Acht Meistersänger verzaubern mit Ensemblekunst

Acht Sänger, ein Pianist und ein Streichquintett boten bei der Schubertiade den Freundinnen und Freunden des Ensemblegesangs ein Fest. Das Quatuor Modigliani begeisterte mit Werken von Joaquin Turina, Maurice Ravel und Schubert.
Von Katharina von Glasenapp
Schon allein die Namen der acht Sänger ließen die Vorfreude wachsen, gehören doch der Leipziger Patrick Grahl, der in Wien aufgewachsene Türke Ilker Arcayürek und der Pole Jan Petryka zur Elite der jungen Tenöre, die sich mit Hingabe dem Liedgesang widmen. Die Baritone Konstantin Krimmel und Andrè Schuen sind von Haus aus Publikumslieblinge, Andreas Bauer Kanabas von der Oper Frankfurt, der zum ersten Mal bei der Schubertiade auftrat, und David Steffens, der Oper und Lied gleichermaßen pflegt, gaben das sonore Bassfundament. Für den Tiroler Tenor Martin Mitterrutzner war kurzfristig der britische-deutsche Tenor Kieran Carrel eingesprungen und beeindruckte mit einer klar und schlank geführten Tenorstimme, die sich fein ins Ensemble einreihte.
Runder Chorklang
Doch an diesem Abend kam es nicht nur auf die Qualität der einzelnen Stimmen an, sondern auch auf deren beglückende Fähigkeit, ein Ensemble und einen runden Chorklang zu bilden. Abwechselnd präsentierten sie sich als „Vorsänger“ und überließen den anderen den Refrain. In anderen Liedern erlebte man die Sänger in verschiedenen Besetzungen, lyrisch schwärmerisch, frisch geschmettert oder im Pianissimo geheimnisvoll deklamierend. Getragen von Daniel Heides pulsierendem Klavierspiel oder auch als fein ausgehorchte a-cappella-Stücke erklangen die Schubert-Sätze.
Vor und nach der Pause gesellte sich mit Karoline Kurzemann-Pilz, Gyöngyi Ellensohn, Franz Ortner, Fabian Jäger und Bernd Konzert ein Vorarlberger Ensemble von Bratschen, Celli und Bass dazu, um Goethes „Gesang der Geister über den Wassern“ in zwei Schubert-Vertonungen – einer längeren und einer kürzeren – zu gestalten: Man fragt sich, warum die ungekürzte Fassung beim Publikum 1821 im Kärtnertortheater „durchgefallen“ ist.

Im letzten Programmteil brachten die acht „Meistersinger“ jene Lieder von Schubert, die ein exponiertes Tenorsolo – Jan Petryka mit feinen Girlanden über den Unterstimmen in „Mondenschein“ und Ilker Arcayürek mit intensiver Kopfstimme im Silberflimmer von „Nachthelle“ – oder Konstantin Krimmel als unternehmungslustigen Anführer im „Ständchen“ hervortreten lassen. Zur Abwechslung mit den mehrstimmigen Schubertgesängen erklangen jene Volkslieder des schwäbischen Romantikers Friedrich Silcher, die wegen ihrer gewissen Biederkeit etwas belächelt werden. Doch so schlicht und innig, so feinsinnig und kultiviert in Stimmgebung und Dynamik dargeboten, gingen sie ans Herz. Zum Abschluss dieses umjubelten Abends reihte sich Daniel Heide zur Zugabe mit Schuberts „Die Nacht“ bei den Tenören ein – auch das eine Überraschung!

Das französische Quatuor Modigliani stellte in seinem ersten Konzert die Verbindung des in Paris ausgebildeten Spaniers Joaquin Turina mit der französischen Kultur und Maurice Ravel (der wiederum Spanien liebte) vor: Die flirrend mystischen Streicherklänge, die fahlen Stimmungen und die Energie der Rhythmen zeichneten beide Werke aus und wurden von den Modiglianis mit großer Klangsinnlichkeit und schillernden Farben dargeboten.
Getragen vom gemeinsamen Atem der vier Herren erklang geheimnisvolles Flageolett-Rauschen, doch auch im wilden Brodeln und der kontrastreichen Dynamik setzten sie starke Akzente. Schuberts beliebtes d-Moll-Quartett „Der Tod und das Mädchen“ wirkte auf den Punkt gebracht in einer straff vorwärtsdrängenden Interpretation. Die Variationen im langsamen Satz wuchsen aus den choralartigen Fortschreitungen des Themas heraus, bald vogelleicht in der ersten Geige über dem Herzklopfen der Unterstimmen, bald singend im Cello oder vereint in einem silbrig entrückten Gambenklang. So hellwach und intensiv musizierend begeisterten die Franzosen das kundige Publikum.