchahual mit warm strahlendem Tenor wie ein junger Pavarotti).

Der englische Bariton Jacob Phillips gibt sich ganz und gar hinein in die Rolle des schlitzohrigen Titelhelden, mit verstellter Stimme und Schalk trickst er die raffgierige Familie aus. Die fantastische Ensembleleistung der jungen Sängerinnen und Sänger, die in anderen Opernstudios engagiert sind und es genießen, auch größere Rollen zu gestalten, gipfelt in einem turbulenten Finale. Auch das SOV zeigt sich unter Claire Levacher höchst wandlungsfähig und klangsatt, was im kleinen Landestheater immer ein bisschen schwierig ist. Auch im zehnten Jahr ihrer Zusammenarbeit mit den Bregenzer Festspielen beschert Brigitte Fassbaender dem Publikum einen begeisternden Abend.

„Der Ehevertrag“ von Gioachino Rossini und „Gianni Schicchi“ von Giacomo Puccini. Weitere Aufführungen heute und am 16. und 17. August im Theater am Kornmarkt.
Von Katharina von Glasenapp