China und die Energiewende

Gerne präsentiert sich China als Speerspitze der Energiewende. Einer Studie der Organisation Global Energy Monitor zufolge, baut die Volksrepublik aktuell fast doppelt so viele Kapazitäten für Wind- und Sonnenenergie auf, wie der Rest der Welt zusammen.
Von Christoph Flatz
neue-redaktion@neue.at
Die Investitionen in Grüne Technologien tragen mit bis zu 40 Prozent maßgeblich zum dringend benötigten Wirtschaftswachstum bei. Doch Chinas Energiehunger kennt fast keine Grenzen. Für 2025 wird ein Zuwachs des Energiebedarfs von rund 16,5 Prozent erwartet. Parallel dazu gingen im ersten Halbjahr 2025 so viele Kohlekraftwerke neu ans Netz wie seit 9 Jahren nicht mehr. Außerdem befinden sich 25 neu genehmigte Kohleprojekte in der Pipeline. Eine Strategie zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen fehlt gänzlich.
Der Ausbau der erneuerbaren Energie zahlt sich wirtschaftlich aus. Im Jahr 2024 trug der Sektor bereits mit 10 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei (erneuerbere-energie.at). Umgerechnet 1.900 Milliarden US-Dollar flossen in den Ausbau der E-Mobilität und den Ausbau von Strom- und Schienennetz – allerdings auch in den Ausbau der Atomenergie. Im vergangenen Jahr legte der Sektor um „nur“ 13 Prozent im Vergleich zu 2023 (33 Prozent) zu. Besonders erfolgreich sind dabei die Sparten E-Mobilität und Batterien. Mittlerweile fährt jedes zweite in China verkaufte Auto mit Strom aus der Steckdose. Außerdem produziert die Volksrepublik weltweit mit Abstand die meisten E-Autos.
China hat heuer als erstes Land der Welt die Marke von 1.000 Gigawatt Solarleistung überschritten. Seit April sind außerdem mehr Kapazitäten für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien installiert als aus fossilen Brennstoffen. Die tatsächliche Bilanz sieht allerdings bescheiden aus: Obwohl sich die Kraftwerksleistung der Erneuerbaren im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hat, stammten im ersten Halbjahr 2025 nur knapp 24 Prozent vom gesamten Strommix tatsächlich aus Sonne und Wind. Den Großteil produzieren immer noch Kohlekraftwerke. Es wundert deshalb nicht, dass China nach wie vor der weltweit größte CO2-Emittent ist, ein Viertel zum globalen CO2-Ausstoß beiträgt und seinen Klimazielen hinterherhinkt.
Auch für die meisten der 1,4 Milliarden Einwohner ist der Begriff „Klimaschutz“ nur ein theoretisches Konzept. Die Wechselwirkung zu den häufigen und heftigen Naturkatastrophen sowie den Hitzerekorden legen chinesische Staatsmedien erst gar nicht offen (tagesschau.de).
